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Buchclub: ‚Jürgen Habermas - Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit‘

Der Ökonom beschäftigt sich mit dem Internet und stellt die Frage, um damit die Massenmedien dauerhaft beschnitten werden.

Jürgen Habermas studierte Ökonomie, deutsche Literatur, Geschichte, Psychologie und Philosophie in Göttingen. Als Professor an den renommierten Universitäten Heidelberg, Frankfurt am Main und der University of California in Berkeley gab er sein umfassendes Hintergrundwissen an die jüngere Generation weiter. Als Direktor des Max-Planck-Instituts erforschte er die Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg. Jürgen Habermas hat sein Leben der Erforschung der Gesellschaft und denen ihr zugrundeliegenden Lebensbedingungen gewidmet. Mit zahlreichen Ehrendoktorwürden und Preise geehrt, erhielt er 2001 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2004 den Kyoto-Preis. Somit ist es nicht verwunderlich, dass er auch im "zarten" Alter von 93 die Füße nicht stillhalten kann. 2022 befasst er sich erneut mit dem Strukturwandel der Öffentlichkeit.

Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit
Jürgen Habermas wies 1962 in seinem Buch der Öffentlichkeit einen Platz zwischen dem politischen System und der Zivilgesellschaft zu. Seit dem Erscheinen seines ersten Buches wurde dieses Thema immer wieder aufgegriffen und auch der Begriff der Demokratie damit in Verbindung gebracht und thematisiert. Habermas selbst befasste sich immer wieder mit Bestandssicherung des demokratischen Gemeinwesens. In seinem neuen Buch sieht er gravierende Veränderungen in der Demokratie und der Medienstruktur durch die Digitalisierung. Das Kernstück seines neuen Buches bildet ein Essay, der sich mit den Neuen Medien sowie deren Plattformen auseinandersetzt. Diese drängen seiner Ansicht nach die traditionellen Massenmedien in den Hintergrund. Die neuen Kommunikationsformen beschädigen seiner Meinung nach die Selbstwahrnehmung der politischen Öffentlichkeit. Das bedeutet einen neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit, der schwerwiegende Konsequenzen für den deliberativen Prozess der demokratischen Willens- und Meinungsbildung.

Worin bestehen Habermas Bedenken?
In den traditionellen Massenmedien wurden die Inhalte immer vor der Veröffentlichung auf Ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Dieser "Gatekeeper" existiert in den Neuen Medien nicht wirklich. Jürgen Habermas hat sich in seinem neuen Buch mit den Folgen des neuen Strukturwandels auseinandergesetzt. Die Tendenz zu den sogenannten Fake News, die nicht oder nur teilweise überprüft werden, zieht schwerwiegende Folgen nach sich. Einerseits birgt der neue Strukturwandel emanzipatorisches Potenzial, andererseits bestärkt es zentrifugale Kräfte der Gesellschaft und zur Erodierung der demokratischen Öffentlichkeit. Darüber hinaus gibt e keine Grenzen mehr zwischen "privat" und "öffentlich". Somit verschwindet der "inklusive Sinn von Öffentlichkeit". In den letzten 60 Jahren seit der Veröffentlichung seiner ersten Arbeit zu diesem Thema haben Demokratien Schwächephasen durchlebt und manche Staatsbürger litten unter Politikverdrossenheit und wieder andere wurden zu Rechtspopulisten. Habermas Meinung nach ist ein demokratischer Verfassungsstaat dann krisensicher, wenn die Menschen sich dem zwanglosen Zwang des besseren Arguments bereitwillig unterwerfen.
04.10.2022 12:58 Uhr Kurz-URL: qmde.de/137226
Sebastian Schmitt

super
schade


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