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Die Kritiker: «Arde Madrid»

Um das Jahr 1960 hat die amerikanische Hollywood-Diva Ava Gardner einige Zeit in Spanien gelebt. Darüber ist nun eine Serie entstanden. Kann sie überzeugen?

Madrid, 1961: In der spanischen Hauptstadt hat sich Ava Gardner einquartiert, mittlerweile 39 Jahre alt, zahllose weltweite Film-Hits in ihrer Vita und einen berüchtigten Ruf, zumindest in den Rängen der Franco-Diktatur: Ihr ausschweifender Lebensstil ist auf der ganzen Welt bekannt: Gardner lässt keine Party aus, trinkt und raucht hemmungslos, ist attraktiven, jüngeren und vorzugsweise spanischen Männern niemals abgeneigt, schläft grundsätzlich bis Mittag, und noch dazu ist ihr Haus eine Art Zufluchtsstätte für allerlei schräge Vögel geworden. Kein Wunder, dass das extrem konservative Regime gerne ein Auge auf die Frau und ihr Umfeld behalten würde.

An diesem Punkt kommt nun Ana Mari (Inma Cuesta) ins Spiel, die derzeit spanischen Frauen beibringt, dass es ihre Schuld ist, wenn ihr Ehemann sie schlagen sollte, und sie dann in sich gehen müssen, um an sich zu arbeiten: Mit dieser Lebenseinstellung ist sie perfekt dazu geeignet, ein bisschen im Haus der Amerikanerin für Franco zu spionieren. Dafür soll sie sich als Dienstmädchen ausgeben, und wird natürlich prompt angestellt. Das Problem: Ava Gardner sucht für die Posten als Zimmermädchen und Chauffeur eigentlich ein spanisches Ehepaar. Deshalb wird Ana Mari auch direkt ein unbekannter Mann zur Seite gestellt, mit dem sie nun eine Ehe vorgeben soll. Leider ist Manolo (Paco León) aber ein ganz anderer Menschenschlag als die überkorrekte Ana Mari und will aus seiner neuen Position sofort zusätzliches Geld schlagen, indem er Ava Gardners Haus als Lager für seinen Whiskey-Schmuggel benutzt, um 20.000 Peseten abzugreifen. Das kann Ana Mari natürlich nicht gefallen, auch wenn Ava Gardner eigentlich wenig dagegen haben dürfte.

Und dann ist da noch Pilar (Anna Costillo), die junge Reinigungskraft, die als unverheiratete Frau vor kurzem ungewollt schwanger wurde und ratlos ist, wie sie damit unter der Fuchtel des Patriarchats umgehen soll. Zum Glück kann Ana Mari mit ihrer Lebenserfahrung auch ihr helfen und gleichzeitig verhindern, dass Manolos krumme Geschäfte allzu sehr aus dem Ruder laufen.

Mit dieser Geschichte ist dem spanischen Telekommunikationsanbieter MoviStar eine ziemlich spannende und unterhaltsame Serie gelungen, die sowohl als interessante Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit als auch als herzhafte Komödie über das schräge Leben im Dunstkreis von Ava Gardner funktioniert. Dass sich wenige Häuser weiter das Exildomizil des argentinischen Autokraten Juan Perón befindet, sorgt zusätzlich für Zündstoff in beide Richtungen. Folgerichtig, dass das Format gänzlich in schwarz-weiß gedreht wurde, um wirklich authentisch dem damaligen Lebensgefühl in Spanien nachgehen zu können, und auch die Kameraeinstellungen von berühmten Filmen aus dieser Zeit inspiriert scheinen. Wer sich ein wenig mit amerikanischer Filmgeschichte auskennt, weiß zudem, dass Ava Gardners Karriere in dieser Phase, trotz ihrer Alkoholsucht, noch lange nicht zu Ende war, sondern einige ihrer gelungensten Filme noch bevorstanden. Ein Blick hinter derartige Kulissen, auch wenn er hier natürlich weitgehend fiktiv ausfällt, ist schließlich immer spannend. Schön, dass One diese gelungene Serie für sich entdeckte und die ARD-Mediathek um einen hübschen kleinen Sommerhit ergänzte.

Acht Folgen von «Arde Madrid» sind in der ARD-Mediathek zu finden.
13.07.2022 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/135462
Oliver Alexander

super
schade

97 %
3 %

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Arde Madrid

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