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«Ein guter Mensch»: ein Stück türkisches Kulturgut

Derzeit ist in der ARD-Mediathek die türkische Serie «Ein guter Mensch» zu sehen. Lesen Sie hier, was das Format einzigartig macht.

Agah (Haluk Bilginer) ist heute 65 Jahre alt und war mal beim Gericht angestellt. Noch heute stapeln sich in seiner Wohnung in Istanbul die Gesetzestexte und Prozessakten. Zunehmend herrscht dort das Chaos, und auch mit Agah stimmt irgendetwas nicht. Als plötzlich sein geliebter Kater stirbt, bedeutet dieser Verlust nicht nur die Trauer um den geliebten Weggefährten, sondern dieses einschneidende Erlebnis stößt auch noch eine ganz andere Entwicklung an. Agah weiß, dass mit ihm etwas nicht stimmt, denn wie ihm jetzt gesagt wird, hatte er seine Katze tagelang nicht mehr gefüttert. Eine Erkenntnis, die ihm den Schleier vor den Augen lüftet: Er leidet an Alzheimer.

Wie kann ein Mensch damit umgehen, wenn er erkennt, dass ihm die Erinnerung an sein ganzes Leben genommen wird, dass es bald sein wird, als hätte er es gar nicht gelebt? Genau diese sehr philosophische Frage will die türkische Serie «Sahsiyet» thematisieren, und findet auch einen sehr spannenden Thriller-Zugang zu diesem Hintergrund: Denn Agah begibt sich nun auf die Mission, altes Unrecht zu sühnen, das sich schon vor sehr langer Zeit in seinem alten Heimatort zugetragen hat und bis heute nicht in seiner vollen Dimension ans Licht kam. Bevor Agah sein Leben vergisst, will er Gerechtigkeit und dafür sorgen, dass die Schuldigen von damals für ihre Tat bezahlen müssen.

Unterdessen erzählt die Serie auch die Geschichte von Nevra (Cansu Dere), der einzigen Frau in der Mordkommission, die regelmäßig zum Mobbing-Opfer ihrer sexistischen männlichen Kollegen wird. Trotzdem kommt es für sie nicht infrage, den Beruf zu wechseln, unter anderem weil sie erst seit kurzem Polizistin ist. Vorher war sie in der Privatwirtschaft tätig, wo die Versuchung, stattdessen bei der Polizei Mörder dingfest zu machen, einfach zu groß war.

Auf Deutsch heißt diese Serie aus dem Jahr 2018 «Ein guter Mensch» und wurde bereits 2020 bei MagentaTV gezeigt. Nun hat sie auch ihren Weg in die Mediathek der ARD gefunden und wird zudem auch im linearen Fernsehen ausgestrahlt – mit gutem Grund: Denn dieses Format ist ein Stück türkisches Kulturgut, das durch einen ganz besonderen Erzählrhythmus und eine sehr warmherzige Geschichte glänzt. In ihr vereinen sich starke Thriller-Genre-Elemente mit einem sehr psychologischen Ansatz, der beide Hauptfiguren – den alten Mann mit Alzheimer und die junge Polizistin, die sich gegen ihre sexistischen Kollegen wehrt – betrifft. Zwölf Folgen lang dürfen sie nun auch die Zuschauer der öffentlich-rechtlichen Anstalt bei ihrem Kampf um Gerechtigkeit begleiten, und werden davon wahrscheinlich einiges an Erkenntnis mitnehmen können, genau wie die Charaktere dieser Serie.
21.08.2022 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/136391
Oliver Alexander

super
schade

79 %
21 %

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Sahsiyet Ein guter Mensch

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