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Das Jüngste Quoten-Gericht: Quote Hui, Reichweite pfui?

Jeden Montag blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal stehen vor allem die Reichweiten im Vordergrund und wie sich das Sommerloch auf die Quoten auswirkt.

Am Sonntagabend stand Heike Makatsch als Kriminalhauptkommissarin Ellen Berlinger für ihren vierten «Tatort» vor der Kamera. Es war ihr erster Fall der im Hochsommer ausgestrahlt wurde, die vorherigen drei Filme waren im März 2016, im April 2018 und im Oktober 2021 zu sehen. Alle holten deutlich höhere Reichweiten als «In seinen Augen», der mit 7,59 Millionen Zuschauern dennoch locker die größte Reichweite des Sonntags erzielte. Daraus wird deutlich, dass Urlaubsstimmung herrscht und so mancher Fernsehzuschauer sich derzeit lieber abseits der Mattscheibe vergnügt. Obwohl der gestrige Film im Vergleich zu den anderen Makatsch-«Tatorten» der reichweitenschwächste war, holte der Film in beiden Zuschauergruppen die höchste Einschaltquote. Auf dem Gesamtmarkt standen 29,9 Prozent zu Buche, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 21,7 Prozent ausgewiesen.

Von allen in diesem Jahr gesendeten «Tatort»-Filmen ist der Marktanteil bei den Jüngeren etwa im Mittelfeld anzusiedeln, die Reichweite liegt allerdings am Tabellenende, nur zwei Wiederholungen unterhielten im April und Juni weniger junge Zuschauer. Auf dem Gesamtmarkt ergibt sich ein analoges Bild. Der gestrige Film stieß in die Top3 vor, getoppt nur von den beiden Münster-«Tatorten» „Des Teufels langer Atem“ (41,0 Prozent) und „Propheteus“ (34,5 Prozent), die als einzige beiden Episoden auch mehr als zehn Millionen Zuschauer einfahren konnten. Die Reichweite von „In seinen Augen“ liegt aber nur auf Platz 17 von 25 ausgestrahlten 20:15-Uhr-«Tatorten» in diesem Jahr (Wiederholungen mit eingerechnet).

Es ist festzuhalten, dass auch der Sommer, der traditionell für niedrigere Reichweiten sorgt, nicht spurlos am ARD-Leuchtturm «Tatort» vorbeigeht. Das Publikum, das dem sommerlichen Wetter trotzt und sich weiterhin für das Krimi-Programm entscheidet, ist aber weiterhin groß, weshalb die Quoten – vor allem auf dem Gesamtmarkt – so sehr in die Höhe schießen, was sicherlich am Montagmorgen bei den Programmverantwortlichen beim Blick auf die Daten mehr ins Gewicht gefallen sein dürfte.

Ein Blick auf die anderen Sender
Vom Quotenhoch zum Quotentief, womit wir einmal mehr bei Sat.1 angekommen sind. Dort debütierte am Sonntag das zweite Format mit Birgit Schrowange, doch auch «Wir werden mehr» war kein Erfolg. Bemerkenswert ist aber, dass die Vorabendsendung mit 0,54 Millionen Zuschauern eine größere Reichweite holte als die beiden Primetime-Ausgaben von «Birgits starke Frauen», die jeweils die 0,5-Millionen-Marke unterboten. In der Zielgruppe sah es mit 5,2 Prozent Marktanteil zwar etwas besser aus, doch dieser Wert bewegt sich weiterhin unterhalb des Senderschnitts. Dass dieser Sendeplatz Potential besitzt, bewies Sat.1 in diesem Jahr unter anderem mit «Das große Backen – Die Profis», das teilweise 9,0 Prozent einfuhr. Doch Sat.1 kann es auch besser. In der Primetime fuhr man am Dienstag mit «Navy CIS: Hawaii» gar einen neuen Rekord ein. Die US-Serie, die sich in der Regel zwischen 6,0 und 7,5 Prozent einordnet, schaffte den Sprung deutlich über den Senderschnitt auf 8,1 Prozent bei den Umworbenen. Und auch Spielfilme bleiben ein Erfolgsrezept für den Bällchensender. Am Samstag holte der Animationsfilm «Coco – Lebendiger als das Leben!» tolle 10,7 Prozent, tags darauf überzeugte «Downsizing» immerhin 8,0 Prozent.

