Während der Sänger eine klare Entschuldigung seitens Sat.1 und ImagoTV fordert, liefert der Sender diese Entschuldigung wenig später ab – nicht ohne Vorwürfe gegen Ikke Hüftgold abzugeben.
Der Streit zwischen dem Schlagersänger Ikke Hüftgold, bürgerlich Matthias Distel, und dem Sender Sat.1 und der Produktionsfirma ImagoTV geht
in die nächste Runde. Inhalt des Streits ist der Dreh einer «Plötzlich arm, plötzlich reich»-Folge, den Distel laut eigenen Angaben selbst abbrach, da man mit „schwer traumatisierten Kindern“ gearbeitet habe. Er behauptet zudem, dass die Verantwortlichen darüber Bescheid gewusst hätten. Nun steht jedoch Aussage gegen Aussage, da Sat.1 und ImagoTV behaupten, den Dreh in Absprache mit Distel gemeinsam abgebrochen zu haben, als sie herausfanden, wie die Situation vor Ort war. Der Sänger widerspricht dieser Darstellung vehement und pocht darauf, dass er für den Abbruch der Dreharbeiten sorgte.
Am Mittwochabend meldete sich Distel nun erneut zu Wort und teilte weitere Video-Statements via Instagram. Darin stellte er erneut klar, dass die Mutter der vermeintlich ärmeren Familie nach dreifacher Absage schlussendlich doch überredet wurde, den Dreh anzutreten. Die Mutter habe Bedenken geäußert, ob sie ihren Kindern die Dreharbeiten zumuten könne. Das Video entstand bei einer Autofahrt auf dem Heimweg von der betroffenen Familie, so Distel. In einem weiteren Statement bezog Distel zudem Stellung, um sich gegen „die falschen Tatsachenbehauptungen von ImagoTV und Sat.1“ zu wehren. Dafür veröffentlichte er „in enger Absprache mit der Familie“ Chatverläufe, die belegen sollten, dass die Mutter Zweifel an den Dreharbeiten bekommen habe und daher der Produktionsfirma absagte. Dies sei „nur die Spitze des Eisbergs“, erklärte Distel.
Zudem ging Distel auf die Aussagen von ImagoTV-Geschäftsführerin Andrea Schönhuber ein, die sie gegenüber ‚DWDL‘ traf. Sie bestritt dabei die Schilderung Distels, was während der Dreharbeiten in dessen Wohnung bei der vermeintlich ärmeren Familie vorgefallen sei. Distel beruft sich nun auf redaktionelle Inhalte von ImagoTV-Mitarbeitern, die ihm auf Festplatteninhalten vorlägen. Diese Inhalte wolle er zunächst zurückhalten, gleichzeitig erwarte er eine „ganz, ganz klare öffentliche Entschuldigung von Imago, weil ich euch mit Zeugen, mit Beweisen, mit Schriftstücken definitiv zerlegen werde.“ Er wolle sich nicht als Lügner beschimpfen lassen.
Auch auf Sat.1 kam Distel zu sprechen: Er forderte von Sat.1 Stellung zu beziehen, „Eier zu zeigen und Fehler einzugestehen“. Über die Tatsache, dass die Kinder traumatisiert gewesen seien und Sat.1 davon gewusst habe, lägen Distel ebenfalls Beweise vor, die er durch Mitarbeiter des Senders erhalten habe. Er erwarte nun eine lückenlose Aufklärung der Angelegenheit. Diese Stellungnahme ließ dann nicht lange auf sich warten. Am Abend bezog Sat.1 via Instagram Stellung und gestand Fehler ein: „Wir haben in den vergangenen Tagen intensiv den letzten «Plötzlich arm, plötzlich reich»-Dreh aufgearbeitet. Klares Fazit: Wir waren nicht sorgfältig genug bei der Auswahl der Familie. Es gab Fehleinschätzungen, die so nicht passieren dürfen. Dafür entschuldigen wir uns aufrichtig bei der Familie. Wir werden unsere Abläufe verbessern, damit so etwas nicht wieder passiert.“ Wie genau die Verbesserung aussehen wird, ließ der Sender allerdings offen.
Einen Pfeil Richtung Distel alias Ikke Hüftgold wurde weiterhin abgefeuert: „Wir bedauern zudem, dass Ikke Hüftgold mit seinen Äußerungen die Familie ungefragt in die Öffentlichkeit gebracht hat. Wir hatten uns mit ihm um den gemeinsamen Drehabbruch herum gemeinsam darauf verständigt, insbesondere die Kinder zu schützen. Dazu gehört auch, Privates privat zu lassen. Sat.1 und ImagoTV stehen mit der Familie im Austausch. Wir werden die Mutter und ihre Kinder in den nächsten Wochen und Monaten menschlich, psychologisch und finanziell unterstützen.“ Dieses Statement kommentierte Distel wiederum in seiner Instagram-Story: „Sat.1! Ihr seid das Allerletzte! Ihr werdet für diese Aussage nicht nur euer Gesicht verlieren!!!“ In einem Kommentar unter dem Sat.1-Statement kündigte Distel weitere Beweise an, „dass Ihr Sender genau wie ImagoTV in der Führungsebene komplett ausgetauscht werden muss“. Man lenke mit dem Statement vom Wohl der Kinder ab, das „mit vollen Bewusstsein mit Füßen getreten“ werde. Harte Worte, denen Distel am Wochenende weitere Beweise folgen lassen wolle, wie er in seinem Video ankündigte.
Kommentar: Der Streit zwischen Sat.1 beziehungsweise ImagoTV und Matthias Distel läuft Gefahr zur Schlammschlacht zu werden. Distel versucht dabei die moralische Oberhand zu behalten, kündigt gleichzeitig aber an, die Produktionsfirma „zerlegen“ zu wollen. Das ist eine martialische Sprache, die Gefahr läuft von Emotionen getrieben zu werden, obwohl Distel sachliche Aufklärungsarbeit betreiben möchte. Sat.1 wiederum machte den Fehler, beim Eingestehen der Fehler während der Produktion gegen Distel auszuteilen. Er habe die Familie in die Öffentlichkeit gerückt. Das erscheint absurd, da Distel genauestens darauf achtet, keine persönlichen Details, wie Namen oder Wohnort zu nennen. Er schildert lediglich Vorgänge. Somit lässt Sat.1 nach dem Skandal um «Promis unter Palmen» erneut die Chance liegen, eine klare Haltung zu zeigen und die Verantwortung für etwaiges Fehlverhalten vollends zu übernehmen. Stattdessen löst man einen Kindergarten-Streit aus, wer denn nun den Dreh wirklich abbrach. Das ist peinlich und führt an der eigentlichen Diskussion vorbei. Fehler wurden gemacht und für Fehler sollte man geradestehen. Zumal sich Fehler, wie angesprochen, häufen – nicht nur bei Sat.1. Auf dem Reality-Sektor versucht man das Rad immer weiter zu drehen, sei es bei «Sommerhaus der Stars» oder «Claudias House of Love». Jan Böhmermanns «Vera Fake» liegt nun schon ziemlich genau fünf Jahre zurück. Die Branche scheint nichts daraus gelernt zu haben oder verfällt zurück in alte Muster.
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