Die ARD hat ihren Schleichwerbe-Skandal weitgehend beendet, nun steht Sat.1 Ärger ins Haus. Am Mittwoch hat die Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz einen Bericht über die Schleichwerbung bei dem Berliner Privatsender veröffentlich. Das Ergebnis dürfte den Verantwortlichen gar nicht gefallen.
In den Sendungen
«Sat.1 Frühstücksfernsehen» und
«17.30 Uhr Live aus Berlin» konnten Unternehmen und Interessenverbände demnach durch direkte Vereinbarung oder über Vermittler wie WorldCom oder Connect TV Einfluss auf redaktionelle Inhalte nehmen. Damit hat sich ein entsprechender Verdacht, der Ende September aufkam, bestätigt.
Festgestellt wurde, dass Schleichwerbung in den untersuchten Jahren von 2000 bis 2005 zur Finanzierung der Formate herangezogen wurde und jeweils mehr als 1 Million Euro erbrachte. In einer Vielzahl dieser Fälle kam es laut LMK zu "Themenplacement", also der Abstimmung redaktioneller Inhalte mit Werbungtreibenden oder Interessenverbänden. In besonderem Maße wurden hier der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft, die Centrale Marketing Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft CMA und die AOK tätig. Weitere, insbesondere medizinische Themen, wurden von kleineren Agenturen wie medicine und Infokontor platziert.
Neben der lückenlosen Aufklärung und personellen Konsequenzen hat die ProSiebenSat.1 Media AG Richtlinien für die Beschäftigten beschlossen, die Schleichwerbung ausschließen sollen und darüber hinaus eine Selbstverpflichtungserklärung abgegeben, die in Verdachtsfällen Einsichtsrechte der Landesmedienanstalten begründet. Der Direktor der LMK, Manfred Helmes, erklärte: „Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse werden die Gremien die aufsichtlichen Maßnahmen gegen SAT.1 beraten.“