Ab Montag wird Dr. Adler Teil der neuen Nachmittagssendung «Team Hirschhausen!». Wir sprachen mit der Ärztin über ihre Fernseharbeit, Tabus bei Patienten und Probleme im Hochsommer.
Hallo Frau Adler, Sie sind seit vielen Jahren als Ärztin im deutschen Fernsehen zu sehen. Mussten Sie hierfür Ihre Praxiszeit herunterschrauben oder haben Sie dafür Ihre Freizeit geopfert?
Es ist schon immer so, dass ich journalistisch arbeite und die Kombination aus Praxis und über die Themen in den Medien zu sprechen, sehr befruchtend finde. Einerseits erklären mir die Patienten ihre Probleme und ich merke daran, was die Trend Diagnosen und Probleme sind. Ich höre die Fragen der Patienten und sehe welche akuten Probleme gerade zu bestimmten Zeiten herrschen. Zum Beispiel wenn die Badeseen gerade mit Saugwurm-Larven belastet ist, dann haben alle dieselben Hautentzündungen in der Stadt – also man kriegt eben mit, was ist gerade aktuell.
Und wenn man im journalistischen Bereich arbeitet, bekommt man auch hier Fragen gestellt, die vielleicht noch mal von einer anderen Perspektive ein Thema überdenken lassen. Das Mosaik an medizinischem Wissen wird auf diese Art vergrößert und eben jetzt gehört für mich da ja nicht nur das Sprechen im Fernsehen oder im Radio dazu, sondern dazu gehören auch Vorträge auf Kongressen beispielsweise oder auch bei Patientenveranstaltungen, Buchlesungen.
Und Tatsache ist, dass ich mir meinen Praxisalltag so eingerichtet habe, dass ich die zeitlichen Möglichkeiten behalten kann, diese Art der Beschäftigung mit dem Thema Gesundheit und Medizin weiterzuführen, sodass ich nicht Zeit abknapse, sondern ich das auf diese Art extra so balanciere.
Es gibt natürlich Phasen, das stimmt, da ist dann ein bisschen viel Arbeit, gerade wenn es zum Beispiel eine Buchabgabe ist oder viele interessante Projekte gleichzeitig sind.
In «Team Hirschhausen!» werden Themen wie Körpertabus angesprochen. Welche Berührungsverbote würden Sie gerne einmal ansprechen?
Über körperliche Tabus zu sprechen ist in einem Gesundheitsformat wichtig, weil unser Körper ja eben nicht nur aus „gesellschaftsfähigen“ Erkrankungen oder Balancestörungen besteht, sondern auch aus Themen, die einem peinlich sind im Verborgenen stattfinden, wo man still und leise vor sich hin leidet, wo man denkt, das ist von selber gekommen, also geht es vielleicht auch von alleine und in dieser Zeit man massiv an Lebensqualität verliert, was ein Problem ist, weil man ja nur das eine relativ kurze Leben hat.
Und das ist einfach zu schade, die Zeit dann mit Leiden zu verbringen, die man ja oft und vielleicht dann auch wirklich effektiv lösen und hindern kann. Außerdem werden manche Leiden chronisch oder sogar unheilbar, wenn man nicht darüber spricht und zum anderen hat man ja nicht nur eine Verantwortung für sich und seine Gesundheit, sondern auch für die der Mitmenschen. Gerade was die Infektionserkrankungen anbelangt, haben wir auch bei Corona gesehen – wie wichtig das ist.
Das gilt auch für die sexuell übertragbaren Erkrankungen, aber auch für Fußpilz und Warzen. Das heißt, ich möchte eigentlich alles, was Menschen als körperliches Tabu empfinden, ansprechen. Das tue ich auch immer in der Praxis und ich sehe, wie das Menschen erleichtert und wie sie merken, dass es gar keinen Grund gibt, daraus ein Tabu zu machen. Man kann auch, wo es angemessen ist, mit Humor arbeiten, also auch über Dinge gemeinsam lachen oder eben auch sagen nichts Menschliches ist uns fremd. Doch Ärzte haben ja auch Leiden, sind ja auch keine Maschinen, sind ja auch Menschen und es ist wichtig, dass das in einem geschützten Raum passiert.
