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Das Jüngste Quoten-Gericht: Britt muss liefern – die Sat.1 Daytime

Immer montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal im Blick: Die wohl größte Baustelle im deutschen Privatfernsehen.

Am heutigen Montag vollführt Sat.1 den ersten Schritt des vielzitierten „Paradigmen-Wechsels“ im Nachmittagsprogramm. Der Bällchensender setzt zwar noch nicht auf «Volles Haus!», zieht aber den Start von «Britt – Der Talk» vor, denn ursprünglich war Britt Hagedorns Talkformat als Teil des neuen dreistündigen Dauerformats angekündigt worden. Doch wegen der überaus positiven Resonanz bei der «Volles Haus»-Ankündigung hat man die Pläne umgeworfen und schickt Britt nun früher auf Sendung, wie Sat.1-Chef Daniel Rosemann bei einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche durchblicken ließ.

Ob es tatsächlich Themen wie „Botox – vorher war besser als nachher“ oder „Tanztee oder Tinder – auf meinen Topf passt kein Deckel!“ braucht, wird der Zuschauer entscheiden, Fakt ist: die Sat.1-Daytime krankt – vor allem am Vorabend. Dort soll es künftig das Doppel aus «Doppelt kocht besser» und eine Normalo-Version von «Mein Mann kann» richten. Auf Scripted Realitys wird man künftig aber nicht verzichten, so bleiben «Lenßen übernimmt» und Klink am Südring>> weiterhin Teil des Programmschemas. Was ändert sich eigentlich? «Buchstaben Battle», das bis zuletzt die 11-Uhr-Stunde bespielte und in der vergangenen Woche einen kleinen Aufschwung erfuhr, verabschiedet sich gänzlich aus dem Programm. Am vergangenen Donnerstag markierte man mit 7,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe den besten Wert im Oktober, doch das Quotenproblem ist hausgemacht. Mit der Einführung der Wiederholung von «Doppelt kocht besser» im Juli, gerieten ob der schwachen Kochshow-Zahlen auch die des «Buchstaben Battles» unter die Räder. Nun soll es im Anschluss an das quotenstarke «Sat.1-Frühstücksfernsehen» die Wiederholungen von «Britt – Der Talk» und «Doppelt kocht besser» richten. Da der Unterföhringer Sender ohnehin keine neue «Buchstaben Battle»-Folgen mehr produzieren ließ, ist es eine konsequente Entscheidung, aus Quotensicht ist es aber sicherlich nicht die die beste Wahl, auch wenn «Doppelt kocht besser» am Donnerstag und Freitag sehr gute 11,4 und 9,4 Prozent Marktanteil einfahren konnte.

Im weiteren Verlauf der Daytime folgen drei Ausgaben verschiedener «Auf Streife»-Formate. Doch auch hier stellt sich die Frage, warum sich Sat.1 eigentlich unbedingt von seinen Scripted-Realitys trennen möchte. «Auf Streife – Die Spezialisten», «Auf Streife – Berlin» und «Auf Streife» waren in den vergangenen Wochen und Monaten ein verlässlicher Quotenlieferant zur Mittagszeit. In der vergangenen Woche lief es nur am Montag mit Werten zwischen 3,2 und 4,5 Prozent wirklich übel, an den anderen Tagen lag immer mindestens eine Sendung oberhalb des derzeitigen Senderschnitts von rund sieben Prozent. Teilweise reichte es sogar für 9,2 Prozent bei «Auf Streife» am Mittwoch, in den Wochen zuvor holte man nicht selten auch deutlich zweistellige Werte. Und auch für «Klinik am Südring», das in abgewandelter Form nun als «Südklinik am Ring» bei RTLZWEI in neuen Folgen zu sehen ist, läuft es eigentlich gar nicht schlecht. Dennoch verzichtet Sat.1 auf die Doppelfolge und zeigt ab heute ab 15:00 Uhr nur noch eine Ausgabe. Zumindest auf dem Gesamtmarkt bewegte sich «Klinik am Südring» stets im grünen Bereich zwischen 5,9 und 7,4 Prozent, in der Zielgruppe holte man zu Beginn der Woche 3,9 Prozent, schaffte es aber im Verlauf der zweistündigen Sendestrecke sich auf 6,0 Prozent zu steigern. Am Donnerstag stieg das Ergebnis dann sogar auf 8,1 Prozent in der 16-Uhr-Stunde. Am vorvergangenen Sonntag brachte es die Sendung sogar auf herausragende 13,1 und 9,1 Prozent.

«Britt – der Talk» kann also auf einem durchaus hohen Grundniveau aufbauen, es muss sich zeigen, ob der Daily-Talk nicht nur eine positive Resonanz hervorruft, sondern auch einen Einschaltimpuls darstellt. Dann könnte es auch für «Lenßen übernimmt» in der 17-Uhr-Stunde wieder regelmäßig gute Zahlen geben. Der Rechtsanwalt mit dem ikonischen Schnurrbart kam in der abgelaufenen Woche ab 17:00 Uhr nur am Mittwoch auf Werte jenseits des Senderschnitts. Der Wochenschnitt lag hingegen bei mäßigen 5,9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Immerhin: Mit 7,5 Prozent Marktanteil beim Gesamtmarkt lief es durchweg sehr stark. Dreimal durchbrachen die Ausgaben auch die Millionen-Marke. Ab 18:00 Uhr hielt «Lenßen übernimmt» zwar die Reichweiten konstant, doch dies sorgte für eine Verminderung der Quoten um zwei Prozentpunkte auf dem Gesamtmarkt und 1,3 Punkte in der Zielgruppe. Somit lässt sich festhalten, dass die Entscheidung sich von der zweiten «Lenßen übernimmt»-Stunde zu trennen logisch ist.

Wenige logisch ist dagegen die Tatsache, dass Alexander Kumptner noch immer im Vorabendprogramm des Privatsenders moderieren darf. «Doppelt kocht besser» krebst seit dem Sendestart im Juli bei durchschnittlich 3,5 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen herum. In der vergangenen Woche sank die Quote am Dienstag sogar auf 1,8 Prozent – Allzeit-Tiefstwert. Warum die verkorkste Kochshow dennoch im Line-up der Access bleibt, bleibt Daniel Rosemanns Geheimnis. Bleibt zu hoffen, dass Rosemanns Idee, das Primetime-Format «Mein Mann kann» zum Vorabend-Format umzuwandeln, verfängt und Daniel Boschmann ähnlich abliefern kann, wie im Juli und August als montagabends bis zu 10,5 Prozent Marktanteil möglich waren. Zwar verzeichnete man in den fünf ausgestrahlten Ausgaben ein wechselhaften Zuschauerinteresse, doch bis zuletzt rutschte das Format nie unter die Millionen-Marke, was in diesen Zeiten einen beachtlichen Erfolg für ein Sat.1-Format darstellt. Rosemann muss hoffen, dass «Britt» und Boschmann die Erwartungen erfüllen und nicht zum nächsten Fehlschlag in der Sat.1-Daytime werden. Sonst könnte auch die Luft von Daniel Rosemann dünner werden.
24.10.2022 14:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/137735
Veit-Luca Roth

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