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Die Kritiker: «Steirerstern»

In der Steiermark wird eine Indie-Musikerin ermordet. Musste sie wegen ihrer Beziehung zu einer Schlagersängerin sterben?

Stab

Darsteller: Hary Prinz, Anna Unterberger, Bettina Mittendorfer, Christoph Kohlbacher, Emily Cox, Anna Friedberg
Musik: Roman Kariolou
Kamera: Peter von Haller
Drehbuch: Maria Murnberger und Wolfgang Murnberger
Regie: Wolfgang Murnberger
Bands, die völlig unterschiedliche Musik machen und deren Mitglieder einander nicht leiden können, dürfte es zur Genüge geben. Geschichten über eine Metalcore-Musikerin, die eine Beziehung zu einem Softcore-Singer-Songwriter eingeht, dürften da schon eine Spur ungewöhnlicher sein. Und die bezaubernde Sängerin einer Indie-Band, die sich Hals über Kopf in eine steirische Schlager-Frontfrau verknallt? Das ist der Stoff, aus dem in Deutschland und Österreich Fernsehfilme gemacht werden, sofern spätestens nach einer halben Stunde eine der beiden tot ist.

Genau nach diesem Muster funktioniert «Steirerstern», den das Erste am kommenden Samstagabend zeigen wird: Die Schlager-Lady heißt Jana Skoff (Emily Cox) und orientiert sich sexuell gerade um, nachdem sie sich entschieden hat, sich von ihrem Ehemann und Bandkollegen zu trennen, um mit der alternativen Alex (Anna Friedberg) noch einmal ganz neu anzufangen. Dem Ex-Partner war die neue Beziehung natürlich von Anfang an ein Dorn im Auge, genauso wie Janas Eltern und ihrem Musikmanagement, die allesamt von ihrem Image als steirisches Schlagergirl profitiert haben – und steirische Schlagergirls sind eben auch noch in der heutigen Zeit heterosexuell.

Viele Verdächtige also, an denen sich Sascha Bergmann (Hary Prinz) und Anni Sulmtaler (Anna Unterberger) in diesem Fall abarbeiten können, wobei jedoch nur selten Spannung aufkommt. Dafür sind die eingebauten Wendungen nämlich viel zu vorhersehbar und beschränken sich auf ein überschaubares Spektrum an möglichen Mördern: Janas Familie, die Hintermänner aus dem Musikbusiness oder die Rivalinnen von der Band des Opfers, die über die Schlagergruppe sowieso die Nase rümpfen.

Dabei hätte diesem ursteirischen Film wohl gerade ein bisschen mehr Lebensnähe ganz gut getan: allem voran im Hinblick auf die Frage: Ist die Schlagerwelt auch heute noch so rückständig, wie sie es früher wahrscheinlich war? Denn die Vorstellung, dass im urkonservativen Schlagermilieu lesbische Frauen einen schweren Stand haben, mag vielleicht auf die alten Fans zutreffen; bei der jüngeren Generation, die in Bierzelten von Graz bis Garching einen Helene-Fischer-Hit nach dem anderen mitgrölt, dürften die Berührungsängste schon deutlich geringer ausfallen. „Das darf auf keinen Fall rauskommen?“ Im Gegenteil: Wahrscheinlich dürfte man mit einer solchen unverfälschten Ehrlichkeit mittlerweile nur noch mehr Platten verkaufen. Nur, dass ohne diese gestrigen Vorstellungen der Handlungsstrang eben nicht funktioniert. Schließlich ist dieser Fall um ein offenes Geheimnis herum gebaut, dass nur nicht in die schlagerselige Außenwelt dringen darf.

Der Film «Steirerstern» ist am Samstag, den 24. September um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
23.09.2022 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/137075
Oliver Alexander

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Steirerstern

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