Und wenn Themen aus der Tabu-Ecke rauskommen und man sieht, dass man helfen und heilen kann, dann das Ziel, das ich erreichen wollen würde, schon erreicht. Und Tabu-Themen hat jeder tatsächlich andere, von daher kann ich gar nicht sagen, welches genau ich jetzt als erstes besprechen will. Ganz generell ist natürlich alles rund um Untenrum, also Intimbereich, Po, also alles was Verdauung und Sexualität auch anbelangt, eher mit einem Tabu besetzt.
Aber es kann auch Schnarchen sein, was Männer peinlich finden oder Haarsaufall, was Frauen peinlich finden oder auch Körpergeruch, aufs Klo gehen… Und Männer haben Probleme mit der Erektionsthematik.
Sie sind auch auf Ernährungsmedizin spezialisiert. Inwieweit stecken gesunde Ernährung, Gewicht und Hautprobleme zusammen? Und warum können sich Adipositas-Erkrankte nicht einfach auf Gemüse umsteigen?
In der dermatologischen Praxis habe ich begonnen Ernährungsmedizin intensiver zu betreiben, weil sehr viele Hauterkrankungen über eine angepasste Ernährung oder auch Nahrungsergänzungsmittel bei Mängeln, die man im Blut messen kann, geheilt werden können, oft besser als nur durch Cortison und Antibiotika-Cremes von außen. Das heißt, die Haut wird von innen aufgebaut, sie braucht Mikronährstoffe also Vitamine, Spurenelemente, Omega-Fettsäuren… Der Darm braucht lösliche Ballaststoffe und probiotische, also lebendige Nahrungsmittel mit echten Bakterien, um den Körper, das Immunsystem und auch die Haut von innen zu versorgen mit Mikronährstoffen und Immunsystem relevanten Stoffe und mit echten Bakterien, die auch auf die Haut und die Schleimhäute kriechen und so das regionale Mikrobiom stärken.
Übergewicht ist natürlich auch ein Thema, was auch die Haut strapazieren kann. Von wegen Beinödeme, also Schwellungen, Infektionen in den Körperfalten, Cellulite ist ja auch ein Thema, Wundheilungsstörungen, Krampfadern, Entzündungen, also es gibt eine Menge Themen, die auch mit Übergewicht in der Dermatologie zu tun haben. Aber das ist quasi die Ernährungsberatung zum Abnehmen- das ist nur ein Teilbereich der Ernährungsmedizin.
Und kein Gemüse mehr also nur Gemüse zu essen, um abzunehmen? Man braucht auch Eiweiß, also man braucht schon alle Mittel, also alle Makro-Nährstoffe, es kommt da eben auf die Menge an und auf die Qualität, also Zucker ist nicht gleich Zucker und auch Eiweiße müssen gut gewählt werden, damit sie im Körper auch zu wirksamen Proteinen umgebaut werden können, sogar Fette braucht unser Körper. Beim Abnehmen geht es um viele Aspekte: Kalorien, Qualität der Lebensmittel, Essenpausen, Grundumsatz sowie Bewegung. Auch um das Halten des erreichten Gewichts.
Also man muss hier bewusst essen und seine Lebensmittel nach Qualität aussuchen und eine ursprünglichere pflanzenbetonte Kost ist für den ganzen Körper gesund, hilft natürlich auch bei der Gewichtskontrolle. Hier sollte man immer den Ruheumsatz im Blick haben, sich also auch körperlich betätigen und sich bewusst machen, wie viele Kalorien nehme ich denn eigentlich zu mir? Da täuscht man sich ziemlich schnell. Hier können Essenswagen und Apps helfen, um ein Gefühl für Mengen und Kaloriendichte zu bekommen. So was mal ruhig mindestens eine Woche durchziehen. Das kann auch bedeuten, dass man nicht weniger essen muss, dafür aber klüger.
