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Das Essen von Diktatoren: Wie man aus einem Thema zwei Bücher bekommt

Im Herbst 2021 erschienen fast zwei identische Bücher – zumindest auf den ersten Blick. Quotenmeter hat die zwei Werke auseinandergenommen.

Der in Greifswald ansässige Verlag Katapult kündigte in diesem Sommer zahlreiche neue Publikationen an. Unter diesen Werken war auch „Wie man einen Diktator satt bekommt“, das einst Witold Szablowski verfasste und aus dem Polnischen von Paulina Schulz-Gruner übersetzt wurde. Das Buch gewährte Einblicke in das kulinarische Leben von Herrschern wie Fidel Castro und Saddam Hussein. Im Mittelpunkt stehen die Köche der Herrscher, wie einst der Machthaber des Irak.

Szablowski dokumentierte seine Reise mit einigen Fotos, die natürlich auch im Buch abgedruckt wurden. Die Köche stellen neben den Speisen auch unterschiedliche, private Geschichten vor. Bei einer Bootstour nahm Saddam Hussein ein paar Freunde, Leibwächter und seinen Koch mit. Obwohl es hieß, dass der Machthaber an jenem Tag Köfte zubereiten musste, war Adbu Ali klar, dass er dieses Gericht vorbereiten müsse. Lediglich das Grillen übernahm Hussein. Doch daraus wurde ein Spaß für den Machthaber, denn Hussein verzichtete auf scharfe Speisen. Er hatte eine Tabascosauce geschenkt bekommen und teste diese an seinen Freunden und Mitarbeiter. Während diese glaubten zu verdursten, lachte sich der Diktator ins Fäustchen.

Auch andere Geschichten fanden ihren Weg ins Buch. Beispielsweise verlange Saddam von seinem Koch Geld zurück, sollte ihm das Essen nicht schmecken. Meist stimmte dies nicht, er wollte nur seine schlechte Laune an einer Person herauslassen. Auf der anderen Seite bekamen die Bediensteten viele Privilegen und zahlreiches Geld zugesteckt. Diverse Situationen waren für die Mitarbeiter von Saddams Staat bizarr. In mehreren Jahren fuhr der Koch einen Mitsubishi, einen Volvo und einen Chevrolet Celebrity. An einem Tagen ging ein Mitarbeiter herum, sammelte die aktuellen Schlüssel ein und überreicht neue Keys für die neuen Autos. Die Autos waren als Überraschung in der Garage geparkt.

„Dictators‘ Dinners – A Bad Taste Guide to Entertaining Tyrants“, das 2021 von Penguin Random House auf den Markt gebracht wurde, befasst sich nicht so ausführlich mit den Geschichten der Köche. Stattdessen schafft das Buch von Victoria Clark und Melissa Scott mehr Platz für mehr Persönlichkeiten. Im Mittelpunkt dieses Werkes stehen gleich 26 Herrscher aus Europa, Naher Osten, Asien, Afrika sowie Nord- und Südamerika.

Neben zahlreichen Fotos und einer kurzen Beschreibung werden, unter anderem über den deutschen Diktator Adolf Hitler, fast unbekannte Fakten beleuchtet. Oftmals hieß es, dass der Reichskanzler, der im Führerbunker Selbstmord beging, Vegetarier gewesen sein soll. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn in den 1930er-Jahren soll er mehrfach Tauben verspeist haben. Wie die Autoren schildern, wurde seine gesunde Lebensweise aus Propagandagründen genutzt. Die Partei ließ sogar die Theorie verbreiten, dass die Menschen schon immer vegetarisch gelebt hätten. Erst mit der „Kreuzung der kannibalistisch veranlagten Juden“ züchtete man Tiere.

Die zwei Autoren schildern noch mehr: Beispielsweise aß Adolf Hitler so gut wie kein Fleisch, weil er an chronischer Verstopfung litt und mehr als 28 von seinem Arzt Theo Morell verschriebene Medikamente einnahm. Auf Tabak wurde in seiner Gegenwart stets verzichtet, denn er litt an einer chronischen Kehlkopfentzündung.

Neben all diesen Geschichten haben Victoria Clark und Melissa Scott mehrere Gerichte zum Nachkochen in typischer Kochbuch-Form abgebildet und geben zahlreiche Tipps „Lassen Sie die jungen Tauben von Ihrem Schlachter entbeinen“. Sollten Sie für Ihre Familie kochen, benötigen sie vier bis sechs junge Tauben, 17 Hühnerleber und eine fein gehackte Kalbszunge. Die übrigen Zutaten wie Apfel, Zitrone, Butter oder Mehl sollte man ohnehin bei einer schweren Küche zu Hause haben.

Mit den zwei Sachbüchern „Wie man einen Diktator satt bekommt“ und „Zu Tisch bei Diktatoren – Die Lieblingsspeisen der Tyrannen“ kamen im Herbst 2021 zwei völlig unterschiedliche Werke zu einem Thema auf dem Markt. Für Leser, die gerne neue Speisen probieren möchten, empfiehlt sich das Werk von Penguin, ansonsten gibt es bei Witold Szablowski die persönlichen Geschichten bildlich verpackt. Einziger Makel: Obwohl die Sachbücher durchaus lesenswert sind, werden die Diktatoren leider doch etwas zu sehr verharmlost.
01.02.2022 12:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/131228
Fabian Riedner

super
schade


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