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‚Aber es sind doch nur Worte!‘

«#Dreckshure» auf arte oder: Das ewige Cyber-Mobbing. Ein Kommentar von Michael Horling.

Gewalt gegen Frauen im Internet - das klingt erstmal unreal. Weil man mit Gewalt gemeinhin körperliches Vorgehen meint. Doch die digitale Belästigung, die Gewalt gegen Frauen im Internet, hat ARTE in einer Duku «#Dreckshure» in der Reportage-Serie «MenschenLeben» aufgegriffen. Sehenswert!

Wer macht sowas? Drohungen gegenüber Frauen mit Entführung, Vergewaltigung, Mord... Auch brave Familienväter würden es tun. Kein Wunder, denn Cyber-Mobbing ist ja anonym möglich. Ein gesellschaftliches Phänomen. "Sie wollen dich einfach fertig machen!". ARTE hat mit zahlreichen Opfern gesprochen. Mit meinungsstarken Frauen, die deshalb angegriffen und beleidigt wurden. Eine belgische YouTuberin, eine Buchautorin, eine Humoristin. Die bekannte deutsche Politikerin Renate Künast kommt zu Wort, übelst angegangen auf Facebook, nachdem sie sich in einer Talkshow über die Vorkommnisse einer Silvesternacht in Köln äußerte.

Die Grüne Künast spricht von ignoranten Staatsanwälten. "Das müssen Politikerinnen aushalten!" Die Beleidigung "Drecksfotze" müsse sie hinnehmen, hörte sie von einem Richter. Und sie weiß: "Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen!". Auch die lange als Kind gefangen gehaltene Österreicherin Natascha Kampusch berichtet von Verschwörungstheorien über ihre Entführung, ob das alles so stimmte? "Man sollte dich vergewaltigen!", musste sie in Freiheit über sich lesen. Aber ist das dann Freiheit?

Ein Soziologe aus Belgien, eine Linguistin aus dem selben Land oder eine Forscherin aus Australien erklären, warum es sowas gibt. Wenn Frauen erfolgreich in der Öffentlichkeit stehen oder wenn sie einfach nur Ausländerinnen sind, kommen manche Männer damit nicht zurecht. Es ist einfach nur Frauenfeindlichkeit. "Du sollst die Klappe halten!" Frauen gehören nur an den Herd.

Es sei ein systematisches Vorgehen. "Sobald sie sagen, was sie denken, werden sie zur Zielscheibe!" Hasskommentare laufen sogar noch besser als Katzenvideos im Netz. Doch Journalistinnen, die den Frauenhass selbst erleben, erheben ihre Stimme. Gegen die Hasstiraden. Und die sind heftig, wie die Doku deutlich macht.

"Du sollst von hunderten von Einwandern vergewaltigt werden", bekam eine Unterstützerin vom Emigranten zu lesen. Oder ein "sie steht auf dicke Negerschwänze!". Es gibt noch krassere Beleidigungen in der Dokumentation. Das ist hart, das ist krass. "Ich würde dir am liebsten den Bauch aufschlitzen!" "Ich lächle, wenn du gesteinigt wirst!" "Wenn ich dich treffe, ist das der letzte Tag deines Lebens!" "Mit meinem Schwanz drin wirst du dein Maul halten!" arte möchte schon alleine mit dem Titel zeigen, dass die Aussagen sehr hart sind.

Die Konsequenz aus solchen Entgleisungen? "Frauen machen seltener den Mund auf, weil es für sie schwierig ist!" Klar vielleicht, wenn man ein "Man sollte dir das Maul stopfen!" hinnehmen muss. Die Justiz? Reagiert meist machtlos. "Dann hör´ doch einfach auf, im Internet zu posten!", sagt die Polizei. "Warum machst du ein Drama daraus? Das spielt sich doch alles im Internet ab und nicht in den Metro!" Ertappte Personen würden sich rechtfertigen: "Das habe nicht ich geschrieben, sondern mein Sohn!"

Natascha Kampusch hat den Glauben an die Menschlichkeit verloren. Andere betroffene Frauen vermissen ihre frühere Fröhlichkeit. "Die Unbeschwertheit ist weg. Heute macht mir alles Angst!" Gibt es eine Bewegung wie #MeToo? Wehren sich immer mehr Frauen gegen das Cyber-Mobbing? "Aber es sind doch nur Worte!" #Dreckshure bedeutet auf Französisch #Salepute. ARTE ist international. Mehrsprachiges Bildungs-, aber leider eben auch Nischenfernsehen mit klarer Kante. Und das ist mal gut so.

«Dreckshure» ist der Mediathek aufrufbar.
24.06.2021 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/127629
Michael Horling

super
schade


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Tags

#Dreckshure MenschenLeben Dreckshure

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