Lena Odenthal ist sich sicher: Vor ihr im Verhörraum sitzt ein Mörder. Der neue «Tatort» ist ein fesselndes Katz- und Maus-Spiel.
Stab
Darsteller: Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Götz Otto, Katrin Röver, Jonathan Müller, Emre Aksizoglu
Musik: Jens Langbein und Robert Schulte-Hemming
Kamera: Cornelia Janssen
Drehbuch: Stefan Dähnert
Regie: Esther WengerEine Frau verbrennt in ihrem Auto bei lebendigem Leibe. Die gestählte Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) kann es nicht fassen. Wer ist zu einer solchen Tat fähig? Die Ermittlungen beginnen, wie üblich, im engsten Umfeld des Opfers: Odenthal und ihrer Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) sticht dabei vor allem der Ex-Ehemann ins Auge, mit dem das Opfer eine Schlammschlacht geschlagen hatte, in deren Zentrum der gemeinsame kleine Sohn stand. Aber Fehlanzeige: Der Verdächtige hatte ein wasserdichtes Alibi.
Eine andere Spur führt in die Ludwigshafener Kaserne. Das Militär ist auch in Deutschland bis heute eine klassische Männerdomäne, und manche Männer scheinen immer noch Probleme damit zu haben, wenn selbstbewusste Frauen in höheren Machtpositionen ihnen Befehle erteilen können. Männer wie Hauptmann Kessler (Götz Otto), der an besagtem Morgen von seiner Vorgesetzten Angelika Limbach (Katrin Röver) in deutlichem Ton zurechtgewiesen wird, weil es seiner Truppe mit ihren Aufnahmeritualen von gestern an Professionalität mangelt.
Nicht die einzige Frau, mit der Hauptmann Kessler in diesem Film noch aneinandergeraten wird. Denn nun beginnt „Das Verhör“, das diesem «Tatort» seinen Titel gibt, und der Macho-Militärsoldat hat seine Rechnung ohne die Frauen vom Revier in Ludwigshafen gemacht. Denn Johanna Stern und Lena Odenthal wird immer klarer, dass dieser Mann irgendetwas mit dem Mord zu tun haben muss – auch wenn sie nicht genau wissen, in welcher Beziehung er zu dem Opfer stand.
Nach außen gibt sich Hauptmann Kessler zunächst freundlich, sanft, sogar charmant. Aber bald blitzt auch im Verhörzimmer durch, was er eigentlich für ein Typ ist: ein chauvinistischer Frauenhasser, der sich daran aufgeilt, des Rätsels Lösung zu haben, auf die Lena Odenthal einfach nicht kommt – und schon bald tickt die Uhr für sie, denn erneut wird eine Frau entführt, und nur der Hauptmann kann sagen, wo sie sich befindet.
Die angespannte Situation im Verhörraum spitzt sich immer weiter zu, und Regisseurin Esther Wenger versteht es dabei sehr gut, diese Choreographie aus der selbstbewussten Frau und dem überheblichen, aber komplexbeladenen Mann spannend zu inszenieren. Wer hier wirklich Mut und Entschlossenheit – zumindest in Hauptmann Kesslers Augen sehr männliche Werte – zeigt, ist ohnehin klar. Denn wenn es hart auf hart kommt, sind sich Odenthal und Stern für nichts zu schade. Schön, dass das sehr konsequent inszeniert wurde, ohne billig zu wirken – und sicherlich war es auch der richtige Schluss, dass am Ende Lena Odenthal gestärkt aus dieser Situation hervorgeht. Auf viele weitere Krimis mit ihr, die hoffentlich genauso spannend erzählt werden.
Der Film «Tatort – Das Verhör» ist am Sonntag, den 4. September um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
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