Regisseur Taylor Sheridan drehte auf Vorlage des gleichnamigen Romans einen Spielfilm.
Früher mussten die besten Pyrotechniker ran, um vor der Filmkamera gewaltige Explosionen auszulösen und Flammenmeere unter Kontrolle zu halten. Denken wir nur an das brennende Atlanta aus «Vom Winde verweht» (1939), dass sich nach allen Seiten fressende Feuer in einem Wolkenkratzer aus «Flammendes Inferno» (1974) oder die todbringenden Feuerwehreinsätze aus «Backdraft» (1991). Heutzutage hilft Kollege Computer debi, um feurige Bilder zu animieren – aber nicht ausschließlich, und auch für «They Want Me Dead» wurde teilweise noch echt gezündelt. Damals wie heute begegnet man Feuer mit dem nötigen Respekt. So auch Angelina Jolie («Wanted»), die sich nach jahrelanger Abstinenz vom Actionfilm nun wieder vollen Körpereinsatz zeigt, um als traumatisierte Feuerwehrfrau zu überzeugen. Als Vorlage diente der Roman „They Want Me Dead“ von Michael Koryta aus dem Jahre 2014, in dem es jedoch nicht um einen Katastrophenfall geht, sondern um eine Kriminalgeschichte, die Regisseur Taylor Sheridan («Wind River») mit den nötigen Thriller- und Actionelementen ausgeschmückt hat.
Eine ausgebrannte Feuerspringerin
Bei einem desaströsen Waldbrand musste Feuerwehrfrau Hannah Faber (Angelina Jolie) mit ansehen, wie drei Kinder ums Leben kamen. Noch immer gibt sie sich die Schuld daran und hat sich für einen Außenposten in den Bergen Montanas zurückgezogen. Ausgerechnet hier stößt sie auf einen verstörten Jungen (Finn Little), der in der Wildnis orientierungslos umherirrt. Der 12-jährige Connor musste mit ansehen, wie sein Vater Owen (Jake Weber) von den Blackwell-Brüdern Jack (Aidan Gillen) und Patrick (Nicholas Hoult) ermordet wurde. Nun sind die beiden hinter Connor her. Nicht nur, weil er Zeuge war, sondern auch weil ihm sein Vater zuvor noch Beweise mitgegeben hat, die den Auftraggeber der Blackwells in die Bredouille bringen würden. Um die Polizei abzulenken, entfachen die Brüder ein Feuer. Hannah und Connor versuchen zu Fuß die nächste Stadt zu erreichen, doch das Feuer versperrt ihnen den Weg und breitet sich immer weiter aus. Schließlich kommt es zur Konfrontation mit den Gangstern und ein Zweikampf zwischen Hannah und Patrick entbrennt.
Ein Actionthriller von der Stange
Regisseur Taylor Sheridan hatte sich in Hollywood vor allem als Drehbuchautor hervorgetan und lieferte die Vorlagen für hervorragende Crime-Stories wie «Sicario» (2015) und «Hell or High Water» (2016). Sein nächstes Drehbuch zu «Wind River» (2017) verfilmte Sheridan gleich selbst. Mit «They Want Me Dead» setzt er nun auf eine Romanvorlage, womit sein eigener Stil des Geschichtenerzählens verloren geht, was bedauerlich ist. Denn die Story von Michael Koryta ist nicht wirklich stringent und wirkt mitunter wie am Reißbrett konstruiert. Im Kern geht es aber um nichts anderes als um eine Verfolgungsjagd, die dann noch mit zusätzlich eingeführten Figuren, Mafia-Hintergründen und einer traumatisierten Feuerbekämpferin aufgepeppt wird. Mehr Spannung wird damit aber nicht generiert. Im Gegenteil, sie wird durch erklärende Szenen eher noch gebremst. Umso besser funktionieren im Film aber die Actionszenen, vor allem jene, in denen Feuer mit im Spiel ist. Da gerät «They Want Me Dead» mitunter zu einem visuell eindrucksvolles Katastrophenspektakel. Insgesamt ist «They Want Me Dead» also ein durchschnittlicher Actionthriller, den man sich zum Zeitvertreib gern mal ansieht, der aber auch schnell wieder vergessen ist.
Ein verrußtes Gesicht reicht nicht
Schon in «Lara Croft: Tom Raider» (2001), «Wanted» (2008) und «Salt» (2010) stellte Angelina Jolie ihre Action-Qualitäten immer wieder unter Beweis. Doch die Zeiten der Comicheldinnen mit Knarre in der Hand scheinen für sie vorbei zu sein. In «They Want Me Dead» kreiert sie eine durchaus realistischere Heldin, die darüber hinaus auch mehr Herzenswärme ausstrahlen will. Gegenüber dem verwaisten Jungen entwickelt sie im Laufe der Story immer mehr Muttergefühle, was gewiss löblich ist, aber irgendwie auch aufgesetzt wirkt. Besonders am Schluss, wenn sie erschöpft mit verrußtem Gesicht den Knaben in die Arme nimmt und ihn damit wohl vermitteln, dass sie ihn nicht in Stich lassen wird, fühlt man sich wie in einem alten «Stirb langsam»-Film. Ende gut, alles gut - Klischees sterben eben nicht aus.
Fazit: Am Anfang ein spektakulärer Feuersturm, doch dann dauert es bis die eigentliche Story in Fahrt kommt. Wer danach bis zum Schluss dabeibleibt, erlebt nicht mehr als einen durchschnittlichen Actionthriller.
«They Want Me Dead» ist bei Sky verfügbar.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel