Ab Dienstag ist Kalkhof wieder für «Die Heiland» im Fernsehen zu sehen. Er übernimmt mit seinen Kollegen den 20.15 Uhr-Slot.
Wie schwer war es für Sie vor zwölf Jahren das wunderschöne Heidelberg zu verlassen, um an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg, in Ludwigsburg, zu studieren?
Heidelberg hatte ich damals schon etwas länger verlassen. Vor dem Schauspielstudium in Ludwigsburg habe ich ein Jahr lang in Mexiko gelebt und dort mein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) gemacht. Vom sehr chaotischen und intensiven Mexiko ins geordnete und blasse Ludwigsburg war natürlich ein Kulturschock. Allerdings war das Studium dort umso umfangreicher und interessanter, zum Glück.
Sie spielten während ihrer Ausbildung bereits in Heidelberg Theater, unter anderem unter Nis-Momme Stockmann. Während der Pandemie waren die Theater geschlossen, haben Sie noch Freunde oder Kollegen, die in dieser Zeit unter den Schließungen litten?
In der Theaterszene bin ich tatsächlich seit dem Studium sehr wenig vernetzt. Mein Fokus bzw. Leidenschaft liegt in der Arbeit vor der Kamera. Ich kenne nur ein paar Kollegen, die monatelang nicht auf der Bühne stehen konnten, jedoch von ihrem Theater während dieser Zeit fast das volle Gehalt bekamen. Glück im Unglück sozusagen. Mittlerweile sind sie auch wieder kreativ ausgelastet und proben und spielen wieder.
Welches Stück haben Sie eigentlich zuletzt gesehen?
Das war vor gefühlt 100 Jahren in der Volksbühne. Wahrscheinlich Pollesch. Wahrscheinlich Rois und Wuttke.
Für den deutsch-israelischen Spielfilm «The Cakemaker» bekamen Sie viel Zuspruch. Wie hat sich das auf Ihre Karriere ausgewirkt?
Zum einen hat es mir gezeigt, was für mich als Schauspieler alles möglich ist. Es war immerhin meine erste internationale Kino Hauptrolle, mit einem sensationellen Drehbuch, an dem ich kreativ wachsen durfte. Es hat mir Haltung gelehrt in Bezug auf diesen Beruf, Kollegen, Drehbücher und gesunde Professionalität.
Zum anderen hat es mir auch Türen geöffnet. Ich habe Preise gewonnen, einen amerikanischen Agenten dazubekommen und durfte durch diesen Film mein Spektrum an Arbeit erweitern in Deutschland und auch im Ausland.
Sie sind in der Fernsehserie «Die Heiland» als Ringo Holländer zu sehen. Dafür wird man nicht – wie «The Cakemaker» – als Vertreter für die Oscars gehandelt. Dafür beschert die Serie regelmäßig Top-Quoten.
Ich freue mich sehr über die starken Quoten unserer Serie bisher und bin sehr gespannt, wie Staffel 3 ankommt. Das Interessanteste an der «Heiland» ist es für mich, über längeren Zeitraum die Rolle Ringo zu begleiten und auch zu formen. Meine Ideen fließen mit in die Rollenentwicklung und es ist auch angenehm mit den gleichen Kollegen immer wieder zu arbeiten.
In der dritten Staffel wird sich das Verhältnis von Ringo und Romy Heiland verändern. Können Sie etwas darüber verraten?
Romy und Ringo werden enger zusammenarbeiten. Sie mochten sich schon immer und nachdem Romy ihn aus der Klemme befreit, merken die beiden, dass sie sich auch beruflich aushelfen können. Die Figuren könnten nicht unterschiedlicher sein und ergänzen sich dadurch sehr gut, immer mit Charme und Humor.
Sie haben in «Homeland» und «Das Damengambit» in kleineren Rollen mitgewirkt. Wie unterscheidet sich die ausländische Produktionsarbeit gegenüber der deutschen?
Es wird auch mit Wasser gekocht nur ist der Topf meist sehr viel größer. Es ist eine Frage des Budgets. Geld kauft unter anderem auch Zeit. Zeit kauft unter anderem bessere Drehbücher, bessere Vorbereitung, und oftmals auch bessere Schauspieler Leistungen, weil sie proben und mehr Takes machen dürfen.
Ihre Vita ist stark: Sie gehörten zum Berliner-«Tatort», drehten bei «Nix Festes» mit und standen für «Herr und Frau Bulle» vor der Kamera.
Ich denke den Faktor Glück darf man in diesem Beruf nicht unterschätzen. Nichts desto trotz, sollte man sich keineswegs darauf verlassen, dass man Glück haben wird. Ich denke nicht, viel an Glück, sondern eher daran, dass sich harte Arbeit, Leidenschaft, Haltung, Entwicklung und Talent auszahlen wird. Man kann sein Glück quasi „erzwingen“. Trotz allem ist dieser Beruf kein Sprint, sondern ein Marathon. Es ist nie fertig. Ich bin in diesen Beruf reingegangen weil ich eine ganz pure und naive Lust habe gute Drehbücher zu lesen und daran zu arbeiten. Nicht weil ich Glück oder Erfolg haben möchte. Trotzdem ist es natürlich sehr befriedigend und erholsam wenn man es hat.
Im Dezember folgt «Ein Hauch von Amerika», eine Mini-Serie im Ersten. Welche Rolle übernehmen Sie?
Ich übernehme die Rolle des Sergeant Hoskins. Es war sehr schön wieder mit Dror Zahavi zusammenzuarbeiten. Es ist für deutsche TV-Verhältnisse ein sehr ambitioniertes Projekt. Eine echte Kostüm- und Komparsen-Schlacht.
Ich spiele komplett auf US-Englisch ein rassistisches Arschloch in der amerikanischen Armee und wurde endlich auch mal in Deutschland für einen historischen Stoff in Betracht gezogen. Sehr viele Schauspieler, in sehr vielen Motiven, in sehr vielen historischen Kostümen. Was könnte da schief gehen?
Apropos Amerika: Haben Sie schon einmal in den Vereinigten Staaten von Amerika Urlaub gemacht?
Ich war schon recht häufig in Kalifornien, da ich dort Familie/ Verwandte habe. Ich glaube ich war dreizehn, als ich das erste Mal dort war. Das letzte Mal war ich in Los Angeles wegen der Oscar-Kampagne von «The Cakemaker» und ich mochte die Stadt immer sehr, weil ich wusste, dass ich wieder gehen darf. Zum Leben kommt für mich die USA im Moment nicht in Frage. Mein Leben ist in Berlin und Andalusien. Eine schöne Mischung.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel