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Kommentar: «RTL hat wieder einen Küblböck»


Die Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» ist wieder on Air. Am Samstagabend gab es die erste Mottoshow und schon einen kleinen Skandal. Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei über die Frage, warum ein schlechter Sänger besser abschneidet als so manches Talent.

Vielleicht hat RTL einen Fehler gemacht, als man «Deutschland sucht den Superstar» zum Titel für die vor einigen Jahren noch neue Castingshow festlegte. „Superstar“ ist doch ein sehr allgemeiner Begriff, schließlich kann er auf Tänzer ebenso angewandt werden wie auf Biathleten, Skispringer oder Hofnarren. Doch eigentlich sollte Deutschland einen neuen „Supersänger“ suchen. Eine Stimme, die unter die Haut geht. Ein Talent, das es mit Welt-„Stars“ wie Mariah Carey oder Elton John stimmlich gesehen aufnehmen kann. Einige scheinen dies auch in der nunmehr dritten Staffel, die derzeit bei RTL zu sehen ist, missverstanden zu haben.

Bereits die Castings zeigten wieder viele verkannte Comedy-Talente, die in der momentan ausrangierten «RTL Comedy Nacht» mit Sicherheit noch untergekommen wären. Doch wirklich gute Sänger waren kaum dabei. Dennoch: Einige, die durchaus die Stimme für den Einzug ins Finale hatten, flogen spätestens in den nach Geschlechtern getrennten Sendungen raus – aber einer durfte sich immer wieder trotz durchweg bescheidener Gesangsleistungen über die Anrufe der Zuschauer freuen.

Dennoch: Der „Fall“ Stephan Darnstedt spiegelt eines ganz deutlich wider: Wer viele Schlagzeilen macht, kann auf Rückenwind hoffen. Im Moment seines Zusammenbruchs in der ersten Live-Show vor einigen Wochen, als er vom Verlierer plötzlich wieder zum Sieger wurde, wurde er auch Teil der Macht mit vier Buchstaben: Die „Bild“ griff das Thema auf und schrieb immer wieder über den 18-Jährigen. Andere – stimmlich weit überlegene Kandidaten - traten dadurch nur wenig in der öffentlichen Wahrnehmung auf.

RTL hat wieder einen Küblböck. Erinnert man sich an Daniel Küblböck, den schrillen Kandidaten aus der ersten Staffel, so ist doch ein ähnliches Phänomen zu erkennen. Wer in irgendeiner Weise auffällt, sei es durch das Zeigen von Gefühlen oder dem Tragen bunter Klamotten, kann der Maschinerie „Bild“ nicht mehr entkommen. Im ersten Moment kann dies hilfreich sein – beide Kandidaten kamen immer wieder bei «Deutschland sucht den Superstar» überraschend weiter, doch die Gefahr eines schnellen Absturzes ist allgegenwärtig. Denn wo ist Küblböck heute? Abgesehen von gelegentlichen Fernsehauftritten wie beispielsweise heute in der Sat.1-«Comedy-Falle» sind seine öffentlichen Vorführungen rar geworden und auch die meisten seiner Fanclubs dürften für immer verstummt sein.

Stattdessen sucht Deutschland noch immer nach einer Stimme, die unter die Haut geht. Nach einem Talent, das es mit den Stimmen der großen Stars aufnehmen kann. Die Suche scheint auch diesmal wieder zu misslingen.
08.01.2006 11:40 Uhr Kurz-URL: qmde.de/12699
Alexander Krei

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