Der UFA Fiction-Produzent von «Ein starkes Team» spricht mit Quotenmeter über den Erfolg seiner Produktionen. Auch das Finale von «SOKO München» ist ein Thema.
Vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit nehmen. Wir haben uns zuletzt vor dem Ende von «SOKO München» unterhalten. Das Finale holte am 29. Dezember 2020 über sechs Millionen Fernsehzuschauer. Waren Sie über den großen Erfolg überrascht?
Ich hatte es erhofft! Dass es letztlich ein so schöner und erfolgreicher Abschluss wurde, hat uns alle sehr gefreut!
21 Jahre lang war Christofer von Beau bei «SOKO München» und in der „Süddeutschen Zeitung“ musste man kürzlich lesen, dass der Darsteller von Kriminalkommissar Franz Ainfachnur keinen Job mehr findet. Haben solche großen Rollen auch ihre Schattenseiten? Von Beau sprach davon, jetzt Hartz IV beantragen zu müssen.
Wenn man über viele Jahre vor einem Millionenpublikum eine Rolle verkörpert, läuft man als Schauspieler:in zwangsläufig Gefahr, in eine Schublade gesteckt zu werden. Das Positive daran ist, man hat über viele Jahre ein gesichertes Einkommen und eine große Bekanntheit. Endet aber die Rolle, ist es vielleicht schwer, weil die Zuschauer:innen den/die Darsteller:in noch lange mit dieser Rolle verbinden. Nach einer Weile löst sich das aber meistens auf und es gibt einen Neustart.
An Weihnachten 2020 empfahlen Sie gegen Lockdown-Depressionen die Serie «King of Queens». Sind inzwischen neue Sitcoms hinzugekommen, die Sie unseren Lesern empfehlen können?
Ehrlich gesagt nicht. Es gibt ja leider immer weniger Sitcoms, insbesondere die klassischen Sitcoms vor Publikum. Allerdings kann man sich mit der UFA-Produktion «Faking Hitler» bestens gegen das Lockdown-Feeling stemmen.
Am 19. März 2022 ist der Film „Abgestürzt“ von «Ein starkes Team» im ZDF zu sehen. Worauf können sich die Zuschauer freuen?
In „Abgestürzt“ geht es um die tagtägliche Korruption im Kleinen wie im Großen in Berlin. Sei es um an eine bestimmte Position im Job zu kommen oder um den lang ersehnten Kitaplatz zu erhalten, oft läuft das nach dem Motto „Eine Hand wäscht die andere“, was aber nichts weiter ist als Bestechung. Wir denken das in „Abgestürzt“ zu Ende und zeigen auch diejenigen, die unter dem Geschwür der Korruption leiden.
Am 9. Januar 2021 fuhr „Man lebt nur zweimal“ mit 8,34 Millionen Zuschauern die höchste Reichweite seit 14 Jahren ein. Wie feiert man mit Kontaktbeschränkungen oder Lockdown einen solchen Erfolg?
Mit Abstand. Sowohl räumlich, indem man telefonisch und per Mail Danke sagt, als auch zeitlich, in dem man das hoffentlich bald alles sehr feuchtfröhlich nachholen kann!
In den vergangenen Jahren wurde ja oft erzählt, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen die jungen Zuschauer nicht erreicht. Mit 700.000 bis 850.000 14- bis 49-Jährigen spielt «Ein starkes Team» auf Augenhöhe der Privaten. Wie haben Sie das geschafft?
Beim «Starken Team» ist es uns sehr wichtig, dass die Filme eine grosse Glaubwürdigkeit und Authentizität besitzen und nach meiner Erfahrung schätzen das insbesondere auch die jüngeren Zuschauer:innen.
Sie haben mit «SOKO München» und «Ein starkes Team» zwei Dauerbrenner produziert. Wie kann man solche Serien über solch lange Zeit erfolgreich laufen lassen?
Ich bin nicht sicher, ob es dafür ein Patentrezept gibt, aber meines Erachtens ist der entscheidende Faktor inhaltliche Kontinuität. Die Zuschauer:innen kennen ihre Formate sehr gut und haben ein feines Gespür dafür, wenn etwa nicht stimmt. Figuren darf man nicht zu sehr verändern, während man mit den Geschichten und Themen stets aktuell sein sollte.
Inzwischen wurde auch das Format «Verbotene Liebe – Next Generation» bei RTL Up ausgestrahlt. Rund 120.000 Menschen schauen dort zu. Rechtfertigen diese Zahlen eine Fortsetzung?
Das muss RTL entscheiden. Sicher hätten wir uns auch gefreut, wenn die Serie im Free-TV vor einem größeren Publikum gelaufen wäre. Die Serie hätte es verdient!
Da Sie sich nicht mehr um «SOKO München» kümmern müssen, an welchen neuen Projekten arbeiten Sie?
Wir arbeiten an unserem Münchner Standort intensiv an der Entwicklung einer neuen Reihe, die dann auch wieder im Süden Deutschlands angesiedelt sein wird. Aber wir befinden uns noch in einem frühen Stadium.
In Deutschland herrscht aktuell in Sachen Fiction eine Goldgräber-Stimmung. Worauf freuen Sie sich in den kommenden Wochen im Fernsehen? Gab es zuletzt Projekte, die Sie gerne gesehen haben?
Neben der tollen Serie «Faking Hitler» habe ich mich auf «Der König von Palma» sehr gefreut. Und auch wenn es noch eine Weile dauern wird, zähle ich schon die Tage bis «Der Schwarm» zu sehen sein wird! Ein solches Buch in Angriff zu nehmen, ist mutig und ich bin sehr gespannt.
Vielen Dank für das Gespräch.
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