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Sonntagsfragen an Marc Rasmus (Teil II)

Diesen Sonntag erneut im Gespräch mit Quotenmeter.de: RTL II Unterhaltungschef Marc Rasmus: Ein unter den Fans hitzig diskutiertes Thema ist das Aus der Real-Life-Soap «Big Brother». Warum wurde aus "unendlich" ein Jahr? Was hat nicht funktoniert? Und wie gehts weiter? Außerdem: Marc Rasmus nimmt Stellung zu dem Vorwurf, Menschen würden sich in Clipshows verletzen.

Ein Thema, welches momentan unter den Fans heiß diskutiert wird, ist «Big Brother». Das Dorf startete vor ziemlich genau einem Jahr und war auf ewig angelegt. Dennoch ist nach einem Jahr Schluss. Warum hat das Format nicht funktioniert?
«Big Brother» hat unserer Meinung nach hervorragend funktioniert. Wir haben in der fünften Staffel ein Jahr «Big Brother» gemacht. Bei Staffel sechs haben wir keine Ende kommuniziert. «Big Brother» läuft weltweit fast überall nur 100 Tage. Wir haben die Dauer des Formats bereits mit der fünften Staffel mehr als verdreifacht. Das noch mal zu wiederholen ist fantastisch und ein ganz klarer Erfolg. Wir haben während der Staffel kontinuierlich am Konzept gearbeitet. Momentan liegen wir relativ stabil bei knapp 8 Prozent Marktanteil.

Dennoch hielten sich Meldungen, «BB» würde bald enden, relativ wacker. Bereits im Sommer meldete der Focus so etwas. In diesem Zusammenhang kam auch wieder die Frage auf, wie die neue Geschäftsführung zu dem Format steht. Josef Andorfer, der kurz vor dem Start von Staffel Sechs gehen musste, war großer Fan von «BB». Wie sieht es mit dem aktuellen Geschäftsführer Jochen Starke aus?
Ich selbst habe «Big Brother» von Stunde 0 an betreut. Ich durfte die erste Staffel mit vorbereiten, war während aller Staffeln verantwortlich für das Konzept. Ich persönlich stehe absolut hinter dem Projekt. Und so geht es allen bei RTL II: Wir entwickeln mit Hochdruck die neue Staffel, die im Herbst startet. «Big Brother» ist nicht tot und nicht zu Ende. «Big Brother» geht sicher weiter. Aber der große Bruder nimmt sich eine wohlverdiente, kreative Sommerpause.

Sie entwickeln bereits das Konzept der siebten Staffel. Was steht schon fest?
Wir werden den Eventcharakter wieder mehr hervorheben, wir gehen zurück zu den Wurzeln des Formats. Das betrifft zunächst die Laufzeit: Hier streben wir eine Größenordnung von 100 bis 200 Tagen an. Was in dieser Zeit genau passiert, das entwickeln wir gerade.

Vor der sechsten Staffel hieß es aber: „Und «Big Brother» sprach: Dies soll eure letzte Staffel sein“.
(schmunzelt) Das haben Sie gut beobachtet.

Gegen Ende wurde «Big Brother» aber weniger aufwändig produziert. Aufwändige Außenchallenges gab es ab Sommer 2005 gar nicht mehr. Musste da so gespart werden?
In der sechsten Staffel konzentrierten wir uns zunehmend auf das, was im Dorf wirklich passiert. Der Mikrokosmos sollte wieder im Vordergrund stehen, es sollte alles nicht so transparent und offen sein, wie es in der fünften Staffel war. Im Vergleich zum Ausland haben wir eine wesentlich höhere Event- und Aktionsdichte. Es geht um Aktionen, auf denen im Ausland ganze Staffeln beruhen. So etwas wird im Dorf in ein- bis zweiwöchigen Sonderaktionen thematisiert. Garten Eden ist ein Beispiel dafür. Da haben Bewohner in einem Zimmer gelebt und durften nicht entdeckt werden. Auf dieser Story basiert momentan die ganze Staffel in Holland. Dann haben wir das «Big Brother Hotel» ins Dorf gebaut. Das ist nicht eben so passiert. Auch das ist im Ausland der USP einer ganzen Staffel. Bei uns läuft das sozusagen nebenbei. Die Wertigkeit der Aktionen hat sich hinein ins Dorf verlagert. Ich erinnere an die „Worker 101“-Challenge, bei der Yousef tagelang schuftete, während die anderen feierten. Das war sehr aufwändig.

