Der Regisseur von «Einsatz in den Alpen» erzählt von den Dreharbeiten von aufwändigen Formaten wie «Alarm für Cobra 11» und «Der Bergdoktor».
Der Fernsehsender RTL strahlt am 31. März 2022«Einsatz in den Alpen» aus. Es geht um einen Kriminalfall in einer herausragenden Kulisse. Können Sie uns verraten, was den Zuschauer erwartet?
Den Zuschauer erwartet ein sehr interessanter Mix aus Spannung, Herz und Action, gepaart mit spektakulären Bildern und einem tollen Cast; eine ungewöhnliche Mischung im deutschen Fernsehen.
Man spürt die Leidenschaft, die in diesen Film gesteckt wurde, sowohl vor, als auch hinter der Kamera.
Sie sind Regisseur und haben viel Erfahrungen in Sachen Action- Produktionen. Warum hat Sie dieses Genre so gepackt?
Die Action an sich ist es gar nicht, die mich fasziniert; es sind die Extremsituationen, in denen sich die Filmfiguren befinden und deren Darstellung. Nichts anderes sind Action-Sequenzen.
Action alleine ist nichts ohne emotionale Verbindung mit den Figuren der Geschichte. Deshalb versuche ich auch so gut und oft wie möglich, original Schauspieler in die Action-Szenen einzubauen und Double-Einsätze gering zu halten.
Sie drehten für RTL auch schon «Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei». Welche Vorkehrungen müssen bei einem Action-Dreh getroffen werden?
Neben dem umfangreichen Action-Dreh mit seiner Logistik ist auch die Planung viel aufwändiger. Man muss viel detaillierter in der Vorbereitung sein, wenn man mit den einzelnen Abteilungen die Umsetzung bespricht. Es ist eine enge Zusammenarbeit mit Stunt-Koordination, SFX und VFX für etwaige digitale Effekte. Oft muss auch ein Storyboard erstellt werden, um jede einzelne Einstellung (Einstellungsgröße, Framing, Kamerawinkel und -bewegung, etc.) im Detail festzulegen, an denen sich dann die Crew orientieren kann und auf deren Basis kalkuliert wird.
Die Schnittauflösung für Action-Sequenzen ist ebenfalls etwas anders, da es nicht nur um dramaturgischen Schnitt geht, sondern der Schnitt als Werkzeug anders eingesetzt wird, z.B. um Umsetzungstricks, Doubles oder Sprünge zu anderen Locations zu kaschieren.
Obwohl bei jedem Filmdreh die Sicherheit aller Mitarbeiter im Vordergrund steht, ist die Sensibilisierung auf die Sicherheit beim Action-Dreh noch etwas höher. Man darf nie vergessen, dass es sich teilweise um lebensgefährliche Aktionen handelt, die umgesetzt werden.
Die Produktionsfirma action concept hat für «Alarm für Cobra 11» eine eigene Autobahn gebaut. Was sind denn die Vorteile der hauseigenen Straße? Und wie inszeniert man die gleiche Strecke stetig neu?
Der große Vorteil liegt an der Verfügbarkeit zu jeden Zeitpunkt für Dreh, Tests und Vorbauten. Sperrungen von original Autobahnteilstücken sind enorm aufwändig und kostenintensiv. Die Abwechslung muss über digitale Hintergründe erfolgen, aber auch da gibt es finanzielle Grenzen.
Die Dreharbeiten in den Alpen sind deutlich komplizierter als beispielsweise in Köln oder Berlin. Welche Probleme gibt es neben der mangelnden Infrastruktur?
Der größte Unterschied ist das Wetter, vor allem die Geschwindigkeit wie sich die Wetterlage komplett ändern kann. Man ist einfach ausgeliefert, kannst nicht covern, sprich: einfach in ein Innenmotiv wechseln. Der Verlust von Value ist bei Schlechtwetter wie Nebel enorm, weil du den Grund warum du auf 3.000 Metern drehst - die Berge - nicht mehr einfangen kannst!
Es kommt also vor, dass du gezwungenermaßen in einer Nebelatmosphäre im Hochgebirge drehst, die du auch auf dem Hotelparkplatz gehabt hättest.😀
Ein weiteres großes Thema ist die Erreichbarkeit. Das spektakulärste Motiv nützt einem nichts, wenn man dort mit unseren Kameras und der restlichen Technik nicht hinkommt; zumindest im Rahmen unserer zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten.
