Seit einigen Tagen ist die neue ZDFneo-Serie «Ruby» in der ZDFmediathek zu sehen. Quotenmeter sprach mit Hauptdarstellerin Böger über die klassische Fernsehnutzung und ihre früheren Projekte.
Hallo Frau Böger. Ab 13. September 2022 strahlt ZDFneo die neue Sitcom «Ruby» aus. Freuen Sie sich schon, dass die Serie im linearen Fernsehen läuft?
Klar, freue ich mich, dass die Serie auch linear zu sehen ist. Auch wenn ich selbst eher eine Mediathek-Nutzerin bin, glaube ich, dass man da noch mal anders Aufmerksamkeit generieren kann und auch Leute erwischt, die zufällig rein schalten. Und das freut mich natürlich!
… oder nimmt man heutzutage die Ausstrahlung nur noch in der Mediathek wahr?
Man erreicht je nach Ausstrahlung ganz unterschiedliche Leute - je nach Alter, Lebensbereichen - oder zum Beispiel Menschen, die um 21:45 Uhr schon schlafen! Ist doch toll, dass es beides gibt. Super ist auch, dass man die Serie viel einfacher Weiterempfehlen kann und so mehr Leute von der Ausstrahlung erfahren.
«Ruby» ist die Adaption der britischen Serie «Miranda». Inwiefern wurde die Serie eingedeutscht?
Seitens Kamera und Look nah sind wir relativ nah am Original geblieben und wollten eine Art Retro-Feeling, ein zu-Hause-Gefühl aufkommen lassen. Bei dem Projekt ging es auch darum, auszuloten, wie man eine klassische Sitcom aus den 90ern heute erzählen kann.
Letztendlich haben wir aber mit den Büchern und der Vision von Giulia Becker etwas ganz eigenes daraus gemacht, das Format hat eine ganz eigene Identität bekommen.
Was geblieben ist, ist der Kern: Eine Frauenfigur, die sich keinen Konventionen unterwirft und einfach so ist, wie sie ist.
Das recht ereignislose Leben von Ruby wird auf dem Kopf gestellt als ihr alter Schulfreund David ein Bistro in der Stadt eröffnet. Ist das der Start einer Lovestory?
Viel mehr als das. Es ist eine Lovestory im Sinne einer Liebeserklärung für das Seltsame, das Auffällige, das Laute, das Quatsch-machen, das Unkonventionelle. Es ist das Portrait einer Frau, die nicht so tickt, wie alle bzw. wie es alle von ihr erwarten.
Schauen Sie eigentlich auch privat Sitcoms?
Gerne. Von den alten Klassikern «Modern Family» oder «The Extras», zu aktuellen Formaten wie «After Life» oder auch «Merz gegen Merz».
Bei uns in der Redaktion standen zuletzt Serien von ZDFneo wie «Doppelhaushälfte» hoch im Kurs. Ist der Sender zum Eldorado für kreative Projekte geworden?
Ja! Zum Teil aufregender als Netflix, was mittlerweile im Öffentlich-Rechtlichen passiert. Es ist toll, dass es Platz für junges Erzählen gibt. Besonders viel Comedy - mit dem Mut, ganz unterschiedliche Farben von Komik auszuprobieren.
Sie waren in zwei Folgen der Sat.1-Serie «23 Morde», die Sat.1 vier Jahre lang nicht ausstrahlen wollte. Hat sich der Sender Ihnen und auch Kollegen geäußert, warum man sich nicht traute?
Nein.
Etwas träge war der WDR mit der Serie «Meuchelbeck». Nach der ersten Staffel im Jahr 2015 dauerte es vier Jahre, bis die zweite Staffel gestartet wurde. 2023 wird keine neue Staffel kommen. Wie haben Sie von der Absetzung erfahren?
In einem sehr freundlichen Gespräch mit Gebhard Henke. Transparent und wertschätzend.
Haben Sie eigentlich manchmal das Gefühl, dass auf Senderseite wenig Begeisterung für Serien entstehen. Sat.1 strahlt vier Jahre lang die Serie nicht aus, der WDR braucht ebenfalls so lange, um eine weitere Staffel zu bestellen.
Auf mangelnde Begeisterung würde ich es nicht zurückführen. Aber es ist eine so große Suchbewegung entstanden, es wird vieles Neues ausprobiert und manchmal laufen die verschiedenen Abstimmungsprozesse nicht wirklich rund. Das führt dann teilweise zu extrem langsamen Entscheidungen. Das ist natürlich total schade. Umso mehr freue mich aber, wenn Vertrauen gegeben wird und echter Spielraum für Neues entstehen kann.
Sie leben in Frankfurt am Main, zahlreiche Kollegen in Köln, Berlin, München oder Hamburg. Was gefällt Ihnen so gut an der Börsenstadt?
Ich finde und fand Frankfurt schon immer sehr international. Die meisten Menschen sind zugezogen und kommen wirklich aus allen Teilen der Welt. Im Kindergarten meiner Tochter, eine ganz durchschnittliche städtische Einrichtung, gibt es bei 60 Kindern 26 Nationalitäten. Das finde ich lebendig und interessant. Gleichzeitig ist die Stadt so übersichtlich und kompakt, dass alles mit dem Fahrrad erledigt werden kann. Und für diese Größe wiederum hat Frankfurt ein sehr spannendes Kunst- und Kulturprogramm. Ich genieße das Leben dort wirklich sehr!
Vielen Dank für das Gespräch!
«Ruby» läuft ab Dienstag, den 13. September, um 21.45 Uhr bei ZDFneo. Alle Folgen sind schon in der ZDFmediathek verfügbar.
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