Der Streamingdienst Netflix macht den Anfang, dann haut HBO Max seinen Neustart heraus. Amazon wird zum Schluss im Auenland laden.
Der aus Portchester stammende Brite Neil Gaiman ist einer der erfolgreichsten Geschichtenerzähler. Zu seinen bekanntesten Werken gehört «The Sandman», das mehr als zehn Jahre in der sogenannten „Produktionshölle“ feststeckte und erst vor wenigen Jahren dort entkam. Zunächst war ein Spielfilm geplant, für Netflix habe man eine Serie produzieren können. Zahlreiche weitere Werke kommen aus seiner Feder: «Lucifer», die Warner Bros.-Serie für Netflix und FOX, ist eine Figur aus seinem «Sandman»-Comic. Aus seiner Feder stammen auch der Spielfilm «Der Sternwanderer», der Stopp-Motion-Animationsfilm «Coraline» und die Serien «American Gods» und «Good Omens». Demnächst soll auch die Miniserie «Anasi Boys» starten, in der Malachi Kirby und Delroy Lindo die Hauptrollen übernehmen.
Gaiman, der «The Sandman» zur Chefsache machte, hat Tom Sturridge als Morpheus respektive Dream und damit den Master des Dreamlands auserkoren. Ihm zur Seite stehen eine weibliche Gegenspielerin von Lucifer (Gwendoline Christie) und die weibliche Inkarnation von Lucien, verkörpert von Vicienne Acheampong. Kirby Howell-Baptiste rundet die Besetzung als Death ab, Jenna Coleman spielt gleich zwei Versionen von der weiblichen John Constantine. Neustar Kyo Ra spielt im zweiten Teil der ersten Staffel eine wesentliche Rolle. «The Sandman» ist die erste von drei Abenteuer-Serien, in denen der Hauptdarsteller eine besondere Reise antreten muss. Ab 5. August 2022 strahlt Netflix alle zehn Folgen aus.
Während Warner Bros. Television in der britischen Hauptstadt «The Sandman» produzierte, hat das Schwesterunternehmen Home Box Office (HBO) mit 1:26 Pictures hauptsächlich im Vereinten Königreich, aber auch in Spanien und Kalifornien das «Game of Thrones»-Spin-Off
«House of the Dragon» entwickelt. Das Prequel ist 200 Jahre vor den Abenteuern der Mutterserie angesiedelt und handelt vom Erbfolgekrieg innerhalb des Herrscherhauses Targaryen. Dieser Krieg geht später als „Tanz der Drachen“ in die Geschichtsbücher ein und leitet somit den Niedergang des Könighauses ein. Die Geschichte ist nicht neu, denn die hat Mastermind George R. R. Martin bereits in der Reihe „Feuer und Blut: Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen von Westeros“ verarbeitet.
Die Erstausstrahlung von «House of the Dragon» ist für den 21. August 2022 angesetzt. In Großbritannien, Deutschland, Österreich und Italien wird die Serie bei Sky ausgestrahlt. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist die Serie bei HBO und HBO Max beheimatet. Warner Bros. Discovery ist bei der Lizenzierung pragmatisch: Wer die teuersten Rechte mit dem Produktionshaus abschließt, bekommt die exklusiven Rechte. Das war schon der Grund, warum man seit Jahren mit dem Comcast-Rivalen Sky in Europa zusammenarbeitet. Konzernchef David Zaslav teilte erst kürzlich mit, dass die internationale Expansion von HBO Max als nachrangig betrachtet werden müssen. Der Verkauf von Produktionen muss immer noch die wichtigste Einnahmequelle für die Studio-Produktionen sein.
Schließlich ist Warner Bros. Discovery über New Line Cinema an der Amazon-Serie
«Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht» beteiligt. Die Showrunner Patrick McKay und J. D. Payne haben von Amazon den Auftrag bekommen fünf Staffeln zu produzieren. Die ersten beiden Staffeln sind abgeschlossen, die erste Folge der neuen Serie startet am 2. September auf Prime Video. Neben New Line Cinema sind Amazon Studios, Harper Collins und Tolkien Enterprises an dem Projekt beteiligt.
Die Handlung beginnt mehrere tausend Jahre vor «Der Herr der Ringe» und spielt im zweiten Zeitalter von Mittelerde. Die genaue Handlung ist weiterhin unbekannt, Amazon schweigt sich weiter aus. Es könnte durchaus sein, dass zwischen den zahlreichen Tolkien-Werken auch Neuinterpretationen Einzug halten. Für Netflix wird «The Sandman» eine Veröffentlichung wie viele andere, HBO möchte mit «House of the Dragon» die guten Reichweiten von «Game of Thrones» fortführen. Und was will Amazon? Seinen ersten guten Stoff liefern, der auch fantastische Aufrufe generiert. Eine Erhöhung der Prime Video-Abonnenten ist zwar möglich, aber nicht das größte Ziel. Amazon-Besitzer Jeff Bezos wollte schon seit Jahren sein eigenes «Game of Thrones» und war zeitweise angefressen, wie solch umfangreiche Projekte wie «The Man in the High Castle» zu Rohrkrepieren wurden.
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