Igor Tuveris reiste vor einigen Jahren durch Russland und traf mit Zeitzeugen. Die Graphic Novel ist bereits 2011 erschienen, aber aktueller denn je.
Der italienische Zeichner Igor Tuveris (Igort) reiste zwischen den Jahren 2008 und 2009 durch die Ukraine, Russland und Sibirien. Er traf sich mit Menschen, um ihre Erinnerungen festzuhalten und dokumentierte diese in einer eindrucksvollen graphischen Reportage. Die Kombination aus Illustrationen und kurzen Textpassagen porträtiert authentisch die Geschichte der leidgeprüften Ukraine.
Igort trat in den Dialog mit Menschen, die sich noch an die Jahrzehnte in der UdSSR erinnern. Sie erlebten die Schreckensherrschaft Stalins und das sowjetische Zwangsarbeitssystem, das unter dem Namen "Gulags" in die Geschichte einging. So erinnert sich die Zeitzeugin Serafima Andrejewna an das Jahr 1932. Zu diesem Zeitpunkt war sie vier Jahre alt, als die von Stalin provozierte Hungersnot (Holodomor) in ihrem Dorf begann. Serafima berichtet von schrecklichen Gräueltaten. Sie erinnert sich an Elend, Tod und Kannibalismus. Maria Iwanowna blickt auf eine Jugend zurück, die sie lieber vergessen möchte. Sie erinnert sich an Fahrzeuge, die durch ihr Dorf fuhren. Es waren keine gewöhnlichen Fahrzeuge, denn auf ihnen stapelten sich die Leichen. Nur kurze Zeit später musste Maria erleben, wie ihre eigene Mutter von den Deutschen verschleppt wurde. Ein Mann namens Anatoli erzählt von eines der jüngeren Dramen in der Ukraine und schildert lebendig die Zeit nach Tschernobyl.
In der Graphic Novel "Berichte aus der Ukraine (Erinnerungen an die Zeit der UdSSR)" fasst der italienische Zeichner Igort sensibel auf 180 farbigen Seiten kaum vorstellbare Schandtaten zusammen, die niemals in Vergessenheit geraten und die tragische Geschichte der Ukraine beschreiben. Gleichzeitig wirft Igort ein Blick auf eine stolze Nation, die trotz all dieser Tragödien ihre eigene Identität gefunden hat und sich niemals unterkriegen lässt.
Die Comic-Reportage ist bereits im Jahre 2011 bei dem Verlag "Reprodukt" erschienen. Im Hinblick auf die aktuell von Putin befohlene Invasion in der Ukraine erhält das Werk neue Dringlichkeit. Igor Tuveris will mit seinem Comic nicht nur historische Fakten vermitteln, sondern ein Bewusstsein für die ukrainische Geschichte und die gegenwärtige Situation der Menschen dort schaffen.
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