UFA Serial Drama-Produzent Damian Lott und Creative Producerin Daniela Kerscher sprechen mit Quotenmeter über Hygiene am Set, Gender-gerechte Sprache in Serien und die Qualität von Soaps.
Lieber Herr Damian Lott, liebe Frau Daniela Kerscher. Seit 15 Jahren gehört «Alles was zählt» zum RTL-Programm. Wie hat sich die Serie seither verändert?
Damian Lott: Eine tägliche Serie muss sich ständig überprüfen: Wo stehen wir, wo möchten wir hin? «Alles was zählt» ist dahingehend natürlich keine Ausnahme. Wir beschäftigen uns in der Weiterentwicklung mit sich verändernden Sehgewohnheiten der Zuschauer:innen über die Erzählgeschwindigkeit bis hin zur Verbesserung auf der technischen Ebene, aber eines werden die Zuschauer:innen bei «Alles was zählt» immer finden – emotionale Storys. Jeder liebt gute Geschichten und sich von ihnen unterhalten zu lassen. Das ist unsere Kernkompetenz und das wird immer im Vordergrund stehen. Jeder Arbeitsschritt, jeder kreative Gedanke muss darauf abzielen, wie wir genau das bedienen können. Emotionalität bindet die Zuschauer:innen an eine Serie und dadurch gehört man auch nach 15 Jahren immer noch zum Programmgerüst des erfolgreichsten Privatsenders Deutschlands.
Zum Sendestart musste man immer bangen, ob RTL nicht doch den Stecker zieht. Inzwischen sind fast 4.000 Episoden entstanden. Gehören Sie zum festen Inventar des Senders?
Daniela Kerscher: Auf jeden Fall gehören wir zum festen Inventar des Senders. In der guten Zusammenarbeit mit den Senderverantwortlichen und der Redaktion um Christiane Ghosh, Katharina Katzenberger und Saskia Budde wird die Wertschätzung auch immer wieder geäußert und großgeschrieben. Die drei Dailys bilden den täglichen Rahmen für viele Stammseher:innen des Senders und darauf sind wir als UFA Serial Drama und wir speziell für «Alles was zählt» auch sehr stolz.
Sie hatten es damals besonders schwer, weil gerade Telenovelas äußerst beliebt waren. Sie starteten als Endlos-Serie.
Damian Lott: Ein Problem eher nicht und wenn man mit einem neuen Programm an den Start geht, dann ist man sich der Konkurrenz auch immer sehr bewusst. Wichtig ist es, dass man den Glauben an die Stärke seines Programms haben muss und diesen auch nicht verlieren darf. Diesen Glauben in die eigene Stärke gab es von Anfang an und der ist ungebrochen. Jedes Gewerk gibt mit seiner täglichen Arbeit genau diesen Input, gemeinsam eine Serie zu kreieren, die die Zuschauer:innen fesselt. Das schaffen wir seit 15 Jahren. Dieser Einsatz hat nie nachgelassen und wird es auch nicht.
Bekommen Sie eigentlich regelmäßig Rückmeldung über die Nutzung von «Alles was zählt» beim Streamingdienst TVNow?
Damian Lott: Wir haben eine sehr guten Austausch mit den Kolleg:innen von RTL/TVNOW bezüglich der Nutzung des Streamingdienstes und was es auch für das Format bedeutet, besonders im Hinblick auf die Kommunikationsaktivitäten rund um «Alles was zählt». Dadurch, dass die Folgen auf TVNOW früher zur Verfügung stehen, hat sich natürlich die Strategie für die externe Kommunikation verändert.
Sie arbeiten mit einem recht großen Team und einem umfangreichen Ensemble. Wie haben Sie die Corona-Zeit meistern können?
