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«Manifest»-Kritik – Die Sci-Fi-Seifenoper, die zum Netflix-Hit avancierte

Bei NBC wurde «Manifest» im vergangenen Jahr nach stetig fallenden Quoten abgesetzt, um letztlich aufgrund fantastischer Streamingzahlen von Netflix für eine finale vierte Staffel verlängert zu werden.

Wer in den vergangenen Wochen häufiger die Netflix-Top-Ten-Serien überflogen hat, dem dürfte auf den vorderen Plätzen immer wieder eine Serie ins Auge gefallen sein, die gar nicht zum Netflix-Originals Lineup gehört. Meist von einem eigenen Neustart wie «Stranger Things» kurzzeitig auf Platz zwei oder drei verdrängt, schafften es die ersten drei Staffeln der Sci-Fi-Serie nach kurzer Zeit immer wieder das Podest zu erklimmen. Auf was dieser immense Erfolg bei Netflix nach Sichtung eben jener drei Staffeln zurückzuführen ist, kann allerdings nur durch äußeres Engagement einiger hartnäckiger Fans erklärt werden.

«Manifest» hat wie fast jede Science-Fiction-Serie der letzten Jahre einige Hardcore-Fans vorzuweisen, die es insbesondere nach Absetzung eben jener schafften, mehr und vor allem besseres Social-Media-Marketing für ihre Serie zu betreiben, als es der einstige Heimatsender NBC je selbst konnte. Denn rein nach qualitativen Maßstäben zu urteilen, kann NBC die Absetzung betreffend, kein großer Vorwurf gemacht werden. «Manifest» startete im Jahr 2018 mit einer interessanten, wenn auch nicht übermäßig originellen Prämisse. Mit einer Mischung von Ideen aus «4400 – Die Rückkehrer» und dem einstigen Megahit «Lost» erdachten sich die Autoren eine Gruppe von Menschen, die in ein Flugzeug stiegen, nach einigen Turbulenzen landeten, während für alle, die sich nicht in diesem Flugzeug befanden, über fünf Jahre vergangen waren.

Ob die Autoren, abseits der Grundidee, tatsächlich einen Plan, der auf ein einigermaßen sinnvoll strukturiertes Ende hinarbeitet, erdacht haben, bleibt nach den ersten drei Staffeln hingegen fraglich. Die Berufungen, denen die Passagiere nach dem Wiederauftauchen ihres Flugzeuges ausgesetzt sind und die ihnen recht vage Aufträge erteilen, bleiben auch nach drei Staffeln weiterhin mysteriös. Durch das Spiel der Autoren mit religiösen Motiven, scheint man sich zumindest alle Optionen abseits klassischer Sci-Fi offen halten zu wollen. Während der ersten Staffel noch ein Grundmaß an Vorschusslorbeeren zugeschrieben werden konnte und die Fokussierungen auf den Mystery-Teil der Serie samt eines Verstehensprozesses der „Berufungen“ trotz inhaltlicher und schauspielerischer Schwächen zum Dranbleiben animierte, driftet die Serie im weiteren Verlauf immer mehr in Richtung einer familiären Seifenoper ab und die „Berufungen“, sowie die Erforschung des Absturzes geraten in den Hintergrund. Fällt den Autoren keine Erklärung für einen Bestimmten Handlungsstrang ein, so wird dieser einfach nicht weiter erläutert und bleibt unaufgelöst. Auch das Schauspiel in Manifest wandelt zudem von durchschnittlichem Network- bis zu Seifenoperniveau.

Vielleicht ist es allerdings auch genau dieses leichte Seifenoperdrama, das sich immer mehr von komplexer Science-Fiction verabschiedet, was für viele Netflix-Zuschauer die ideale Sommerlochserie darstellt. Ein leicht vor sich hin plätscherndes Familiendrama mit einigen charmanten Charakteren und Mystery-Elementen, die noch ansatzweise zum Dranbleiben animieren und keine große Aufmerksamkeitsspanne erfordern, scheint zur richtigen Zeit platziert und mit einigen die Werbetrommel rührenden Fans, für einen Netflix-Hit auszureichen.
07.08.2022 09:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/136107
Marc Schneider

super
schade

64 %
36 %

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Tags

Stranger Things Manifest 4400 – Die Rückkehrer Lost

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