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Die Gewinner des Grimme Online Awards 2022

Vor allem das Medium Podcast war in diesem Jahr besonders erfolgreich. Der Publikumspreis ging derweil an Gert Scobel für den YouTube-Auftritt seiner 3sat-Sendung.

Am Donnerstagabend verlieh das Grimme Institut in Köln den diesjährigen Grimme Online Award. Schon beim Blick auf die Nominierungsliste war aber zu erkennen, wie vielfältig die Projekte waren, die auf eine Auszeichnung hoffen durften. Grimme-Direktorin Frauke Gerlach verwies auf die besondere Orientierungsfunktion des Grimme Online Award in diesen Zeiten, wo (Des-)Information einmal mehr „zur Waffe“ geworden sei. „Wir sehen im Netz aber auch eine robuste Zivilgesellschaft, die viel zu selten im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung steht. Zugleich gibt es eine Formatvielfalt, die nicht nur Inhalt, sondern auch Freude vermittelt. Nicht zuletzt, zeigen Institutionen wie beispielsweise Museen, mit eigenen, sehr aufwändigen, multimedialen Websites, wie man niederschwellig und jenseits der Ausstellungen vor Ort auf die Bürgerinnen und Bürger zugehen kann“, so Gerlach weiter.

Der Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ging in diesem Jahr an zwei Formate: zum einen an das TikTok-Format «safespace.offiziell» der Gesundheitsredaktion des rbb und zum zweiten an«Nuclear Games – Die atomare Bedrohung» von Docmine und der Schweizer SRG. Vor allem letzteres, ein Mix aus interaktiver Animation und Web-Dokumentation, habe durch den Angriffskrieg auf die Ukraine starke aktuelle Bezüge erhalten, haben doch „Fragen zur Sicherheit der Kernenergie sowie Bedrohungsszenarien durch den möglichen Einsatz von Nuklearwaffen neue Relevanz“ bekommen, so die Jury.

In der Kategorie „Information“ erhielten die Auszeichnungen drei Formate, darunter der Studio-Bummes-Podcast «Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?», der in Zusammenarbeit mit dem NDR, rbb und K2H entstanden ist. Der Titel räumte derweil auch beim zeitgleich stattfinden Deutschen Podcast Preis zwei Auszeichnungen ab, in den Kategorien „Beste Produktion“ und „Beste journalistische Leistung“. Die GOA-Jury begründete die Auszeichnung, dass die hohe Relevanz aber auch dadurch entstehe, „dass an der Figur Jebsen auch die Entstehung und rechte Instrumentalisierung der 'Querdenker'-Szene veranschaulicht wird.“ Mit einer Bedrohung anderer Art setzt sich dagegen die MDR Scrollytelling-Reportage «Umwelt in Ostdeutschland» auseinander: eben mit der bedrohten Umwelt auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und deren Einfluss auf Natur und Klima. Die dritte Auszeichnung dieser Kategorie ging an den NDR-Podcast « Slahi – 14 Jahre Guantánamo». Erzählt werde bei «Slahi» mit gebührend „Raum für Ambivalenz“ die Geschichte eines ehemaligen Gefängnisinsassen, so die Jury in ihrem Statement und lobt die Macher Bastian Berbner und John Goetz: „Die beiden Moderatoren nehmen immer wieder unterschiedliche Perspektiven ein“ und setzten „das gern bemühte Podcast-Prinzip dialogischer Präsentation produktiv ein“.

