Immer montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal steht der seit 20 Jahren anhaltende Erfolg von «Wer wird Millionär?» im Mittelpunkt.
Anfang des Jahres machte Sat.1 von sich reden, indem der Sender den selbsternannten Quizonkel der Nation, Jörg Pilawa, verpflichtete. Doch etwas mehr als ein halbes Jahr später lässt sich festhalten: Die erfolgreichste Quiz-Sendung im Privatfernsehen läuft bei RTL – und nicht bei Sat.1. Dort blieb der Neustart «Quiz für dich» hinter den Erwartungen zurück. RTL hingegen setzt nach 20 Jahren weiterhin auf Günther Jauch und
«Wer wird Millionär?», drosselte aber zuletzt stark die Ausstrahlungszahl. Dies ist vermutlich auch anderen Formaten geschuldet, bei denen Günther Jauch vor der Kamera stand wie «Gipfel der Quizgiganten» – ebenfalls ein Neustart, der keinen durchschlagenden Erfolg brachte.
Das Publikum erfreut sich stattdessen bekannten Spielprinzipien, die einen neuen Twist erhalten, wie es bei
«Wer Wird Millionär? Die 3-Millionen-Euro-Woche» der Fall war. Die Sonderausstrahlung mit vier Folgen an vier Tagen hintereinander wurde erstmals im Januar getestet und sorgte im Laufe der Woche für grandiose Werte von bis zu 18,3 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe. Diesmal waren die Reichweite teils deutlich unter dem Winterniveau, was aber selbstredend an den warmen Temperaturen und den sich dadurch zur Verfügung stehenden Freizeitaktivitäten abseits des Fernsehens liegt. Dennoch braucht sich vor allem die finale „3-Millionen-Euro-Woche“-Show nicht vor den Januar-Ausgaben verstecken. Mit 4,21 Millionen Zuschauern war dies die zweiterfolgreichste Sendung dieser Art. Mit 21,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen holte man sogar über drei Prozentpunkte mehr als im Januar mit der finalen Ausgabe. Zuletzt war Günther Jauch im Juni 2016 erfolgreicher, brauchte dazu aber Unterstützung prominenter Kandidaten bei einem „Prominenten-Special“. Damals waren 21,9 Prozent bei den Umworbenen drin. Doch auch die übrigen Werte der Woche können sich sehen lassen und lagen zwischen 11,9 und 15,2 Prozent und somit stets weit oberhalb des RTL-Schnitts.
Beeindruckend dabei ist auch, dass auf dem Gesamtmarkt am Donnerstag die 20-Prozent-Marke fiel – und das gleich doppelt. Denn angeschoben vom starken Vorlauf erlebte auch das im vergangenen Jahr geschaffene
«RTL Direkt» eine erfolgreiche Woche. Die Reichweite kratzte einmal sogar an den vier Millionen, dieser Wert wurde nur einmal (im Januar ebenfalls im Anschluss an «Wer wird Millionär? Die 3-Millionen-Euro-Woche») überboten. Die Quotenentwicklung der vergangenen Woche ist vergleichbar mit der der Quizshow und mündete schlussendlich in 20,0 Prozent.
Neben der Nachrichtensendung gibt es aber noch einen weiteren Profiteur im RTL-Programm: der Neustart
«Der unfassbar schlauste Mensch der Welt» mit «Bergdoktor»-Darsteller Hans Sigl. Das als Quizsendung getarnte Late-Night-Format hatte mit 10,5 und 11,0 Prozent Marktanteil einen soliden bis guten Einstieg, steigerte sich im weiteren Verlauf auf 14,0 bis hin zu grandiosen 16,8 Prozent. Das Quizgenre, das im deutschen Fernsehen stets ausgiebig bedient wird und wurde, erlebt dieser Tage förmlich ein Revival beim Kölner Sender. Spannend dürfte die Entwicklung abseits des «Wer wird Millionär?»-Umfelds sein. Kann Sigl auch ohne Jauch überzeugen? Eine Antwort darauf gibt es wohl frühestens erst am Mittwochmorgen, wenn die Quoten vom Dienstag erscheinen. Am Montag jedenfalls bildet eine zweigeteilte Jauch-Sendung den direkten Lead-in zu «Der unfassbar schlauste Mensch der Welt».