Ab Mitte 40 etwa altert man spürbarer, das Wachstumhormon wird weniger, die Muskelmasse verringert sich auch. Man sollte rechtzeitig gegensteuern, sich nicht überkalorisch zu ernähren und das dann eben auch unterstützen mit Bewegung und Sport, weil das natürlich auch den Grundumsatz steigert. Das kann dann nachhaltig einen Effekt haben.
Und es ist manchmal auch erleichternd, wenn der Körper ausreichend mit Mikro Nährstoffen versorgt wird, wie zum Beispiel mit Eisen oder Zink, dass die Schilddrüse gut funktioniert. Dass die Darmflora gut ist und nicht Dickmacher-Bakterien in einem kreuchen und fleuchen. Das heißt, es gibt noch viele weitere Faktoren, die eine Rolle spielen weshalb erklärbar ist, dass nur jetzt auf Gemüse setzen, das ist wichtig, aber nicht die einzige Maßnahme.
Sie haben also gut zu tun und es wird sehr viel zum Diskutieren geben. Männer klagen unter Haarausfall, Frauen über Falten. Müssen wir lernen, mit Würde zu altern? Oder kann man auf anderen Wegen seinem Körper Gutes tun? Und wie bewerten Sie das Medikament Finasterid?
Finasterid blockiert die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron, welches zehnfach so stark ist und an der Haarwurzel direkt zu Haarausfall führen kann, die Haarfollikel schrumpfen lässt und das Leben des Haares verkürzt und das wirkt ganz gut, gerade Männer nehmen das ganz gerne. Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit, mit Minoxidil von außen nebenwirkungsärmer zu arbeiten. Finasterid hat das Problem, dass das bei manchen Männern Brustwachstum hervorrufen kann bis hin zu Erektionsstörungen, Libidoverlust und Depressionen und leider auch ein sogenanntes Postfinasterid- Syndrom existiert, welches bedeutet, dass man auch nach Absetzen dieser Therapie diese Symptome nicht richtig losbekommt.
Von daher ist eben immer die Frage nach Nutzen und Risiko da und hier muss man sehr gut aufklären. Es gibt wie gesagt Patienten, die das mögen und sehr gut vertragen und auch wollen, aber das geht eben nur, nachdem man eine aufgeklärte Entscheidung getroffen hat.
So und in Würde altern das ist schwierig, also für jeden Menschen ist das sicherlich immer mal wieder schwierig zu sehen, dass nicht nur die Jugend schwindet, sondern vielleicht auch die körperlichen und geistigen Fähigkeiten, die Vitalität, die Schaffenskraft, es kommen Zipperlein, es kommen Leiden und das hat nichts mit Nicht-Würde zu tun. Die Frage ist nur, wie krampfhaft versucht man sozusagen einen auf jung zu machen und der Realität nicht ins Auge zu sehen und das zu verdrängen und alles zu kaufen, was an Dingen machbar ist, um vermeintlich jünger auszusehen. Also gerade in meiner Branche: Botox, Hyaluronsäure oder Laser kann man machen, aber vorsichtig, besser regenerativ als verändernd. Denn „aufgespritzt“ wirkt schnell grotesk und künstlich maskenartig. Also auch hier Frage der Dosis und der Balance und Technik. Oft wirkt man danach auch insgesamt nicht jünger, sondern allenfalls verändert, wie uns viele prominente Gesichter in den Medien und auch Nichtprominente im privaten Umfeld lehren.
Ich denke wahrscheinlich wichtiger für Menschen, um sich wohlzufühlen, sind gute Sozialkontakte, ist eine ausgeglichene Psyche, ist das Erhalten körperlicher Fähigkeiten, der Genussfähigkeit, den Körper zu bewegen, Sport, sozusagen den Lebensstil und die Vitalität so mehr im Blick zu haben und nicht so sehr das „Glattgeliftete“ zu sein.
Sie sind die Sommervertretung für «Sturm der Liebe» und in den Monaten Juli und August wird es sehr warm. Was können Menschen machen, die sehr stark schwitzen? Kurze Hose, T-Shirt – sind das die einzigen Lösungen?
