Der Star aus «Die Känguru-Chroniken», der kurz vor dem Pandemie im Kino startete, sprach mit Quotenmeter unter anderem mit dem Oscar-Preisträger.
Hallo Herr Dimitrij Schaad. Sie sind im heutigen Kasachstan geboren, wann waren Sie zuletzt in der Hauptstadt Almaty?
2014 war das. Ich wollte im Sommer 2020 hin, aber dann kam ja Corona.
Gibt es Fernsehsendungen, die Sie an ihre Kindheit zurückerinnern, die sie in Kasachstan gesehen haben?
Die sowjetischen Trickfilme, von denen es nur eine Handvoll gab, kannte ich schon auswendig, als damals die ersten West-Trickfilme kamen. «Die Gummibärenbande» zum Beispiel habe ich geliebt, «Duck-Tales» auch!
Sie zogen mit Ihrer Familie in jungen Jahren – ohne Sprachkenntnisse – in die Nähe des Bodensees. War dies ein Kulturschock?
Absolut. Es hat gedauert bis ich die Sprache konnte, mich eingelebt hatte und eigentlich habe ich meine Position erst so wirklich gefunden, als ich anfing in der Theater-AG meines Gymnasiums zu spielen.
Seit einigen Jahren sind Sie nicht nur Ensemble-Mitglied am Maxim-Gorki-Theater in Berlin, sondern auch Dozent an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Wie sind Sie zu diesen Stationen gelangt?
Ich bin eigentlich klassischer Theaterschauspieler, der nach dem Studium zuerst seine Anfängerjahre am Schauspielhaus Bochum hatte. Dann kamen Anfragen von mehreren Theatern und das Gorki fand ich bei weitem am überzeugendsten und klügsten und wir haben extrem wichtige Impulse für die Theaterszene gesetzt, die ich auch weitergeben wollte, daher der Wunsch zu unterrichten und mein Verständnis von Schauspiel im 21. Jahrhundert weiter zu geben.
Mit Ihrem Bruder schrieben Sie «Invention of Trust» und bekamen einen Studenten-Oscar. Sie sind also ein richtiger Oscar-Preisträger. Macht Sie das stolz?
Natürlich! Sehr! Arg viel höher geht es ja kaum im Leben.
Worum handelt Ihr Spielfilm?
In dem Film geht es um die Erfindung eines Social-Rating-Systems, also eines Bewertungssystems für Menschen, das das Leben eines Lehrers durcheinander bringt. Vergleichbare Rating-Systeme gibt es ja mittlerweile in einigen chinesischen Städten - vor ein paar Jahren haben wir mehrere chinesische Festivals mit dem Film gewonnen und der Film hat die Zuschauer dort sehr begeistert - vielleicht ja wegen seiner Prophezeiungen.
Und wo steht Ihr Oscar eigentlich? Sicher in einem Bank-Schließfach oder doch eher im Wohnzimmer?
Dort, wo er hingehört: Ins Wohnzimmer meines Bruders.
Sie verkörperten Marc-Uwe Kling in «Die Känguru-Chroniken». Haben Sie die Werke schon vorher gekannt?
Nein, ich habe davor einmal etwas gehört darüber, 2015 oder 2016. Von meiner damaligen Freundin, die die mir erzählte, dass sie das in ihrer WG hört. Und dann hat sie einen Gag davon nacherzählt und so ein bisschen die Känguru-Stimme gemacht. Und deswegen hatte ich im Kopf, dass das Känguru so klingt, wie sie es nachgemacht hat. Als ich die Casting-Anfrage bekommen habe, war sie auch die erste Person, die ich dann angerufen habe: “Hier die Casting-Anfrage von dem Ding was du immer hörst”. Erst danach habe ich angefangen mich da wirklich einzuarbeiten. Ich hatte aber kein Bild davon, wie ungeheuer groß das wirklich ist.
Ihr Film wurde relativ früh aus den Kinos genommen, da die Corona-Pandemie begann. Haben Sie wenigstens gutes Feedback von den digitalen Downloads bekommen?
Wir hatten eine phänomenale erste Woche im Kino und soweit ich weiß ziemlich beeindruckende Downloadzahlen, also der Film hat sein Publikum in dieser Zeit trotzdem finden können. Und im Sommer 2020 war er natürlich landauf, landab in Autokinos zu sehen, das war herrlich.
Das freut mich! Marc-Uwe Kling arbeitet derzeit mit «Die Känguru-Verschwörung» an einer Fortsetzung. Werden Sie Ihre Rolle wieder aufnehmen?
Ja, wir haben dieses Jahr den zweiten Teil gedreht, ich bin wieder dabei und es wird ein richtig gutes Ding!
Der Film ist eine Mischung aus Realfilm und Computeranimation. Hatten Sie vor diesem Projekt bereits Erfahrung mit der Technik?
Nein und praktisch alle Kollegen, die ich damals zur Vorbereitung gefragt habe, auch nicht. Das kam bisher in Deutschland nicht so oft vor - die Visual-Effects-Firma macht normalerweise die Animationen für Marvel-Filme!
Gibt es Unterschiede zum "herkömmlichen Schauspielern"? Worauf mussten Sie besonders achten?
Man muss sich darauf einstellen, dass das, was man sieht und das, was es später mal werden wird ziemlich unterschiedlich sein wird und man muss noch mehr auf Regie, und die anderen Gewerke verlassen.
Vielen Dank für Ihre Zeit.
«Die Känguru-Chroniken» wird am Samstag, den 1. Weihnachtsfeiertag, um 17.30 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
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23.12.2021 12:58 Uhr 1