Der neue Mann an der Spitze der größten deutschen Boulevardzeitung zeigt klare Kante. Es gebe zwar eine offene Debattenkultur – auch in der Chefredaktion – bei Uneinigkeit werde aber er entscheiden.
Der frühere „Welt am Sonntag“-Chefredakteur Johannes Boie hat der „Süddeutschen Zeitung“ ein umfangreiches Interview gegeben. Der neue „Bild“-Chef kündigte zahlreiche Änderungen im 16. Stock des Springer-Hauses in Berlin an. Unter anderem ist das von Julian Reichelt aufgestellte Feldbett verschwunden. Im gesamten Stock werde es zu Umbauarbeiten kommen, um die Redaktion aufzulockern und Strukturen abzubauen.
„Wir werden die Redaktionsräume umbauen, den ganzen 16. Stock. Kulturwandel muss sich auch in der Architektur niederschlagen“, so Boie, „es muss jetzt hier nicht kunterbunt aussehen wie bei Google, aber mehr Offenheit und Transparenz sind wichtig. Die Chefin oder der Chef müssen nicht am Ende des Flurs im größten Büro sitzen.“
Die bisherige Co-Chefin Alexandra Würzbach habe zusammen mit Reichelt ihren Posten verloren. Boie möchte vermitteln, aber hat eine klare Meinung: „Alexandra Würzbach, Claus Strunz, die ich beide sehr schätze, und ich. Wir entscheiden zusammen. Sollten wir drei uns nicht einig sein, entscheide ich.“
Die Zeitungsmacher müssten trimedial denken, so Boie. „Wir müssen in den Modus kommen: Storys first – anstelle der in unserer Branche bekannten Diskussion: ‚Online first‘, ‚Print first‘ oder ‚TV first‘. Unsere Priorität muss auf unseren Geschichten liegen. Dann prüfen wir individuell: In welchen Kanal geht diese Geschichte?“ Boie kündigt schon an, wie einst Julian Reichelt bei Bild TV regelmäßig aufzutreten.
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