Der Sender BBC hat eine dreiteilige Miniserie erschaffen, die derzeit bei Amazon und Tele 5 verfügbar ist. Wir haben die Serie gesehen.
Keine andere Geschichte hat das Science/Fiction-Genre dermaßen beeinflusst wie «Der Krieg der Welten» nach dem gleichnamigen Roman von H.G. Wells (1866-1946), der mit «Die Zeitmaschine», «Der Unsichtbare» oder «Die Insel des Dr. Moreau» noch weitere phantastische Literaturstoffe lieferte und seiner Zeit damit weit voraus war. «Der Krieg der Welten» erschien bereits 1898 in Buchform, wurde aber erst 1938 als Hörspiel berühmt. Kein Geringerer als Orson Welles (1915-1985) schreckte die Amerikaner an der Ostküste auf, weil er die Anfang des 20. Jahrhunderts spielende Story in die Gegenwart verlegte und durch den Reportage-Stil eine Massenpanik ausgelöst haben soll.
Es heißt, die Zuhörer hätten tatsächlich den Eindruck gehabt, dass unser Planet von Marsianern angegriffen wird. 1953 entstand schließlich die erste Verfilmung, die ebenfalls in die Gegenwart der Fünfzigerjahre verlegt wurde. Der rote Mars bekam eine Doppelbedeutung, denn der Film war Ausdruck der damaligen Massenhysterie gegenüber der ‚roten Gefahr‘ des Kommunismus aus der Sowjetunion. 2005 lieferte Steven Spielberg seine Version ab, die ein weiteres Mal in der Neuzeit spielte, nicht zuletzt, um Hauptdarsteller Tom Cruise als modernen Actionhelden glänzen zu lassen. Wobei «Der Krieg der Welten» auch schon vorher als Blaupause für etliche Invasionsfilme wie etwa Roland Emmerichs «Independence Day» oder Tim Burtons «Mars Attacks!». Braucht es da noch eine weitere Verfilmung von H.G. Wells Science-Fiction-Klassikers? Tatsächlich ist vor längerer Zeit eine dreistündige BBC-Produktion entstanden, die «Der Krieg der Welten» erstmals in der Zeit spielen lässt, die der Originalgeschichte entspricht.
Liebe in Zeiten des Chaos
Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt man in England mitten im Wald einen mysteriösen Meteoriten. Die Bewohner des nächsten Ortes nähern sich dem Objekt nur zögerlich. Unter ihnen befinden sich auch George (Rafe Spall) und Amy (Eleanor Tomlinson), die sich außerhalb von London ein neues Leben aufbauen wollen. Nicht alle sind mit ihrer Liebe einverstanden, was aber in den Hintergrund gerät als sich aus dem Meteorit eine riesige schwebende Kugel erhebt, die sich in eine dreibeinige Kampfmaschine verwandelt. Chaos bricht aus, denn sie sendet tödliche Strahlen aus. Die Menschen fliehen, George und Amy werden getrennt. George hofft, dass sich Amy nach London durchschlägt, wo auch er hinwill, um sie wieder in seine liebenden Arme zu nehmen. Unterwegs wird er jedoch von einer Militäreinheit rekrutiert, um sich den immer mehr werdenden Kampfmaschinen in den Weg zu stellen. Doch die Waffen der Menschen können nichts ausrichten. Die Aliens legen das Land in Schutt und Asche. Jeder ist sich selbst der nächste, das Ende der Menschheit unausweichlich. Aber es gibt noch Hoffnung aus einer Richtung, mit der niemand gerechnet hat.
Etwas Neues aus dem Alten?
Nun ist die Grundstory inzwischen ja mehr als auserzählt. Das Reizvolle an dieser Neuverfilmung wäre gewesen, wie in der alten Welt zum Anfang des 20. Jahrhunderts eine Invasion von Außerirdischen fertiggeworden von statten gegangen wäre. Ein Historienfilm mit Science-Fiction-Elementen quasi, was es zwar auch schon zu genüge gab (etwa in «Cowboys & Aliens»), aber zumindest optisch reizvoll sein könnte. Na gut, das liefert «The War of the Worlds - Krieg der Welten» sogar. Historisches Ambiente mit modernem Special-Effects-Feuerwerk, tatsächlich reicht das aber nicht, um vollends begeistert zu sein. Denn der erzählerische Nebenstrang der beiden Liebenden, die wieder zueinanderfinden wollen, interessiert nicht wirklich. Eigentlich sind einem alle Charaktere egal, was es schwierig macht, emotional mitgerissen zu werden. Ein Gefühl der Bedrohung kommt so gut wie gar nicht auf.
Zuschauer einer Zerstörungsorgie
Was also bleibt, ist das visuelle Spektakel, das aber auf Fernsehniveau bleibt und nichts bieten kann, was man anderswo (etwa in Marvels «Avengers»-Filmen, die ja im Grunde genommen die gleiche Thematik haben) nicht schon aufregender empfunden hat. Auch fühlt man sich nicht einmal in eine andere Zeit zurückversetzt. Dazu klingt allein die Musik viel zu modern. Man spürt zwar, wie sehr sich Regisseur Craig Viveiros («Ghosted – Albtraum hinter Gittern») bemüht, dem Publikum einiges zu bieten, um es zu unterhalten. Was er aber nicht hinbekommt, ist ein Stimmungsbild zu kreieren, das uns schaurig staunen lässt oder zumindest mi starken Gefühlen bei der Stange zu halten. Im besten Fall kann man «The War of the Worlds - Krieg der Welten» als solide Unterhaltungsware bezeichnen. Denn man bleibt doch nur der Zuschauende einer Zerstörungsorgie.
Fazit: Eine weitere Version von H.G. Wells «The War of the Worlds» - diesmal im Setting des Originalromans von 1898. Die Figuren sind jedoch nicht besonders interessant und die Grundstory scheint sowieso auserzählt zu sein.
Der Spielfilm ist derzeit bei Amazon zu sehen. Außerdem strahlt Tele5 die Miniserie am Freitag und Sonntag aus.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
31.05.2021 12:17 Uhr 1
Eine wirklich gute Verfilmung gibt es daher bis heute nicht. Die billige Nachfolge-Serie des Original-Films war sehr schlecht und die neue Serie (die in den nächsten Wochen in die zweite Staffel geht), konnte in der ersten Staffel auch nicht wirklich überzeugen, da man es bisher nur mit den komischen Drhnenhunden zutun bekam.
09.03.2022 11:44 Uhr 2
Welche "neue" Serie ist das? Wenn Du "Krieg der Welten" meinst (
09.03.2022 11:57 Uhr 3
Die läuft am Wochenende als Free-TV-Premiere.