Daniela Kerscher: Wir haben die Corona-Zeit bisher sehr gut gemeistert, vor allem als Team. Gemeinsam, auch im Austausch und Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen der anderen UFA Serial Drama-Produktionen, haben wir Hygiene- und Maßnahmenkonzepte erstellt, so dass wir durchgängig produzieren konnten. Natürlich gab und gibt es weiterhin erhebliche Einschränkungen im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie, aber jedes Gewerk ist sich seiner Verantwortung für die Gesundheit der Kolleg:innen bewusst und nur so werden wir auch aus dieser Situation herauskommen – gemeinsam und mit gegenseitiger Rücksichtnahme.
Herrscht am Set eigentlich – wie bei Netflix oder amerikanischen Tech-Riesen – eine Impfpflicht?
Daniela Kerscher: Nein, bei uns gibt es keine Impfpflicht.
Die Lungenkrankheit Covid-19 findet bei Ihnen nicht statt.
Damian Lott: Bei dem Thema Corona haben wir uns bewusst gegen eine Einbindung in die Story entschieden. Zum einen natürlich um den Zuschauer:innen eine Zeit zu bieten, in der sie nicht mit dem omnipräsenten Thema und seinen Auswirkungen konfrontiert werden. Zum anderen, weil es nicht herstellbar ist bei der Produktion einer täglichen Serie. Wir können zwar ohne Probleme Abstand zwischen Personen erzählen und auch Masken wären nicht das Problem, aber wie erzählen wir, dass auch innerhalb der Serienfamilie keine Nähe stattfindet.
Dafür müssten im ersten Schritt die Schauspieler:innen für die Pandemiezeit dauerhaft in Quarantäne gehen und Kontaktbeschränkungen einhalten, um glaubwürdig die Serienfamilie darstellen zu können. Das ist insbesondere bei Menschen mit Familie und Kindern nicht vertretbar. Natürlich nutzen wir die von der BG ETEM empfohlenen Schutzstufen für nahe Momente in Geschichten, aber eben nur punktuell. Andere gesellschaftliche Themen behandeln wir aber sehr wohl in unserer Serie, wie gerade das Thema „Alltagsrassismus“, bei dem wir gemeinsam mit RTL auch eine weiterführende Kommunikation über Presse und Online etabliert haben.
Mit unserer Reichweite sind wir uns sehr bewusst, dass wir eine Verantwortung haben solch wichtige Themen sehr sensibel und im Kontext einer emotionalen Story zu behandeln. Wir wollen kein Oberlehrer sein, aber aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen wollen wir auf jeden Fall.
Muss eine tägliche Serie, die um 19.05 Uhr läuft, inzwischen mit Primetime-Produktionen konkurrieren?
Daniela Kerscher: Wir müssen sicherlich nicht direkt mit den Primetime-Formaten konkurrieren, aber unser erstes Ziel ist es immer die größtmögliche Qualität zu erreichen, um dem Publikum in jeder Sendeminute das Gefühl zu geben, dass sie die emotionale Unterhaltung finden, die sie sich wünschen. An dieser Qualität arbeiten wir jeden Tag sehr hart. In der Entwicklung der Geschichten ebenso wie am Look von «Alles was zählt». Früher wurden tägliche Formate immer als die „billige“ Serie belächelt. Mittlerweile kommt diese Aussage nur noch sehr, sehr selten vor, denn wir müssen uns in keinem Punkt hinter Primetime-Formaten verstecken.
Werden die Figuren von «Alles was zählt» eigentlich demnächst eine gender-gerechte Sprache sprechen?
Damian Lott: Die Figurenaufstellung einer Serie spiegelt auch immer wieder die Gesellschaft ab und so wie wir gesellschaftliche Themen aufgreifen und behandeln, wird es bei uns Figuren geben, die gender-gerecht sprechen und andere, die dies nicht tun. In unserer Arbeit hinter den Kulissen gehen wir den Weg konsequent weiter und wie in der gesamten UFA stehen wir hier voll hinter einer gender-gerechten Sprache.
Vielen Dank für Ihre vielen Informationen!
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