Entgegen dem Zeitgeist will ein Printmagazin auf Hochglanzseiten den Spirit der schönen neuen Digitalwelt vermitteln. Kann das gelingen?
Vierteljährlich erscheint das t3n-Magazin im Yeebase-Verlag aus Hannover. Seit 2005 wird von dort über Themen aus der digitalen Wirtschaft berichtet. Zur Zielgruppe gehören vorrangig die Angehörigen der Start-Up-Szene wie Jungunternehmer, Freelancer, Blogger und Influencer. Dabei spricht das Magazin technikaffine Leser aus der IT-Branche und kreative Köpfe aus dem Online-Marketing gleichermaßen an.
Die Themenauswahl ist jedoch nicht auf das digitale Arbeiten begrenzt, sondern deckt alle Bereiche des modernen Lebens im Digitalzeitalter ab. Die Quartalsausgabe ist für 9,80 Euro erhältlich. Ein Abo kostet 35 Euro im Jahr. Selbstverständlich ist eine Online-Ausgabe verfügbar. Jede Ausgabe bietet einen thematischen Schwerpunkt und acht wiederkehrende Rubriken: Trends- und Technologien, digitale Wirtschaft, Marketing, E-Commerce, Software und Infrastruktur sowie Entwicklung und Design.
Mit dem Grußwort des Chefredakteurs gibt sich das Magazin zunächst überraschend konservativ. Man "spiegelt" dem Leser vor, eher einem etablierten Wochenmagazin zu gleichen als einem Nerd-Magazin für Fachidioten.
Tatsächlich besteht diese Gefahr nicht, denn bereits im Intro erwartet den Leser eine Überraschung: Es ist wirklich eine sympathische Idee, das gesamte t3n-Team auf den ersten Seiten vorzustellen. Aktuell blickt man dort in 76 freundliche Gesichter. Alle sind zu sehen: vom CEO über die Redakteure bis hin zu den Sachbearbeitern im Backoffice und sogar die MitarbeiterInnen in Elternzeit. Man spürt den freigeistigen Spirit der schönen, neuen, demokratischen Arbeitswelt, den das Magazin authentisch verkörpert. Hier wird tatsächlich gelebt, was auf rund 180 Hochglanzseiten gepredigt wird.
Wem die Gnade der späten Geburt nicht zugedacht war und dadurch die Gruppe der Digital-Natives auf ewig verschlossen bleibt, wird sich dennoch gut im Magazin zurechtfinden. Sprache und Schreibstil sind, anders als die inhaltliche Ausrichtung des Magazins befürchten lässt, nicht übertrieben digitaldeutsch.
In vielen Beiträgen finden selbst reife Leser, die durch die Wirren der Pandemie ungewollt zu Remote-Workern im Homeoffice wurden, Erkenntnisgewinn und Mehrwert. Bemerkenswert ist, dass Alltagsprobleme nicht zur Sprache kommen. Das ansonsten in der Presselandschaft pandemiebedingt häufige C-Wort hat im t3n-Magazin Seltenheitswert, denn hier beschäftigt man sich bereits mit der Zukunft. Die Probleme der Gegenwart sind hier von gestern. Das ist inhaltlich eine wohltuende Abwechslung zu den Hiobsbotschaften der Tagespresse. Nach der Lektüre dieses Magazins sind alle Zukunftsängste verflogen.
Zurück zur Ausgangsfrage: Ist das Medium Printmagazin nicht zu anachronistisch für das Thema Digitalisierung? Nein, ist es nicht: Das gedruckte Magazin ist nur die Spitze des t3n-Eisberges. Man wird als Analog-Leser dort abgeholt, um auch in das Online-Portal einzutauchen. Digitalverweigerern wird die Hand gereicht, um ein neues Universum zu entdecken. Empfehlenswert ist aber auch der umgekehrte Weg: Man schaut die aktuellen, kostenfreien Inhalte auf der Webseite an und zur Vertiefung greift man zum Magazin, sei es online oder als Printausgabe. Hier ergänzen sich Analog- und Digitalkonzept.
Abschließend bleibt noch eine Frage zu klären: Was genau bedeutet eigentlich t3n? Pate stand ein Open-Source-Redaktionssystem namens Typo3. Dort wurde einfach das Wort News drangehängt und heraus kommt das Akronym t3n.
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