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«Y – The Last Man» Kritik – Wie funktioniert eine Welt ohne Männer?

Nach sechsjähriger Produktionshölle startet die Endzeitserie «Y – The Last Man». Eine Welt, in der Frauen auf sich selbst gestellt sind, scheint im Chaos zu versinken.

Jedes Säugetier mit einem Y-Chromosom stirbt auf mysteriöse Weise, bis auf den Protagonisten Yorick Brown (Ben Schnetzer) und sein Äffchen Ampersand. Yorick ist ein Versager, der keinen Job hat und unsympathisch, von sich selbst eingenommen, faul in den Tag hineinlebt, ein klassischer Narzisst. Komödiantisches Potential wäre hier zwar vorhanden, im Gegensatz zu den Comics scheint sich die Verfilmung allerdings äußerst ernst zu nehmen, wodurch Humor bisher auf der Strecke bleibt. Schnell wird daher der Eindruck erweckt, als würden die Autoren bewusst von diesem Charakter ablenken wollen, denn sonderlich viel Screentime bekommt der titelgebende Protagonist in den ersten drei zur Verfügung gestellten Episoden nicht.

Stattdessen konzentriert sich die Serie gerade zu Beginn allzu sehr auf die Politisierung des Stoffs. In Rückblenden wird der weiße, männliche Präsident gezeigt, der nicht nur visuell an einen Mike Pence Verschnitt erinnert, sondern auch sogleich als Sexist bezeichnet wird. Die reale Abneigung von Demokraten und Republikanern und deren gegensätzliche Wertvorstellung fließt hier allzu unverblümt in den Stoff ein. Für eine Endzeitserie, die sich dem Titel nach um den letzten überlebenden Mann auf Erden dreht, ist «Y – The Last Man» ungewöhnlich stark politisch aufgeladen.

Gerade hier liegt das Hauptproblem einer Dystopieserie, die zumindest auf dem Blatt Papier eine Menge Potential hat. Alle Männer sterben und die Welt versinkt im Chaos. Die Serie macht keinen Hehl daraus, dass in essentiellen Bereichen, die die Infrastruktur und allgemeine Versorgung der Bevölkerung garantieren, sei es beispielsweise in Kraftwerken oder im Transportwesen, überwiegend Männer tätig sind. Wochen später herrscht daher Hungersnot, die Leichen liegen immer noch auf den Straßen, die komplette Infrastruktur versagt und statt zu handeln, wird sehr viel geredet. Im Zentrum der Handlung stehen dabei die neue Präsidentin Jennifer Brown (Diane Lane) und ihr Stab, denen zwar äußerst viel Screentime zugutekommt, sinnvoll genutzt wird diese aber kaum. Viele ins Leere laufende Dialoge sorgen dabei für ein ermüdendes pacing. Von der sich dahinschleppenden Handlung kann auch die gelungene visuelle Umsetzung der dystopischen Hauptstadt nicht dauerhaft ablenken. Ein überwiegend unsympathischer Ensemblecast, wird lediglich von Lichtblicken wie Ashley Romans als Agent 355, Yorick's Bodyguard aufgewertet, eine der wenigen Hinterbliebenen, der es scheinbar gelingt, einen kühlen Kopf zu bewahren.

«Y – The Last Man» ist eine Serie mit einer Menge Potential, welches gerade zu Beginn der Serie allerdings kaum genutzt wird. Es bleibt fraglich ob hier innerhalb dieser Staffel oder mit einer möglichen Folgestaffel noch eine Trendwende hin zu stringenter Unterhaltung geschafft werden kann.

Für das Review standen die ersten drei Folgen der Serie zur Verfügung. «Y – The Last Man» startet am 22. September 2021 auf Disney+.
19.09.2021 11:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/129568
Marc Schneider

super
schade

90 %
10 %

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Tags

Y – The Last Man

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Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
Moewian
20.09.2021 23:09 Uhr 2
Weil die Produktion sehr aufwendig gewesen sein soll und immer wieder unerwartete Probleme auftraten.
Sentinel2003
21.09.2021 22:19 Uhr 3
okay, danke
skyfreak1972
23.09.2021 08:19 Uhr 4
Wie funktioniert eine Welt ohne Männer? So schlecht oder so gut, wie als wenn alle Frauen sterben würden. Habe gestern die erste Folge gesehen, fängt interessant an. Sollte das wieder so ein Feminismus-Ding werden, bin ich aber genauso schnell wieder raus.
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