Hört sich nach „Back to Basic“ an – können Sie schon etwas Genaueres sagen? Die Fans lieben zum Beispiel die Matches.
Es wird sicher wieder Teams geben, in welcher Form auch immer. Ob es aber Matches geben wird, ob die Teams in einem Haus leben werden, das kann ich Ihnen leider noch nicht sagen.

Sie sagen, dass RTL II zurück zu den Wurzeln der Sendung gehen will – dazu fällt mir das neue Reality-Projekt von Premiere ein. Damit können Sie doch nicht wirklich glücklich sein?!
Das ist Pay-TV und hat somit eine ganz andere Zielgruppe. Wir sind so oft kopiert worden, es gab viele Reality-Projekte nach «Big Brother»… Man hat immer wieder gesehen: Es gibt ein Original, das sich durchsetzt. Das ist beim Genre Reality im Übrigen noch viel extremer als in anderen Bereichen. Der Zuschauer weiß, dass das Original im Herbst bei RTL II zurückkommen wird.

Wahrscheinlich aber auf dem 18:30 Uhr Sendeplatz.
Davon gehen wir aus. Wenn «5 gegen 5» erfolgreich läuft, wovon wir ebenfalls ausgehen, dann kommt der Große Bruder ab Herbst um halb 7.

„Das Geschäft mit dem Aua“ – so nannte Quotenmeter.de den Trend der Clipshows vor einigen Wochen. Wahnsinn, wie erfolgreich solche Formate derzeit sind – deswegen wird TV-Deutschland davon auch überschwemmt. Anfang Februar warf die Bild-Zeitung aber eine andere Frage auf: Was passiert denn mit den Opfern? Oder besser: Wieso kann der Zuschauer sicher sein, dass sich dort niemand ernsthaft verletzt?
Diese Frage wird uns im Moment sehr oft gestellt. Wir stellen unsere Clipshow «Bitte Lachen» sehr harmonisch zusammen. Es wird nichts als riskant oder gefährlich dargestellt. Natürlich fällt mal jemand vom Schlitten. Wir merken aber im Vorfeld, dass Clips angeboten werden, die auf einer wesentlich gewalttätigeren Ebene wirken – diese Clips finden bei uns keinen Platz! Und wir sind sehr, sehr froh, dass das die Zuschauer und auch Ihre Kollegen so wahrnehmen. Wir bekommen viele Zuschriften, in denen uns Menschen sagen, dass «Bitte Lachen» die unterhaltsamste – auch kinderfreundlichste – Clipshow im deutschen Fernsehen ist. Es ist die Sendung mit der geringsten Schadenfreude innerhalb dieses Genres. Der Hauptwirkungsfaktor solcher Sendungen ist eben nicht die Schadenfreude – davon bin ich fest überzeugt. Es geht vielmehr um das Überraschende und das Unerwartete. Ich schaue mir die Clips nicht an, weil ich darauf warte, dass sich da gleich jemand weh tut, sondern weil ich überhaupt nicht weiß, was in 10 Sekunden passiert. Ich weiß aber, irgendetwas wird gleich geschehen. Das macht die Lacher aus. Wir müssen keine Unfallgeschichten zeigen. Bei uns steht auch jeder wieder auf, der hingefallen ist – das wird auch gezeigt.

Wir haben viel über RTL II gesprochen, jetzt wollen wir über Marc Rasmus reden. Dazu dienen unsere «Sonntagsfragen – kurz und knapp»:
Wo schalten Sie sofort weiter, wenn Sie fernsehen?
Bei Gerichtsshows.

Vor was haben Sie Angst?
Dass die aktuell beschlossenen Steuererhöhungen die derzeitige positive Konjunkturentwicklung abbremsen.

Wen wollten Sie schon immer einmal treffen?
(überlegt) Schwere Frage. Die klassische Antwort ist hier vielleicht Nelson Mandela, weil es vielleicht die einzige große Persönlichkeit der Geschichte ist, die man noch treffen kann und die einem Dinge mit auf den Weg gibt, die einen verändern oder die man zumindest nie vergessen wird.

Besten Dank für das Interview.
05.03.2006 12:07 Uhr Kurz-URL: qmde.de/13525
Manuel Weis

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Marc Rasmus

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