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Die Kritiker: «Die perfekte Kandidatin»

Mit dem Krieg in der Ukraine scheint gerade alles ausweglos. Doch das Erste zeigt einen Film, der mutmacht: mit einer Geschichte aus einem Unrechtsregime am anderen Ende der Welt.

Darsteller

Mila Alzahrani als Maryam
Dae al Hilali als Selma
Noura al Awad als Sara
Khalid Abdulrahim als Abdulaziz
Shafi al Harthy als Mohammed
Tarek Ahmed al Khaldi als Omar
Manchmal muss der Zufall nur einmal kräftig mithelfen, um das Offensichtliche anzustoßen. So wie bei der saudi-arabischen Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani), die in jeder Pore von den erbitterten Beschränkungen ihres Landes erstickt wird, die es Frauen aufbürdet: Dass sie sich in der Öffentlichkeit nur in Vollverschleierung bewegen darf, ist noch das kleinere Problem. Schließlich kann sie durch den Schlitz um ihre Augen immerhin genug sehen, um ihr Auto zielsicher durch den Verkehr zu steuern – ein Recht, das sich die Frauen in Saudi-Arabien erst vor kurzem erkämpft haben.

Ein größeres Problem ist da schon, dass sich alte Patienten ungern von ihr untersuchen lassen und lieber auf das Urteil von Krankenpflegern vertrauen als auf den fachkundigen Griff von Maryam. Am meisten stört sie aber der Schotterweg, der zu ihrem Krankenhaus führt, und wo regelmäßig Patienten in Rollstühlen im Matsch versinken, ehe sie die Schwelle zur Notaufnahme überwinden konnten. Da muss doch jemand mal was machen.

Maryam zum Beispiel. Und hier spielt der Zufall mit: Denn eigentlich kontaktiert sie ihren Cousin, der ein hohes Tier in der öffentlichen Verwaltung ist, eher aus der Not heraus. Maryam will nach Dubai fliegen, um sich dort in einer besser ausgestatteten Klinik als Ärztin zu bewerben. Doch weil keine digitale Reisebewilligung ihres Vaters vorliegt, darf sie am Flughafen nicht ausreisen. Weil ihr Vater gerade auf Konzerttour ist, wendet sie sich also an ihren Cousin, und unterschreibt schnell ein Papier, in dem sie sich um einen Sitz im Stadtrat bewirbt, damit seine phlegmatischen Mitarbeiter sie zu ihm durchlassen. Eine Finte. Aber wenn sie gewählt würde, könnte sie endlich etwas gegen die nervige Schotterstraße vor ihrem Krankenhaus unternehmen.

Eine Frau macht Wahlkampf in Saudi-Arabien, einem der repressivsten Staaten überhaupt, was Frauenrechte angeht. Unerhört – und die Basis für eine unglaublich fesselnde Geschichte, mit der wir in den Alltag eines Landes gestoßen werden, der uns in Europa normalerweise verschlossen bleibt: zu Menschen wie du und ich, die im Leben im Grunde genommen dasselbe wollen wie wir (Selbsterfüllung, Anerkennung, Respekt, Gleichberechtigung), es aber ungleich schwerer haben, diese Ziele auch zu erreichen.

Und doch ist die Gegenwart auch in Saudi-Arabien nicht in Stein gemeißelt. Frauen dürfen jetzt Auto fahren und ja, auch im Stadtrat Anteil an politischen Entscheidungen haben: einen kleinen Anteil, aber doch einen, auf den es ankommt. Denn vielleicht sind für den Weg in die Zukunft nicht immer die größten Schritte entscheidend, sondern die kleinen Verbesserungen im Alltag: zum Beispiel eine bessere Straße zu einer wichtigen Klinik, erkämpft von einer Frau, die das Wohl der Allgemeinheit besser im Blick hat als alle Männer in der gesamten Stadt, und die mehr bereit ist, sich einzusetzen, als alle anderen. «Die perfekte Kandidatin» ist ein Film über die kleinen Schritte, die die Welt verändern, gerade wenn alles aussichtslos erscheint. Ein Film, der Mut macht, gerade in dieser schweren Zeit.

Die NDR-Koproduktion «Die perfekte Kandidatin» ist am Sonntag, den 06. März um 23.35 Uhr im Ersten zu sehen.
03.03.2022 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/132833
Oliver Alexander

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Die perfekte Kandidatin

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