Macht «Panorama» Pause? ProSieben verordnet seinem Journal ab nächstem Donnerstag bis einschließlich Mitte Februar eine Pause. Sieben Wochen Zwangsstopp, warum eigentlich?
Nach 13 von 14 Ausgaben verabschiedet sich das ProSieben-Journal «Zervakis & Opdenhövel. Live.» bei ProSieben – für eine siebenwöchige Winterpause. Die zweistündige Fernsehsendung von ProSieben bekam viele Vorschusslorbeeren, doch die von Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel präsentierte Fernsehsendung konnte nie ein Ausrufezeichen setzen. Die erste Sendung startete mit 0,47 Millionen Fernsehzuschauern und einem Zielgruppen-Marktanteil von 4,6 Prozent. Anfang Oktober fuhr man mit 3,5 Prozent sogar einen neuen Tiefpunkt ein.
Inzwischen wird das Format im Anschluss an das überaus erfolgreiche «TV Total»-Comeback ausgestrahlt, doch die Quote in der Zielgruppe blieb verhältnismäßig schlecht. Zwar werden jetzt Marktanteile zwischen 6,1 und 11,4 Prozent erzielt, aber die von Sebastian Pufpaff moderierte Sendung kam zuletzt immer auf um die 18 Prozent Marktanteil. Vermutlich hätte ProSieben bessere Werte, wenn man direkt nach «TV Total» die Vorwochen-Episode noch einmal wiederholen würde.
Eine siebenwöchige Pause für ein aktuelles Journal unterstreicht nicht das Selbstverständnis, das ProSieben noch vor Wochen angekündigt hatte. Die wichtigen Themen der Woche sollten beleuchtet werden, aber anscheinend nicht zwischen Mitte Dezember und 9. Februar 2021. Dabei wird die Lage in Deutschland spannend: Hält die Ampel-Koalition das, was sie verspricht? Wie entwickeln sich die Zahlen der Impf-Kampagne und gibt es eine Triage in den Krankenhäusern spätestens rund zwei Wochen nach dem Weihnachtsfest? All das werden die Fernsehzuschauer erfahren, allerdings nicht bei ProSieben.
Ohnehin muss man das gesamte Konzept in Frage stellen. Wenn ProSieben verschiedene Autoren zur Verfügung stellt, warum werden dann nicht monothematische Sendung in den künftigen Wochen laufen? Da fällt es ProSieben natürlich wieder auf die Füße, die Sendung «Zervakis & Opdenhövel. Live.» zu nennen. Matthias Opdenhövel und Linda Zervakis zeichneten sich in den vergangenen Wochen nicht gerade dadurch aus, dass sie besonders gute Interviews geführt haben. Die langen Einspielfilme könnte beispielsweise auch Aiman Abdallah oder Thilo Mischke ansagen, wenn Zervakis und Opdenhövel lieber frei hätten. Moment: Matthias Opdenhövel moderiert im Januar am Samstagabend die Live-Show «The Masked Dancer», er würde ja durchaus zur Verfügung stehen.
Oder soll «Zervakis & Opdenhövel. Live.» doch komplett inhaltlich überarbeitet werden. Die Interaktion mit dem Publikum ist spärlich, das Programm könnte auch am Mittag aufgezeichnet werden. „Ein Thema, das 80 Prozent der Menschen nicht interessieren, kann keine Relevanz haben“, erklärte der ehemalige «Sportschau»-Moderator Mitte September. Als die Menschen ihre Booster-Impfungen nicht bekamen, plante ProSieben am Thema vorbei. Die Bürger waren bei bitterer Kälte richtig heiß darauf, von Ärzten eine Nadel in den Arm gerammt zu bekommen. Doch nicht etwa das wurde thematisiert, sondern lediglich ein Aufruf zum Impfen. Blanker Hohn für Millionen von Deutsche, die in dieser Zeit keine Impfzentren hatten und beim Hausarzt Wochen, wenn nicht sogar Monate auf ihren Termin warten mussten. Währenddessen die Moderatoren im Fernsehen geboostert wurden.
Das Konzept von «Zervakis & Opdenhövel. Live.» ist ein völliges Durcheinander. Noch vor der Bundestagswahl warb man mit dem kleinsten Townhall-Gespräch der Welt, dann holte man sogar den damals geschäftsführenden Gesundheitsminister Jens Spahn ins Studio, um über die anhaltenden schlechten Löhne von Pflegern zu sprechen. Doch Spahn kann keine Löhne in privaten Krankenhäusern anheben und die meisten Altenheime werden von Verbänden der evangelischen und katholischen Kirche geleistet. Das passt alles nicht! Das Team der Sendung ist inzwischen so verzweifelt, dass sie die 15 Minuten von «Joko und Klaas» nach nur 75 Minuten thematisieren. Es ist zum Haare raufen!
Fazit: Die Ziele von ProSieben sind ehrenwert, aber «Zervakis & Opdenhövel. Live.» hat verbrannte Erde hinterlassen. Kein Format, das bislang so schlechte Werte hatte, wurde langfristig zu einem überstrahlenden Erfolg.
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