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«Lucifer» Staffel 6 – Des Teufels unwürdiger Abschied

Nicht einmal sechs Monate nach dem Start des zweiten Teils der fünften Staffel, geht der Teufel mit Staffel sechs nun endgültig auf Abschiedstour.

Man stelle sich einmal vor, die Zuschauer eines Konzerts riefen nach einer ordentlichen Performance „Zugabe“, der Künstler käme zurück auf die Bühne und performte noch eine halbe Stunde länger. Anschließend verabschiedet sich der Künstler und das Publikum ruft immer noch Zugabe. Gedrängt von den Zuschauern kommt der Künstler abermals auf die Bühne, hat aber eigentlich gar kein Material mehr, dass er präsentieren könnte.

So oder so ähnlich kann man sich das vorstellen, was die Fans mit Staffel sechs über den allseits beliebten Teufel, der zusammen mit der Polizei auf Erden Fälle löst, erwarten können. Schon Staffel 5b wies unweigerlich deutliche Ermüdungserscheinungen samt ausgiebigem Füllmaterial auf, konnte aber aufgrund des sympathischen Casts und durch einige Handlungsstränge, die letztendlich zu einem übergeordneten Zeil führen sollten, noch recht leichte, durchschnittliche Unterhaltung zum Nebenherschauen bieten. Problemlos hätte man die Serie, wie es ursprünglich auch geplant war, mit dieser Staffel zu einem für die Fans zufriedenstellenden Ende führen können, ohne, dass sich jemand beschwert oder tatsächlich noch nach der initial erwähnten zusätzlichen Zugabe gerufen hätte.

Stattdessen entschied man sich die Serie nach langwierigen Gehaltsverhandlungen mit Hauptdarsteller Tom Ellis abermals um eine weitere Staffel zu verlängern. Weder Cast noch Autoren machen allerdings den Eindruck über diese Entscheidung sonderlich glücklich zu sein. Die Handlung der zehn Folgen umfassenden sechsten Staffel ist daher so konstruiert, wie sie nur irgend sein könnte. Statt seinen Platz als neuer Gott anzunehmen, wie es das Ende von Staffel fünf eigentlich darlegte, dümpelt Lucifer als Gott in spe auch in Staffel sechs weiterhin auf der Erde herum, weil er eigentlich doch gar nicht mehr sonderlich Lust auf den neuen Job zu haben scheint. Auch für den restlichen Cast scheint es wenig handlungstragende Ideen seitens der Autoren gegeben zu haben, denn hier herrscht ebenfalls praktisch Stillstand. Stattdessen entschied man sich nochmals neue Castmitglieder einzuführen und die wenig originelle Idee der Zeitreisen in die Handlung zu schreiben.

Anstatt die Serie zumindest mit einer überzeugenden Finalfolge zu einem runden Abschluss zu bringen, wird hier ein an Logiklöchern auf Schweizer Käse Niveau zusammengeschustertes Etwas geschaffen. Ein einfaches Happy End schien für die beiden Protagonisten aus Sicht der Autoren keine Option gewesen zu sein. Kenner des «Supernatural» Finales hingegen dürften einige Überschneidungen feststellen, weshalb durchaus die Möglichkeit besteht, dass sich die Autoren hier „inspirieren“ ließen.

„Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab“, soll eine alte Weisheit der Dakota-Indianer besagen. «Lucifer» ist ein mahnendes Beispiel für Serien, bei denen die Verantwortlichen nicht wissen, wann eine Geschichte schlicht auserzählt ist und diese aus wirtschaftlichen Gründen über ihr Zenit hinaus verlängern.

«Lucifer» startet in Deutschland mit einigen Wochen Verspätung im Vergleich zum internationalen Markt am 25. Okotber 2021 bei Amazon Prime Video.
23.10.2021 11:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/130287
Marc Schneider

super
schade

65 %
35 %

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Lucifer Supernatural

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