Auch bei ProSieben klappte der Aufschlag mit Blockbustern, was vor allem die Frage aufwirft, warum man sich unbedingt von dieser Programmfarbe am Sonntag trennen muss. «Birds of Prey» holte am Sonntagabend starke 12,8 Prozent – es ist offensichtlich, dass das Publikum für Hollywood-Streifen die roten Sieben ansteuert. Auch «Iron Man 2» war am Freitag von guten 10,3 Prozent der Zielgruppe gefragt. Apropos Freitag: An jenem Abend lief es auch für RTL spitzenmäßig, denn «Top Dog Germany» scheint sich nach einer soliden ersten Staffel offenbar einen Namen gemacht zu haben. Das Format konnte seinen Staffelauftakt mit 16,1 Prozent sogar noch überbieten und 16,2 Prozent einfahren.

Einen Tag später lief es dagegen deutlich schlechter. Die Samstagabendshow «Die deutsche Luftballonmeisterschaft» generierte nur einen Marktanteil von schwachen 8,0 Prozent – es war der niedrigste Wochenwert für ein RTL-Primetime-Format. Vorvergangenen Samstag holten Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk und Günther Jauch noch 15,6 Prozent. Auch Sat.1 hatte in dieser Woche mit der Freitagabendshow «All Together Now» wieder mehr Probleme als zuletzt, als die Musikshow 7,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte. Diesmal waren nur enttäuschende 5,4 Prozent drin – zweitniedrigster Wert der Sendung.

Wie lief es beim Öffentlich-Rechtlichen?
Programmhighlight in dieser Woche bei ARD und ZDF waren sicherlich die Live-Übertragungen der «Finals 2022», die von Donnerstag bis Sonntag im Tagesprogramm ausgestrahlt wurden. Ein wirklicher Erfolg wurden die Sportwettbewerbe aber nur selten. Am Donnerstag krebste Das Erste bei weniger als einer halben Million Zuschauer durch den Tag, die Quoten bewegten sich im tiefroten Bereich. Auch das ZDF, das die Übertragung am Freitag sowie am Sonntag übernahm, war nur in Ausnahmefällen erfolgreich. Die Reichweiten waren zwar etwas höher, doch auch hier blieb man stets unter der Millionenmarke hängen, einzig das gegen 14:30 Uhr ausgestrahlte Kanu-Polo konnte mit 9,3 Prozent beim jungen Publikum wirklich überzeugen. Ab 17:00 Uhr war dann noch das Frauenfußball-Länderspiel zwischen Deutschland und der Schweiz im Programm, das auf sehr gute 9,9 Prozent kam. Der im Sport etablierte Samstag war dann zumindest aus Quotensicht etwas besser für Das Erste, denn die Wettkämpfe holten im Schnitt immerhin etwas mehr als neun Prozent beim jungen Publikum. Das ZDF fiel am Sonntag dann wieder auf 6,3 Prozent im Durchschnitt zurück.

Herausragend lief es für das ZDF dagegen am Donnerstag, als man alle zehn Sendungen der Top10 der quotenstärksten Formate auf dem Gesamtmarkt stellte. Am besten lief es für die Nachmittagsausgabe der «Rosenheim-Cops», die 25,9 Prozent einfuhr. Die meistgesehene Sendung war zudem das «heute journal», das um 21:45 Uhr 4,22 Millionen sahen, und damit 220.000 Zuschauer mehr als die «Tagesschau» um 20 Uhr. Auch Das Erste durfte noch einen Erfolg feiern. Nach dem «Tatort» und «Top Dog Germany» wurde «Verstehen Sie Spaß?» zum drittgefragtesten Programm in der klassischen Zielgruppe seit dem vergangenen Montag. Die zweite Ausgabe mit Barbara Schöneberger wollten 13,8 Prozent dieser Gruppe nicht verpassen. Ein Erfolg mit „Geschmäckle“, denn die erste Ausgabe Anfang April holte zwar nur zwei Prozentpunkte mehr, aber gut die doppelte Reichweite, sowohl beim jungen als auch beim Gesamtpublikum, womit wir wieder beim eingangs beschriebenen Sommerloch-Phänomen sind.
27.06.2022 13:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/135151
Veit-Luca Roth

super
schade


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