Omar El-Saeidi, Max von Pufendorf und Maren Kroymann spielen eine unverhoffte jüdisch-arabische Familie aus Hannover. Das kann ja heiter werden...
Stab
Darsteller: Omar El-Saeidi, Max von Pufendorf, Maren Kroymann, Ramin Yazdani, Franziska Brandmeier, Nikola Kastner
Musik: Jörg Gollasch
Kamera: Carol Burandt von Kameke
Buch: Lucas Banuscha und Michael Comtesse
Regie: Hanno OlderdissenWill man diesen Film in einem Satz zusammenfassen, dann wohl am besten so: Das passt alles nicht so recht zusammen. Ein schwuler junger Araber namens Khaled (Omar El-Saeidi) hat etwas mit dem jüdischen Galeristen David (Max von Pufendorf). Khaleds konservativer muslimischer Vater darf davon aber nichts wissen, weil Sünde, Schande, ekelhaft. Davids Mutter Lea (Maren Kroymann) weiß derweil schon geschlagene zwei Jahre von der Liaison ihres Sohnes, und findet das alles auch nicht so dufte. Erstens, weil ihr damit auf ewig das ersehnte Enkelkind verwehrt bleibt, und zweitens weil arabische Terroristen ständig ihr Volk in Jerusalem in die Luft jagen.
Zumindest ersterem Problem hat David aber schon unfreiwillig abgeholfen – als er vor knapp neun Monaten bei einer aus dem Ruder gelaufenen Veranstaltung auf MDMA die neunzehnjährige Sarah Finkelstein (Franziska Brandmeier) geschwängert hat. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus: Lea freut sich ob des durch und durch jüdischen Enkels, Sarah und David könnten dagegen die Adoptionspapiere eigentlich nicht schnell genug unterschreiben, und der Einzige, der sich wirklich auf das Kind freut, ist Khaled, der ernsthaft mit dem Gedanken zu spielen scheint, es zusammen mit David großzuziehen. Doch dazu müsste er sich erst einmal vor seinem konservativen Vater outen.
Was uns dieser Film lehren will: Auch wenn die äußeren Umstände noch so „nicht zueinander passend“ aussehen, heißt das noch nichts. Menschen sind nicht nur Juden oder Moslems, Deutsche oder Araber, konservativ oder weltoffen, sondern oft irgendwie alles zugleich. Und das ist auch gut so.
So überschlagen sich in eineinhalb dicht geschriebenen Stunden die Ereignisse in «Familie verpflichtet», bis am Schluss kaum jemand in seiner Weltanschauung oder seinen Lebenszielen dort endet, wo er in seiner ersten Szene begonnen hat – ein eisernes Gesetz guter Filmkomödien, dem hier ziemlich elegant Rechnung getragen wird, ohne dabei die wichtige emotionale Komponente zu vernachlässigen.
Wunderbar beiläufig kommt dieser Film gleichzeitig zu einer angenehm unaufgeregten Neudefinition von Familie: Die bestimmt sich nämlich nicht als abgeschotteter Zirkel aus Mutter, Vater und einer beliebigen Anzahl an Kindern, genauso wenig wie als zusammengewürfelte Schicksalsgesellschaft, vor der es kein Entrinnen gibt, sondern als der Ort, an dem sich Menschen trotz aller Konflikte in Liebe, Zuwendung und Sicherheit begegnen. Ein bisschen rührselig vielleicht, aber auch ziemlich schön. Gut, dass nicht alles immer so recht zusammenpasst.
Das Erste zeigt «Familie verpflichtet» am Mittwoch, den 14. April um 20.15 Uhr.
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