Aufwendige Recherchen kommen oft vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und nicht von Lokalmedien – dort fehlen zumeist finanzielle wie personelle Ressourcen. Als Gegenbeispiel steht hier der Preisträger der Kategorie „Spezial“, CORRECTIV.Lokal. Die Begründung der Jury: „Ausgehend vom einfachen Netzwerkgedanken ermöglicht das Recherchekollektiv Lokaljournalist*innen, das zu tun, was die Leser*innen von ihnen erwarten: über bundesweit relevante Themen im Lokalen zu berichten.“ In der Kategorie Kultur und Unterhaltung ging einer von zwei Preisen an das Netzangebot «Im Dunkeln – ein Leuchten» der Staatsgalerie Stuttgart. Darin werden einer digitalen Taschenlampe Stück für Stück die düsteren, teils phantastischen Zeichnungen freigelegt, mit denen Fred Uhlmann die Schrecken des Zweiten Weltkriegs in dem Bilderzyklus „Captivity“ verarbeitete. Der zweite Preis ging an die Multimedia-Reportage «Kandvala» von Sitara Thalia Ambrosio und Iván Furlan Cano. «Kandvala» sei ein in „jeglicher Hinsicht herausragendes Projekt“ befindet die Jury, den beiden gelänge es mit Hilfe ihrer Bilder, Videos und Tondokumente, ein „facettenreiches Portrait der Geflüchteten zu erstellen und mit einer ausdrucksstarken Bildsprache zu versehen“, wobei die Produktion als Multimedia-Erzählung im digitalen Raum, die technische Umsetzung und die visuelle Gestaltung als Gesamtwerk lückenlos ineinandergreife.

Zum Abschluss der Präsenzveranstaltung in der Kölner Flora wurde noch der Publikumspreis an den YouTube-Kanal «Scobel» verliehen, den Moderator Gert Scobel der gleichnamigen 3sat-Sendung von YouTube-Star Rezo entgegennahm. „Großartig der Preis. Danke ans Publikum für eure grandiose Unterstützung!" freute sich Scobel. „Es klingt vielleicht pathetisch, ist aber die reine Wahrheit: Wir machen das für Euch! Und das Schönste daran ist, dass es bei euch ankommt und ihr die Arbeit schätzt!“

Alle Gewinner im Überblick:



Kategorie Information
– «Breitscheidplatz» (rbb, SWR)
«Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?» (Studio Bummens, NDR, rbb und K2H)
– «Das unsichtbare Kind» (Correctiv, BR)
– «Narcoland – Das Meth-Kartell im Dreiländereck» (AZAN)
«Slahi – 14 Jahre Guantánamo» (NDR)
«Umwelt in Ostdeutschland» (MDR)
– «Wir schalten ab, sie heizen hoch» (Zeit Online)

Kategorie Wissen und Bildung
– @heeyleonie (TikTok)
– «15:14 bei der Stuttgarter Kripo nach 1945» (Haus der Geschichte Baden-Württemberg)
– «Abgespaced – Der Weltraum von A bis Z» (Stiftung Planetarium Berlin)
– «Cyber Crime Time – The Game» (imc AG)
– «einbiszwei – Der Podcast über sexuelle Gewalt» (UBSKM)
– «Ich bin nicht Sophie Scholl» (Charlotte Jahnz, Instagram)
– «Landshut77. Eine interaktive Dokumentation» (Haus der Geschichte)
«Nuclear Games – Die atomare Bedrohung» (Docmine, SRF | SRG)
«safespace.offiziell» (rbb, Instagram)
– «Scobel» (ZDF/3sat)

Kategorie Kultur und Unterhaltung
– «Aitutaki Blues» (Audible)
– «Die fünfte Wand – Navina Sundaram» (pong film GmbH)
– «Hannes soll kein Russe werden» (Audible)
«Im Dunkeln – ein Leuchten» (Staatsgalerie Stuttgart)
«Kandvala» (Sitara Thalia Ambrosio, Iván Furlan Cano)
– «ostKUNSTwest: deutsch-deutsche Kunstgeschichten» (MDR)
– «Sign & Sing» (KOPF, HAND und FUSS gGmbH)

Kategorie Spezial
CORRECTIV.Lokal (Correctiv)
– Flip (Flip GmbH)
– Katapult Ukraine (Katapult-Magazin gGmbH)

Publikumspreis
«Scobel» (ZDF/3sat)
24.06.2022 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/135116
Veit-Luca Roth

super
schade


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