Am Sonntagabend packt das Erste einen neuen Ermittler aus. Der ist leider wie viele andere geraten. Unsere Vorab-Kritik.
Kommissar Evert Bäckström (Kjell Bergqvist) ist einer dieser Ermittler, die immer alles besser wissen und aus ihrer fachlichen Überlegenheit auch keinen Hehl machen. Diese Allwissenheit hat ihn – wie all seine Kollegen auf allen Sendern – zu einem völlig überheblichen, egozentrischen, cholerischen und besserwisserischen Arschloch gemacht, der seine Untergebenen fast ausnahmslos in den Wahnsinn treibt, aber deshalb auf seinem Posten verbleiben darf, weil er eben zuverlässig Ergebnisse liefert.
Am liebsten tritt Kommissar Bäckström im Fernsehen auf. Dort hat er eine eigene Talk-Show, in der er mit seinem liebsten Feind, einem ebenfalls extrem von sich eingenommenen Rechtsanwalt, über sein Lieblingsthema, die Verbrechensbekämpfung, philosophiert. Auf persönlicher Ebene kann er nur mit zwei Menschen so richtig: einer jungen Kollegin, die wegen seiner fachlichen Qualitäten zu ihm aufschaut und gerne eines Tages so genial wäre wie er, und mit einem kleinen Jungen, der über für sein Alter geradezu erstaunliche Kenntnisse auf dem Gebiet der menschlichen Anatomie verfügt und diese auch gerne anwendet, zum Beispiel wenn er beim Spielen einen menschlichen Schädel findet.
Dieser Schädel gehörte, wie Kommissar Bäckström bald feststellt, einer asiatischen Frau, die vor wenigen Jahren auf einer einsamen Insel ermordet worden sein muss: Das Einschussloch an der Schläfe lässt keinen Zweifel zu. Doch wenn es nach seinen Vorgesetzten geht, sollte er sich gerade eigentlich intensiver mit einem gescheiterten Raubüberfall beschäftigen, dessen Täter nach wie vor flüchtig sind. Bei diesem Verbrechen ist aber niemand ums Leben gekommen und insofern gibt es auch keine Leichenteile, die der kenntnisreiche Kommissar mit all seiner Erfahrung unter die Lupe nehmen könnte.
Obwohl die Hauptfigur also etwas Besonderes sein soll, ein Charakter mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und einem nicht alltäglichen Bezug zu seinem Umfeld, eine Figur, die sich von allen anderen abhebt, ist die Serie, die um sie herumgeschrieben wurde, leider alles andere als außergewöhnlich. Stattdessen bietet uns die ARD an den drei Ausstrahlungsabenden, an denen jeweils eine Doppelfolge gezeigt wird, eine wenig überzeugende Mischung aus bereits vielfach bekannten Elementen: «Kommissar Bäckström» ist wahrlich nicht das erste Format, das sich um einen besonders begabten Ermittler dreht, der mit seiner Überheblichkeit seine Mitmenschen gegen sich aufbringt. Und auch der Fall um die unter mysteriösen Umständen erschossene thailändische Frau ist alles andere als innovativ.
Was dagegen bisweilen heraussticht, sind die kantigen Auftritte von Hauptdarsteller Kjell Bergqvist, der das immer etwas heruntergekommene Erscheinungsbild seiner Figur glaubwürdig transportiert und es so schafft, den Zuschauer von Minute zu Minute mehr in seinen Bann zu ziehen. Dass der am Schluss die vollen viereinhalb Stunden der Gesamtlaufzeit dieses Projekts dran bleibt, dürfte aber nicht einmal ihm gelingen.
Das Erste sendet sechs Folgen von «Kommissar Bäckström» sonntags ab dem 1. August um 21.45 Uhr, jeweils in Doppelfolgen.
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