Elf der 28 Nominierungen stammen aus der Kategorie Information. Aus der Unterhaltung wurden lediglich fünf Vertreter ausgewählt und mit einer Nominierung bedacht. Das Urteil „Schlechte Zeiten für Unterhaltsames“ von Dr. Frauke Gerlach ist daher durchaus angemessen.
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Am Donnerstagabend wurden die Nominierungen des Grimme Online Award bekannt gegeben, der am 17. Juni im Rahmen eines Online-Events vergeben wird, da es Corona-bedingt zu keiner Präsenzveranstaltung kommen wird. Aus den über 1.400 eingegangenen Vorschlägen hat die Nominierungskommission 28 Formate ausgewählt, wobei es im zweiten Jahr der Pandemie kaum überraschen kann, „dass unter den spannenden, informativen, unterhaltsamen, aufklärenden und inspirierenden Einreichungen für den diesjährigen Grimme Online Award etliche Projekte und Beiträge waren, die sich mit Aspekten rund um die Corona-Krise befassen“, erklärte die Kommission in ihrem Statement.
Aber auch jenseits der Pandemie fand sich Relevantes für das Gremium: „Viele Journalist*innen haben 2020 erst recht ihre Schlaglichter auf Themen geworfen, die auch während einer Pandemie jede Öffentlichkeit verdient haben: etwa Rassismus, Homosexualität oder Antisemitismus." Dr. Frauke Gerlach, Grimme-Direktorin, urteilte mit Blick auf die diesjährigen Nominierungen: „Schlechte Zeiten für Unterhaltsames.“ So hätten gut recherchierte Informationen und Wissensangebote, die einen aus den Unwägbarkeiten des nach wie vor pandemiegeprägten Alltags holten, nichts an Bedeutung verloren. Als Beispiel für ein nominiertes Corona-Format wurde in der Mitteilung auf die Webseite „Corona Leichte Sprache“ verwiesen, die auf hohe Verständlichkeit von Informationen rund um das Coronavirus und damit ein barriereärmeres Netz für alle abzielt. Auch die umfangreichen Visualisierungen zum Thema Corona von ‚Zeit Online‘ wurden nominiert.
Abseits von Corona wurden erstmals auch TikTok-Formate mit einer Nominierung bedacht, so zum Beispiel der Wissenskanal von Niklas Kolorz. Er schafft es als „Einzelkämpfer" die Potenziale des Netzwerks zu nutzen und „auf sehr moderne Art und Weise auch abstrakte und sperrige Themen verständlich und unterhaltsam an eine große Zielgruppe auszuliefern". Auch der Kanal der «Tagesschau» wurde nominiert, dem die Kommission gleich einen Rat mit auf den Weg gab: „Bitte authentisch bleiben.“ Das Thema Rassismus wurde ebenfalls aufgegriffen und Enissa Amani erhielt für ihren Talk «Die beste Instanz» – eine Reaktion auf die umstrittene WDR-Sendung «Die letzte Instanz», in der Thomas Gottschalk, Micky Beisenherz, Jürgen Milski und Janine Kunze über sie nicht betreffende Themen diskutierten und mit Tafeln abstimmten – eine Nominierung. Die Begründung der Kommission: „Diese selbst finanzierte Sendung war ein Fingerzeig für die etablierten Medien. Möge er Signalkraft haben: Solche Runden brauchen nicht einfach nur bekannte Namen und Gesichter, sondern Know-how und die Sicht der Betroffenen.“ Als eines der wenigen Unterhaltungsformate wurde das Late-Night-Format «Dulsberg Late Night», das bei YouTube zu sehen ist und sich an jüngere Menschen richtet, nominiert.
Mit der Bekanntgabe der Nominierten ist auch das Online-Voting gestartet, bei dem noch bis zum 10. Juni für den Publikumspreis abgestimmt werden kann, ehe die Preise am 17. Juni vergeben werden. Durch das Online-Event führt Ninia LaGrande.
Auf der nächsten Seite gibt es einen Überblick auf alle Nominierten.
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