Der Streaming-War ist auch in Deutschland vorhanden: ProSieben kommt „dank“ Disney ordentlich unter die Räder.
Warum sollte man sich noch an das lineare Fernsehen klammern, wenn alle Episoden einer Serie zeitnah bei einem Streaminganbieter – wie Disney+ – verfügbar sind? Schon mit der Veröffentlichung von Serien wie «Grey’s Anatomy» und «Die Simpsons» setzte der Micky-Maus-Konzern die rote Sieben aus Unterföhring unter Druck.
Die 19. Staffel startete am 15. November am Montagabend mit einer Doppelfolge. Zwischen 22.00 und 23.00 Uhr schalteten nur 0,43 sowie 0,33 Millionen Zuschauer an, bei den Umworbenen musste sich ProSieben mit 6,2 und 6,1 Prozent begnügen. Sieben Tage später sah das Bild nicht besser aus, die Sendung holte nur noch 5,6 und 6,8 Prozent Marktanteil. Insgesamt wollten sich nur 0,49 und 0,52 Millionen Zuschauer die Sendung anschauen.
Zum 29. November stieg ProSieben auf die Verwertung von nur noch einer Episode pro Abend um. Am ersten Abend musste man sich mit 6,6 Prozent zufriedengeben. Aber wieso sollten die Fans auch einen linearen Fernsehsender einschalten, wenn bereits über 350 Episoden bei Disney+ zur Verfügung stehen. Selbst bei YouTube können Ausschnitte der Serie kostenfrei angesehen werden, weshalb die Free-TV-Heimat ProSieben kein wirklicher Einschalt-Impulsiv ist.
Am 19. Januar 2022 veröffentlichte der Disney-Konzern auf seinem hauseigenen Streamingdienst die komplette 19. Staffel und strahlte somit auch die acht Geschichten aus, die ProSieben noch nicht seinen Zuschauern präsentieren konnte. Auch wenn die Unterschiede marginal sind, aber nach der Veröffentlichung sank das Ergebnis von «Family Guy» noch ein Stückchen weiter.
Den absoluten Tiefpunkt der Staffel verzeichnete die Animationsserie von FOX ausgerechnet mit dem Staffelfinale. Die Geschichte „Sportgeschichten“, die am 14. März, um 22.05 Uhr über den Sender ging, wollten sich nur noch 0,34 Millionen Menschen anschauen. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei wirklich schlechten 1,5 Prozent. Bei den jungen Zuschauern verbuchte die Serie 0,28 Millionen Zuschauer und mit 4,8 Prozent Marktanteil einen neuen Tiefpunkt.
Auffällig bei der ProSiebenSat.1-Gruppe: Auf schlechte Einschaltquoten im fiktionalen Bereich wird überhaupt nicht mehr reagiert. Es gibt es auch keine Konzepte oder Umstrukturierungen, dass der Audience Flow verbessert wird. Ob das Format «jerks.», «Nachricht von Mama» oder eben «Family Guy» heißt: Die Episoden werden einfach ausgestrahlt und auf kurzfristige Programmänderungen verzichtet. Das mag für den Zuschauer aktuell ein Paradies sein, in der Medienbranche führt diese Lethargie zum Kopfschütteln: Hat ProSiebenSat.1 überhaupt noch Pläne, ein großes Publikum zu erreichen?
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