Helen Dorn zeigt sich in ihrer neuen Folge als Figur wieder von der besten Seite. Hat das ZDF hier heimlich, still und leise eine feministische Heldin zur Hauptsendezeit etabliert?
Darsteller
Darsteller:
Helen Dorn: Anna Loos
Richard Dorn: Ernst Stötzner
Weyer: Tristan Seith
Dr. Isabella Aligheri: Naghmeh Alaei
Herbert Bock: Christoph Tomanek
Tayfun Murat: Denis Moschitto
Maria Melin: Lo Rivera
Dr. Henning Boll: Sebastian Rudolph
Adrian Jessen: Florian Stetter
Dr. Katharina Rathert: Frida Lovisa Hamann
Uta Jessen: Barbara Focke „Ich bin nicht so gut im Reden, ich bin eher gut im Handeln“, sagt Helen Dorn (Anna Loos) an einer der Stellen dieses Films, an denen das Drehbuch aus einem psychologischen Blickwinkel verdeutlichen will, mit wem wir es hier als Hauptfigur zu tun haben. Das soll gleichzeitig noch einmal die allerersten Szenen in ein allgemeineres Licht rücken, in denen Helen Dorn – wie sie selbst sagt – unverblümt und auf direktem Weg zur Tat schreitet, ohne lange drum herum zu reden.
Ein Polizist hatte sich in seinem abgelegenen Haus verschanzt, zusammen mit einer Geisel, dem Gerichtsvollzieher, der ihn gerade vom Hof jagen wollte. Helen Dorn wirft sich eine schusssichere Weste über und geht mit erhobenen Händen zum Tatort, um dem durchgedrehten Kollegen eine weitere Eskalation auszureden. Vor wenigen Wochen war dessen Frau an ihrer schweren Krankheit verstorben, erzählt er, und ist gerade dabei, sich zu öffnen, als Helen Dorn ihre verborgene Waffe zückt. Der zum Geiselnehmer gewordene Polizist weiß, dass das Spiel aus ist, und schießt sich tot.
Erschreckende Bilder, die Helen Dorn da ansehen musste, finden auch ihre Kollegen und der Psychologe vom Dienst. Aber reden will sie nicht, sie macht diese traumatischen Erfahrungen – und davon gibt es nach so vielen Folgen ja reichlich – lieber mit sich selbst aus. Gewissermaßen liegt darin auch der Kern dieser Figur. Anders als die meisten weiblichen Ermittler im deutschen Fernsehen bleibt sie für sich, kontrolliert, reserviert, und wird doch niemals kaltblütig oder unterkühlt. Endlich eine Frauenfigur, die nicht durch ihre übertriebene Emotionalität erzählt wird. Helen Dorn – die Ikone der Feministinnen?
Zumindest der Erfolg ist ihr sicher, denn auch den neuesten Fall weiß sie, zu knacken. Dafür macht das Drehbuch noch ein paar Nebenbaustellen auf, die derweil den Schlenker ins Obszöne nicht immer scheuen. So kreuzen sich schon früh die Wege einer Taxifahrerin, deren Schwester mit einer schweren Krankheit in der Klinik liegt, und einer jungen Medizinstudentin, die dort arbeitet, aber nachts in unanständig aufreizender Kleidung durch edle Stadtviertel flaniert und die Fahrerin bittet, einmal um den Block kutschiert zu werden, um einem böse dreinblickenden Gesellen nicht begegnen zu müssen.
Die Krimihandlung, die sich daraus entspinnt, ist nicht ganz unspannend – viel interessanter ist jedoch Hauptfigur Helen Dorn und die Geschichte um eine Frau, die sich etwas zutraut und zumutet, die Stärke zeigt und nicht in besonderer Weise über eine weibliche Verletzlichkeit oder emotionale Erreichbarkeit erzählt wird. Heimlich, still und leise hat das ZDF hier also eine moderne und bisweilen neue Art weiblicher Krimierzählung etabliert – und dürfte mit diesem Erfolg gerne offensiver auftreten.
Das ZDF zeigt «Helen Dorn – Die letzte Rettung» am Samstag, den 4. September um 20.15 Uhr.
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