Schwitzen ist ja erst einmal eine gute Sache, das ist eine Kühlmethode des Körpers, denn der verdunstete Schweiß macht Kühlung. Natürlich ausreichend trinken und das können Wasser und lauwarme Tees sein, die belasten den Körper am wenigsten, die werden ja auch gerne in heißen Ländern getrunken. Natürlich Schatten aufsuchen, sich nicht in die pralle Sonne setzen, wenn man sich bisschen abkühlen will, kann das natürlich auch im kühlen Nass sein, entweder im See, im Meer oder unter der Dusche, hier sehr gerne ohne aggressive Waschsubstanzen, einfach nur ein bisschen erfrischen. Und wichtig ist natürlich der Sonnenschutz. Nicht nur wegen der Hautalterung das war das Thema davor, sondern auch wegen den leider ansteigenden Hautkrebszahlen und sonst ist es auch wichtig zu wissen, dass Schweiß durchaus auch seine Vorzüge hat, nämlich die Hautdurchfeuchtung verbessert und den Säureschutzmantel stärkt, der uns robust macht gegen Hautkrankheiten. Also Schweiß ist durchaus etwas Gutes und Körpergerüchen vorbeugen tut man, indem man die Hautbarriere und den Säureschutzmantel erhält, zum Beispiel in den Achseln und wenn man da zu Geruch neigt, dann könnte man natürlich ein Antitranspirant nehmen, auch mit Aluminium, was die Schweißdrüsen-Ausführungsgänge zusammenzieht. Antitranspiranzien sind nun auch jetzt rehabilitiert und gelten nicht mehr als risikobehaftet im Hinblick auf Demenz oder Brustkrebs. Das heißt ein Antitranspirant in die Achsel ist wieder okay und man kann mit Essigwasser dort ansäuern, also ein Liter Wasser plus ein bis zwei Esslöffel Apfelessig, der Säureschutzmantel hilft den richtigen Bakterien dort zu sein. Keine alkalischen Seifen benutzen, denn die vermehren die Stinkebakterien, sondern saure synthetische Tenside pH5 (gibt es auch im Bioladen), keine synthetischen T-Shirts tragen, wenn man zu Geruch neigt, denn da stinkt es wegen des Mikrokokos der im Gewebe sitzt, der dann auch durch die Wäsche nicht eliminiert werden kann, denn das sind ja dann nur 40 Grad. Und dann natürliche Kleidung tragen, das heißt Baumwolle, Leinen, Fell und Leder passt jetzt nicht alles– aber das sind eben natürliche Materialien, wo die Stinkbakterien nicht drin kleben.
Beispiel: Fellschuhe kann man den ganzen Winter tragen, ohne Käsefüße oder Schuhgeruch, die Socken aber eben nur einen Tag.
Wer sehr stark schwitzt oder vielleicht auch krankhaft schwitzt, da gibt es mehrere Therapien, zum Beispiel gibt es ein Arzneimittel mit Metantheliniumbromid-Fertigprodukt. Das macht, dass die Schweißdrüsen für sechs Stunden ungefähr runtergefahren werden in ihrer Aktivität. Es macht aber auch ein bisschen einen trockenen Mund und eventuell wird das Scharfstellen mit den Augen etwas schwieriger. Man kann auch Botox spritzen in die Regionen, die stark schwitzen, etwa in die Achseln, Hände und Füße. Man kann eine Leitungswasseriontophorese machen, das ist so ein Schwachstrombad für die Füße und Hände oder auch nasse Schwämme verwenden, die man sich in die Achseln legt oder ein Tuch, das auch durchflossen wird von dem schwachen Strom für das Gesicht, das zieht auch die Schweißdrüsenausführungsgänge zusammen.
Dann Salbei als Bad oder als Tee wirkt so als Naturbotox also als pharmazeutisch wirksames ätherisches Öl was da drin ist, was die Übertragungen des Nervenimpulses auf die Schweißdrüse runterfährt und dadurch die Schweißdrüse weniger schwitzen lässt.
Ich sehe schon, wer solche Probleme hat, sollte nicht googeln, sondern lieber einen Facharzt oder «Team Hirschhausen!» aufsuchen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel