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Thelma Buabeng: ‚Es ist Zeit für eine Staffelübergabe an die nächste Generation‘

Im Quotenmeter-Interview spricht Schauspielerin Thelma Buabeng über ihre aktuellen beiden Projekte für den SWR und arte. Zudem fordert sie ein Umdenken in den Redaktionen bestimmter Talkshows.

Die Schauspielerin Thelma Buabeng ist derzeit eine vielbeschäftigte Frau. Nicht nur, dass sie bei arte seit dieser Woche die Zuschauer auf der «Open Stage Berlin» begrüßt, sondern am heutigen Donnerstag startet zudem auch das YouTube-Talk-Format «Five Souls» vom SWR. Im Quotenmeter-Interview forderte die BIPOC-Aktivistin endlich ein Umdenken in den Redaktionen von Talkshows wie «Die letzte Instanz» und wie froh sie ist, dass sie in Berlin vom Karneval nur wenig mitbekommt. Für ihren YouTube-Kanal «Tell Me Nothing From The Horse» kündigte sie unterdessen neue Videos an.

Unter anderem durch Kostüme entstehen an Karneval häufig Diskussionen über Rassismus, da Menschen mit ihren Verkleidungen (rassistische) Stereotypen darstellen. Wie froh waren Sie, als sie davon hörten, dass in diesem Jahr der Karneval in Deutschland weitestgehend ausgefallen ist?
Sagen wir so, Annemie, eine meiner «Tell me nothing from the Horse»-Figuren, trifft es deutlich härter als mich selbst. Sie schwärmt regelrecht und dazu im breitesten Kölsch vom Karneval. Ich selbst bin gar kein Karnevalsjeck und bin in Berlin in den letzten Jahren auch verschont geblieben, denn genau diese rassistischen Stereotype, die jedes Jahr reproduziert werden, kann und will ich nicht mehr ertragen.

Nun war im WDR ein Zusammenschnitt von vergangenen Prunksitzungen zu sehen, in dem ein Clip mit Blackfacing aus dem Jahre 2010 enthalten war. Der WDR ist vor allem durch «Die letzte Instanz»-Sendung mit Janine Kunze, Micky Beisenherz, Thomas Gottschalk und Jürgen Milski in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt und kündigte daraufhin eine Schwerpunkt-Woche zum Thema Rassismus an. Was würden Sie sich von diesem Schwerpunkt wünschen? Und wie sehen Sie die Haltung des WDR? Die Sendungen müssen doch auch von Personen abgenommen werden.
Ein Themenschwerpunkt ist das eine, ein grundlegendes, strukturelles Umdenken in den Redaktionen das andere. Jetzt muss es der diverse Nachwuchs in den Medien richten – und den gibt es! Ich finde es ist dringend Zeit für eine Staffelübergabe an die nächste Generation, denn nach den regelmäßigen ‚Fauxpas‘ und den halbgaren Entschuldigungen habe ich jegliche Hoffnung verloren. Man kann nur von Absicht und oder Provokation ausgehen, wenn sie nach den jüngsten Debatten – nach den Black- Lives-Matter-Demos, aber auch nach den Anschlägen in Halle und Hanau und dem NSU-Terror – Rassismus noch immer nicht als ernstzunehmendes Problem erkennen und es scheinbar in Ordnung finden, sich darüber lustig zu machen und entsetzliche Lebensrealitäten zu relativieren. Und das auf unsere Kosten.

Stichwort «Die letzte Instanz»: Findet das Problem nicht hinter der Kamera statt? Gottschalk, Beisenherz und Milski sind wahrlich keine Rassisten, aber das Thema wurde mit Absicht der Redaktion reißerisch so aufgezogen, um eine Empörungswelle zu starten. Die Sendung, über die man sich Anfang Februar aufregte, war dabei noch eine Wiederholung.
Das ist genau der Punkt. Ein solches Format entsteht ja nicht einfach spontan, auch wenn es oft so erscheinen mag. Dahinter steckt ein redaktioneller Prozess: Themen werden festgelegt, Gäst*innen eingeladen, Vorgespräche geführt, am Ende wird die Sendung von der Redaktion abgenommen. Niemand hat wohl in diesem Zeitraum die Hand gehoben und mal gefragt: ‚Leute, was machen wir hier eigentlich?‘ Das versteh ich einfach nicht.

Wer sollte Ihrer Meinung nach darüber entscheiden, was rassistisch ist? Kritische Medienbeobachtern fällt auf, dass wir in einer Echauffierungsgesellschaft leben, in der meist die Lautesten nur gehört werden.
Auf jeden Fall nicht weiße Promis mit roten Abstimmungskärtchen. Natürlich die Betroffenen!

Häufig werden schwarze Interviewpartner gefragt, wie man am besten Rassismus beenden könne. Halten Sie diese Frage für sinnvoll? Sollte man diese Frage nicht eher weißen Menschen stellen, denn schwarze Menschen sind schließlich das Opfer von Rassismus?
Es liegt ganz klar bei der weißen Mehrheitsgesellschaft sich diesbezüglich zu bilden und zu informieren. Wie soll man als betroffene Person Rassismus beenden, wenn wir im Grunde genommen noch immer dabei sind, die Gesellschaft davon zu überzeugen, dass er institutionell und strukturell verankert ist? Nach wie vor werden wir BIPOCs [Black, Indigenous and People of Color, Anmerkung der Redaktion] darum gebeten unsere rassistischen Erfahrungen immer und immer wieder zu schildern, als ob man uns dann erst glaubt, dass Rassismus existent ist.

Auf ihrem YouTube-Kanal «Tell Me Nothing From The Horse» sprechen Sie in verschiedenen Rollen soziale Themen auf komödiantische Weise an, seit Jahreswechsel ist es ruhig auf dem Channel geworden. Ist Ihnen der Spaß dabei vergangen?
Im Gegenteil! Nur bleibt gerade neben der Schauspielerei und den beiden neuen Formaten mit mir als Moderatorin kaum Zeit für Neues von den Mädels. Wir geloben aber Besserung und sorgen schnell für Nachschub.

Sie sagen es, ganz von der YouTube-Bühne werden Sie nicht verschwinden. Am 25. Februar starten Sie in der SWR-Produktion «Five Souls», eine wöchentliches Talk-Format, als eine von drei festen Hosts. Was darf der Zuschauer von der Sendung erwarten?
Drei unterhaltsame Ladys, die was zu sagen haben. Dazu wöchentliche Gäst*innen, die mit uns diskutieren. Es geht um Familie, Partnerschaft, Sex und das Berufsleben – jeden Donnerstag neu bei YouTube und Instagram. Endlich dürfen auch wir BIPOC – Hosts mal über ganz normale Themen sprechen

Haben Sie sich die Fehler von «Die letzte Instanz» gemerkt und werden es besser machen?
Es SOLLTE auf jeden Fall besser gemacht werden. Und gerade der YouTube-Talk «Die beste Instanz» von Enissa Amani hat doch ganz klar gezeigt, es geht! Ganz wichtig aber, «Five Souls» dreht sich nicht vordergründig um das Thema Rassismus. Was unser Format so besonders macht, sind die unterschiedlichen Blickwinkel, Perspektiven, Lebenserfahrungen, die wir mitbringen und die für die Diskussionen wichtig sind. Ich finde super, dass der SWR gemeinsam mit Kanakfilm einen solchen Talk wie «Five Souls» startet. Und noch toller: Hadnet und Natascha mit dabei zu haben. Zwischen uns hat’s direkt gefunkt.

Die Talkrunde ist sehr divers besetzt, in der ersten Folge geht es um Schwiegereltern – ein Thema, das jeden betrifft. Wird man in Zukunft auch sozialkritischere Themenschwerpunkte setzen?
Ich fand es gerade spannend, Teil einer Show zu werden, die zwischenmenschliche Beziehungen zum Thema macht und das ist ja ein riesiges Feld mit viel Platz, sicher auch für sozialkritische Töne. Außerdem habe ich das Gefühl zum Thema Rassismus haben wir alles gesagt!

Anfang dieser Woche ging eine weitere Sendung mit ihnen on Air. Sie moderieren die «Open Stage Berlin» auf arte. Wie kam der Sender auf Sie? Machen Sie neben der Schauspielerei auch Musik?
Der Sender kam auf mich zu und ich bin wirklich sehr glücklich, dass ich dieses in diesen Zeiten wichtige Format moderieren darf. Ich kann nicht singen, aber Mary-Jo von «TMNFTH» kann ziemlich gut rappen.

Künstler wie Joris, YouNotUs, Alvaro Soler, Graham Candy, Selig, Maxim und Catt sind angekündigt, auch Nachwuchskünstlern soll eine Plattform gegeben werden. Wie sehr fehlt Ihnen die Klubkultur in Berlin momentan?
Ich kann es kaum erwarten wieder auf ein Konzert zu gehen, mit vielen Menschen beim Feiern so richtig abzugehen.

Das Kino steht derzeit vor dem Ende, auch weil viele Studios ihre Blockbuster mittlerweile auf den hauseigenen Streaming-Plattformen anbieten. Haben Sie Angst, dass durch den quasi einjährigen Ausfall von Live-Konzerten und Theateraufführungen die Kulturbranche in Vergessenheit geraten sein könnte und in Zukunft, das Kulturangebot anderweitig – wie in einem Livestream – nachgeholt werden wird?
Das kann ich mir nicht vorstellen, ganz im Gegenteil. Das Bedürfnis nach Großveranstaltungen, Festivals und Konzerten wird so groß sein, dass ich mir da keine Sorge machen.

Das Talk-Format «Five Souls» ist immer donnerstags ab 17 Uhr auf dem gleichnamigen YouTube-Kanal zu sehen. Am heutigen Donnerstag ab 20:30 Uhr zeigt arte den vierten Teil der Auftaktwoche des Projekts «Open Stage Berlin». Mit dabei sind Madeline Juno und You Not Us.
25.02.2021 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/125097
Fabian Riedner, Veit-Luca Roth

super
schade


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Rassismus Open Stage Berlin Five Souls Die letzte Instanz Tell Me Nothing From The Horse Tell me nothing from the Horse Die beste Instanz TMNFTH

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