Wie Sie schon sagten, das Wetter ist sehr wechselhaft. Wie oft müssen Drehs unterbrochen werden und gibt es eine Faustformel, wie lange sich eine Produktion auf den Bergen von Flachland-Serien unterscheidet?
Ich kenne diese Faustformel nicht. Vielleicht haben die Produzenten eine 😀
Man muss, wie eben erwähnt, eine gewisse Flexibilität bewahren, indem man das Wetter im Auge behält und gegebenenfalls wetterunabhängige Cover-Motive stand-by hält, auf die man ausweichen muss. Dies verursacht unter Umständen auch wieder Extra-Kosten. Es kommt tatsächlich vor, dass Drehtage aufgrund der Wetterlage unterbrochen oder abgesagt werden. Insgesamt ist man in den Alpen abhängiger von den Naturbegebenheiten.
Auch «Die Bergretter» gehört zu Ihrem Portfolio. Dort kommen Hubschrauber zum Einsatz. Ist das Ihr bisheriger Höhepunkt in der Produktionsgeschichte?
Es klingt etwas abgehoben, aber der Dreh mit Helikoptern ist für mich schon fast Routine; wobei man niemals den Respekt vor einer solchen Hightech-Maschine verlieren darf. In meiner Filmlaufbahn habe ich gerade bei den Dreharbeiten der diversen Action-Serien der Firma action concept viel Erfahren mit Hubschraubern sammeln können. Das Highlight war der Dreh mit drei Helikoptern, bei dem sich zwei in der Luft bekämpft haben und das Ganze von einem dritten aus „air to air“ gefilmt wurde.
Gibt es eigentlich noch bestimmte Produktionen, die Sie reizen? Würden Sie gerne ein deutsches «Fast and the Furious» drehen oder gar mal mit Flugzeugen oder großen Schiffen arbeiten?
Ein deutsches «Fast and the Furious» wäre natürlich ein großer Reiz; aber bitte auch mit amerikanischem Budget 😉
In dem Zusammenhang möchte ich einmal folgendes betonen: Die hohe Qualität von deutschen Filmemachern im Action-Bereich zeigt sich darin, dass mit relativ geringem Budget, große Ergebnisse erzielt werden. Das Personal, Know-How und Equipment für die Umsetzung auf amerikanischem Niveau ist vorhanden; es scheitert oft einfach nur am mangelnden Budget.
Bei «Einsatz in den Alpen» ist kein Quotenerfolg vorprogrammiert. Glauben Sie, dass der Film beispielsweise beim ZDF deutlich besser abschneiden würde? Worauf würden Sie das zurückführen? Haben die Privatsender zeitweise in Sachen Eigenproduktionen geschlafen?
Ein Quoten-Erfolg ist im fiktionalen Bereich niemals vorprogrammiert. Ob der Film im ZDF besser aufgehoben wäre, glaube ich nicht. Nur weil die Alpen eine der Hauptrollen spielen, heißt das nicht automatisch, dass der «Bergdoktor»-Fan einschaltet. Obwohl ich es mir natürlich wünsche 😀
Ob die Privatsender die Produktion von fiktionalen Formaten im Vergleich zu zum Beispiel Show-Formaten vernachlässigt haben, scheint aus meiner subjektiven Sicht tatsächlich so zu sein. Obwohl man gerade bei RTL aktuell eine regelrechte Produktionsoffensive von fiktionalen Stoffen erlebt. Das ist für uns als Filmemacher natürlich eine tolle Entwicklung.
Sie waren auch an der internationalen Serie «Vienna Blood» beteiligt. Was hat Sie an diesem Projekt gereizt?
Die Zusammenarbeit mit Robert Dornhelm, einer Regie-Ikone im deutschsprachigen Raum, bei einer internationalen Produktion eines historischen Formats war der große Reiz. Man lernt ja nie aus. Eine tolle Erfahrung im schönen Wien und ich konnte auch ein wenig meiner Action-Expertise einbringen.
Vielen Dank für das Gespräch!
«Einsatz in den Alpen» ist am Donnerstag, den 31. März, bei RTL zu sehen.
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