Ein Blick auf die anderen Sender
Doch auch abseits von RTL kann eine Quizsendung im Privatfernsehen überzeugen, die anders als «Wer wird Millionär?» wesentlich weniger Jahre auf dem Buckel hat. Die Rede ist vom Sensationsneustart des vergangenen Jahres bei ProSieben,
«Wer stiehlt mir die Show?». Die Produktion der FloridaTV feierte mit 18,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe ein starkes Comeback und übertrumpfte damit schon jetzt die Sommerstaffel aus dem Vorjahr. Dennoch bleibt festzuhalten: Die Reichweite im linearen Fernsehen sinkt. Die Sendung war die Ausgaben mit der zweitniedrigsten Reichweite (1,23 Millionen). Dennoch: Nur der Blockbuster am Sonntag, von dem man sich in Zukunft bekanntlich trennen will, verzeichnete eine höhere Gesamtreichweite.
«Central Intelligence» sahen 1,32 Millionen, die Quote in der Zielgrupp lag dennoch „nur“ bei 10,4 Prozent.
Das sind Wehklagen auf vergleichsweise hohem Quotenniveau, von denen Birgit Schrowange aktuell wohl nicht einmal zu träumen wagt. Dort war auch der dritte Sat.1-Neustart seit ihrem Comeback ein Schuss in den Ofen.
«Unser Mallorca» hatte zugegeben gegen den erfolgreichen Günther Jauch am Donnerstag auch keinen leichten Einstand, doch 4,8 Prozent sind deutlich zu wenig. Ähnlich mies erging es an diesem Abend auch RTLZWEI, das mit
«Beats of Berlin: Rap ist mein Leben» einen Katastrophenergebnis erzielte. Nur 1,1 Prozent sahen den ersten Teil der Berliner Rap-Doku, deren zweiter Teil wenig überraschend nun nicht mehr ausgestrahlt wird. Gezählt dürften derweil auch die Stunden von
«Zeig uns deine Stimme» bei RTL sein. Die Show am Sonntagabend krebste erneut bei weniger als sechs Prozent in der Zielgruppe herum. Noch ist die Absetzung nicht beschlossen, eine Verlängerung um eine weitere Staffel scheint mit 7,5, 5,3 und 5,5 Prozent Marktanteil aber ausgeschlossen.
VOX hingegen konnte mit zwei Kochshows in dieser Woche für ausgezeichnete Werte sorgen.
«Das perfekte Dinner» konnte am Dienstag mit 11,0 Prozent bei den Jüngeren einen so hohen Marktanteil einfahren wie zuletzt im Jahr 2013. Und auch am Donnerstag lief es mit 10,0 Prozent sagenhaft. Diesen Erfolg konnte der Kölner Sender am Sonntag dann sogar in die Primetime transportieren und fuhr mit einem Sommer-Special von
«Grill den Henssler» fantastische 10,3 Prozent ein.
Wie lief es bei den öffentlich-rechtlichen?
Während die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten derzeit weniger wegen ihres Programms als wegen der ehemaligen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger im Fokus stehen, konnte Das Erste dennoch einige Erfolge feiern. Womit wir wieder zum eingangs erwähnten Quiz-Genre kommen. Dieser findet im Ersten allerdings schon am Vorabend einen Platz in Person von Alexander Bommes und
«Gefragt – Gejagt». Das generierte am Montag zum Wochenstart 12,9 Prozent bei den Jüngeren und holte damit den höchsten Wert in dieser Staffel. Auch die
«Sportschau» am Samstagabend war ein Erfolg. Die Zusammenfassungen des ersten Bundesliga-Spieltags holten tolle 17,9 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Noch besser lief es sogar für das ZDF am Mittwoch in der Primetime.
«Aktenzeichen XY… ungelöst» markierte beeindruckende 19,0 Prozent, der beste Wert seit 2013 und der zweitbeste Wert seit Quotenmeter.de-Aufzeichnungen, die bis ins Jahr 2006 datieren.
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