Die Amerikaner töteten einen Ägypter mit einer Drohne, US-Präsident Joe Biden feierte dies als großen Erfolg. Selbst die «Tagesschau» berichtete über das Ereignis, aber auch in der Form, wie sie das sollte? Ein Kommentar von Fabian Riedner.
Etwa 70 Prozent der Deutschen verfolgen regelmäßig Fernsehnachrichten und die «Tagesschau» ist die älteste noch bestehende Sendung im deutschen Fernsehen. Es werden bis zahlreiche Ausgaben am Tag erstellt und ausgestrahlt. Die «Tagesschau»-Hauptausgabe ist die mit Abstand meistgesehene Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen. Daher liegt der Anspruch auf Einhaltung des deutschen Pressekodex, also mit den journalistischen Grundsätzen der Wahrheit, Aktualität, Objektivität, Ausgewogenheit, Diskriminierungsverbot und Verständlichkeit zu berichten, besonders hoch. Nicht nur die ARD muss auf ihre Inhalte aufpassen, auch das ZDF wie auch RTL und Welt sollten bei deutschen Werten bleiben und nicht die zweifelhaften Erfolge und deren Moral zu eigen machen.
Die amerikanischen Soldaten haben sich in ihrer Geschichte nicht immer Freunde gemacht. Der Einmarsch in den Irak und in Afghanistan waren blutig, vor Gericht musste keiner der politischen Entscheider. Die Tötung des in Saudi-Arabien geborenen Osama bin Laden unter der Operation Neptune Spear war am 2. Mai 2011 in den frühen Morgenstanden pakistanischer Zeit mit den Navy Seals ein voller Erfolg – zumindest für den US-Präsidenten Barack Obama.
Doch mit internationalem Recht hatte das wenig zu tun: Bei der rund 40-minütigen Militäraktion in der nordpakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Vorort Bilal Town wurde nicht nur der ehemalige ad-Qaida-Anführer erschossen, sondern auch vier weitere Personen, darunter einer seiner Söhne. Mehrere Menschen wurden verletzt und 17 Personen wurden gefesselt sich selbst überlassen. Das Militär hat sogar den Leichnam im arabischen Meer bestattet.
Nicht nur in den Vereinigten Staaten von Amerika wurde diese Aktion gefeiert, sondern auch in weiteren westlichen Ländern. Dabei ist diese Art von Kriegsführung abzulehnen, denn man hätte bin Laden auch vor ein westliches Gericht, wie den Internationalen Gerichtshof im niederländischen Den Haag stellen können. Außerdem stünde der Leichnam der Familie zu und es ist bis heute nicht geklärt, welche Verbrechen der Sohn von bin Laden begangen hat. «Tagesschau»-Sprecher Torsten Schröder moderiert die Tatsache an, der Bericht aus Washington D.C. spricht sogar in einem Nebensatz von einer „Hinrichtung“. ARD aktuell-Korrespondent Udo Lielischkies sprach damals sogar von einem Triumph Obamas, den Terror-Chef gezielt töten zu lassen. (Er sprach aber auch sehr besonnen darüber, dass Demokratie eher die Lösung sei als "heiliger Krieg", was sich durchaus auch auf Obamas Mission beziehen lässt, was aus Sicht der Amerikaner ja ebenfalls ein heiliger Krieg war/ist.)
Immer wieder gibt es Berichte, dass die Amerikaner, vor allem aus der deutschen Basis Ramstein, Drohnen-Flüge zum „gezielten“ Abschuss von Feinden des Landes vornimmt. Dabei ist es in der westlichen Berichterstattung fast üblich, die großen Kollateralschäden unter den Tisch fallen zu lassen. Joe Biden, unter Obama Vizepräsident der Vereinigten Staaten, setzt diesen Tötungskurs fort. Aiman az-Zawahiri, seines Zeichens Mitverantwortlicher für den Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 und weiterer Terrorakte gegen die Vereinigten Staaten wurde auf eine Liste der meistgesuchten Terroristen gesetzt. 25 Millionen US-Dollar war es dem US-Militär wert, den in Ägypten geborenen Mann zu finden.
Dieser wurde schließlich am 31. Juli 2022 in der afghanischen Hauptstadt Kabul mit Hilfe einer Drohne getötet. Obwohl die Amerikaner im sogenannten Doha-Abkommen zusagten, ihre Streitkräfte aus Afghanistan abzuziehen, hatten sie es schließlich nicht umgesetzt. Joe Biden wird zitiert, die USA „haben Gerechtigkeit geliefert“. Er drohte auch unverhohlen: „Egal, wie lange es dauert, und egal, wo du dich versteckst, wenn du eine Bedrohung für unser Volk bist, werden wir dich finden und dich ausschalten.“ Solche Aussagen sind grenzwertig, denn sie überschreiten regelmäßig die gesellschaftlichen und militärischen Grenzen. Und die deutschen Medien? Diese übernehmen die Erfolgsmeldungen der Amerikaner gerne. Man könnte fast meinen: Einen Terrorkrieg gegen den Terror zu führen, sei gesellschaftlich akzeptabel.
Aber auch der Krieg in der Ukraine wird von beiden Seiten unverhältnismäßig geführt. Natürlich ist der Krieg seitens Russlands zu verurteilen, doch die Opferzahlen sind durch Tricks gestiegen. Wie die „Financial Times“ berichtete, haben ukrainische Hackergruppen fiktive Profile von Frauen in soziale Netzwerke gestellt und danach konnten ITV-Experten russische Stützpunkte in der Südukraine lokalisieren.
Der Chef der Hackergruppe, Nikita Kynsh, sagte unflätig über die Toten: "Die Russen wollen immer ficken. Sie schicken [eine] Menge Scheiße an Mädchen, um zu beweisen, dass sie Krieger sind." Nach Informationen des Portals „Ukrainska Pravda“ soll danach das russische Militärlager in Melitopol unter Artilleriefeuer gekommen sein.
Fakt: Krieg ist grausam, hart und unnötig. Aber: Menschen gezielt zu einem Überfall zu steuern, ist ebenfalls nicht die Art, über die man klatschen sollte. Wo ist der Idealismus bei den Berichterstattungen?
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