Ein Filmteam möchte in einem texanischen Landhaus einen Erotikstreifen drehen. Doch dann werden die Besitzer dieser Idylle zum Problem.
1968 führte die Motion Picture Association (MPA) in den USA das „X“-Rating ein. Damit wurden alle Filme gekennzeichnet, die für Kinder und Jugendliche nicht geeignet erschienen. Das betraf meist gewaltverherrlichende Darstellungen oder pornografische Inhalte. 1990 wurde das „X“-Rating durch das „NC17“-Rating ersetzt, aber noch immer scheint das große „X“ eine Anziehungskraft zu haben, weil man damit etwas Verbotenes, Abtrünniges oder gar Böses assoziiert. So muss es auch Ti West ergangen sein, der sich schon immer für Horrorfilme interessierte, als Regisseur die Fortsetzung von «Cabin Fever» drehte, sich aber von der offiziellen Schnittfassung, die er nicht beeinflussen konnte, wieder distanzierte. Das Genre belieferte er anschließend noch mit Filmen wie «The Innkeepers – Hotel des Schreckens» oder «In the Valley of Violence». Nachdem West in den letzten Jahren ausschließlich fürs Fernsehen arbeite, folgt nun sein nächster Horrortrip mit dem schlichten Titel «X», mit dem er sein Lieblingsgenre mit dem anderen verruchten Genre, dem des Pornofilms, verknüpft.
Je oller, je doller!
1979 will ein kleines Filmteam in einem abgelegenen Landhaus in Texas einen Porno drehen. Regisseur R.J. (Owen Cambell), Produzent Wayne (Martín Henderson), die Darsteller Maxine (Mia Goth, bekannt aus Lars von Triers «Nymphomaniac») und Jackson (Kid Cudi) sowie die Assistentinnen Bobby-Lynne (Brittany Snow) und Lorraine (Jenna Ortega) stellen sich auf spaßige Tage ein. Nur die Besitzer der Ranch, das uralte Ehepaar Howard (Stephen Ure) und Pearl (wieder Mia Goth mit Altersmaske), lassen sie im Unklaren, was sie da eigentlich treiben. Die Alten verhalten sich zusehends merkwürdig. Zuerst beobachten sie nur die Neuankömmlinge heimlich, dann werden bei ihnen eigene Gelüste wach. Sie wollen wieder begehrenswert sein. Als das nicht aufgeht, beginnt ein grausames Gemetzel.
Der übliche Graus
Um es gleich vorwegzunehmen, natürlich gibt es hier keine harten Porno-Szenen. Bis auf wenige wippende Frauenbrüste wird alles, was als anstößig verstanden werden könnte, mehr oder weniger angedeutet. Aus dieser Perspektive ist «X» also völlig harmlos und verbeugt sich mit der zeitlichen Verortung höchstens vor den Siebzigerjahren, als (zugegebenermaßen meist weibliche) Nackedeis vor der Kamera gar nicht so unüblich waren. Das war es dann aber auch schon. Umso mehr wundert man sich, dass sich Ti West dann doch ziemlich viel Zeit lässt, bis das kommt, worauf zumindest Genre-Fans geduldig warten müssen: Das Abmurksen der jungen Leute mit wohlgeformten Bodys nach Agatha Christies «Ten Little Indians»-Prinzip. Einer nach dem anderen muss dran glauben. Somit folgt der übliche Graus, und die Spannung besteht höchstens darin, wer die oder der nächste ist, der auf möglichst originelle, aber zugleich widerliche Weise ins Gras beißen muss.
Aus dem Reich des Bösen
Wer also schon genügend Horrorfilme gesehen hat, kennt das Schema in- und auswendig. Da kann auch ein Ti West das Rad nicht neu erfinden. Das einzig Perfide und Ungewöhnliche ist vielleicht, dass hier alten Menschen sexuelle Gelüste zugesprochen werden. Was aber angesichts verschrumpelter und hängender Haut eher ein Igitt-Gefühl auslöst, weshalb sich Film den Vorwurf einer gewissen Altersdiskriminierung gefallen lassen müsste. Der größere Vorwurf ist aber eigentlich, dass damit nur eine weitere Variante zu Massenmördern («Halloween»), Dämonen («Tanz der Teufel») und bösen Kindern («Das Omen») geboten wird. So gesehen, sind auch unheilvolle Senioren nichts Neues, wenn man etwa jüngst an M. Night Shyamalans «The Visit» oder «One Last Call» mit Tobin Bell («Saw») denkt. Aus dem Reich des Bösen gab es aber auch schon mordende Autos («Christine»), Clowns («Es») und Puppen («Chucky, die Mörderpuppe»). Im Horrorgenre scheint alles möglich zu sein.
Fazit: Bis sich hier der Horror entwickelt, braucht es eine Weile. Zuerst gibt es Erotik, dann wendet sich das Blatt und das Publikum muss sich auf eklige Mordszenen gefasst machen.
«X» ist im Kino zu sehen.
06.06.2022 12:16 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/134678
Markus Tschiedert
Oh, fühlt man sich etwa verletzt, wenn man auf eigene Fehler hingewiesen wird? Nicht kritikfähig? Natürlich kommt nur die eine Sache, die ich als störend empfinde. Warum sollte ich mehr kritisieren oder mich gar auf die Ebene der Beleidigung begeben? Ich suche hier weder Streit noch Bestätigung. Wenn dem so wäre, würde ich nicht alle paar Wochen Mal einen Beitrag absetzen sondern täglich. Das hab ich auch nicht nötig, da ich in meinem Leben genügend erreicht habe und zufrieden bin.
Stargamer 03.07.2022 19:16 Uhr 18
:popcorn: und :beer: lohnen sich bei euch wirklich, ihr seit echt lustig wenn ich euch echauffiert und für was besseres haltet.
Das eure Taten immer noch euren Worten widersprechen merkt ihr noch nicht mal wenn man es euch sagt.
Mal schauen was als nächstes kommt, ich hole mir mal Nachschlag an :popcorn: und :beer:, viel braucht es ja nicht damit ihr getriggert seid und euch selbst zerlegt und darauf dann noch stolz seit.
Haja 04.07.2022 14:11 Uhr 19
Also, ich bin nach wie vor der Ansicht, dass "Ten Little Indians" & "Ten Little Niggers" gleichwertig richtig sind. Gegenargumente nehme ich gerne an, nur haben mich die bisherigen nicht überzeugt. Tut mir Leid, Stargamer.
Es gibt 19 Kommentare zum Artikel
02.07.2022 19:43 Uhr 17
03.07.2022 19:16 Uhr 18
Das eure Taten immer noch euren Worten widersprechen merkt ihr noch nicht mal wenn man es euch sagt.
Mal schauen was als nächstes kommt, ich hole mir mal Nachschlag an
04.07.2022 14:11 Uhr 19