Dem neuen ZDF-Landkrimi liegt ein spannender erzählerischer Kniff zugrunde: Der wirkt aber erst ganz am Ende des Films. Zu spät, um noch zu überzeugen.
Stab
Darsteller: Patricia Aulitzky, Dominik Raneburger, Fritz Egger, Maresi Riegner, Anna Thalbach, Fabian Schiffkorn
Drehbuch: EvaTestor
Schnitt: Niki Mossböck
Kamera: Eva Testor
Kostüme: Andrea Kuprian
Regie: Mirjam UngerKommissarin Lisa Kuen (Patricia Aulitzky) will eigentlich gerade in den Urlaub aufbrechen, da kommt ihr die Leiche einer jungen Frau dazwischen, die genau in der Gegend aufgefunden wird, die Lisa aus Kindertagen bestens kennt. Schnell werden dabei Parallelen zwischen ihrem neuen Fall und ihrer eigenen Biographie offenkundig: Als Lisa fünf Jahre alt war, nahm sich ihre damals zwölfjährige Schwester das Leben; das Trauma hat über die Jahre zum fast vollkommenen Auseinanderdriften der Familie geführt.
Die jetzt in einem See ertrunkene junge Frau ist im Kleinkindalter von ihren leiblichen Eltern anonym abgegeben und anschließend von einer Adoptivfamilie aufgenommen worden. Die Jahre vor ihrem Tod verbrachte sie hauptsächlich als freiberufliche Prostituierte in einem schmierigen Bordell, dessen Betreiberin in jeder Vernehmung den familiären Charakter ihres Führungsstils betont. Schon da schrillen bei Lisa erste Alarmglocken – und noch ahnt sie nicht, wie eng dieser Fall an ihren eigenen Lebensweg geknüpft ist.
Dass der Film die genauen Zusammenhänge zwischen Ermittlungsfall und Privatleben der Hauptfigur zum wichtigsten Mysterium seiner Erzählstruktur aufbauen will, geht mit dem problematischen Umstand einher, dass die finale Note eigentlich der interessanteste Ausgangspunkt für diesen Stoff gewesen wäre. Denn erst hier stellen sich wirklich tiefgreifende Fragen, mit der sich die Figur auseinandersetzen müsste: Mit wem muss sie brechen? Wie kann sie altes Unheil aufarbeiten? Und wie haben die wagen Erinnerungen an ein lang zurückliegendes tragisches Ereignis ihr eigenes Leben geprägt, ohne dass sie das richtig bemerken und zuordnen konnte?
Leider bleiben all diese Impulse gewissermaßen ungenutzte Zukunftsausblicke und der stärkste emotionale Zugang zu dieser Geschichte damit unbestelltes Terrain. Der Rest von «Das Mädchen aus dem Bergsee» ist trotz einer sehenswerten Performance von Patricia Aulitzky leider lange nicht so spannend und beschränkt sich sehr stark auf eine austauschbar wirkende Handlungsebene: Ein Ermittlungsdetail reiht sich an das nächste, die Quotenbringer Bordellmilieu und Profisport werden recht mühselig in das Handlungsgeflecht eingewoben und erst ganz am Schluss stehen große Gefühle.
Das ZDF zeigt «Das Mädchen aus dem Bergsee – Ein Landkrimi» am Mittwoch, den 26. Mai um 20.15 Uhr.
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