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Janin Ullmann: „Ich weiß, dass es mehrere 'für immer' geben kann“

Janin Ullmann macht sich für ZDFneo auf die Suche nach der wahren Liebe. Im Quotenmeter-Interview erklärt die Moderatorin die zahlreichen Facetten der Liebesforschung, verrät, ob es nach dem Dreh Trennungen bei den Kandidaten-Paaren gab und wie sie selbst mit dem Thema Dating umgeht.

Frau Ullmann, warum haben Sie sich dazu entschlossen, der Liebe auf den Grund zu gehen?
Die Liebe ist komplex, unberechenbar und aufregend. Sie schüttelt mich durch und ist deswegen eines meiner zentralen Themen. Für mich war es nur logisch, dass ich mich auch beruflich mit der Liebe auseinandersetze. In unserem Social-Factual «Wie lange ist für immer?» spreche ich dazu mit Expertinnen und Forscherinnen und mache Experimente mit fünf Paaren, die die unterschiedlichsten Beziehungsmodelle leben.

Ist es nicht furchtbar unromantisch, wenn man das Thema Liebe und Partnerschaft so wissenschaftlich betrachtet? Geht da nicht eine Menge Abenteuer verloren?
Das dachte ich am Anfang auch und habe darüber mit dem Evolutionsbiologen Prof. Junker gesprochen. Er sagt, dass beim Kennenlernen vieles unbewusst in uns abläuft. Wenn es zum Beispiel zum ersten Kuss kommt und man dabei kein Kribbeln spürt, dann Beine in die Hand und weg. Unser Körper signalisiert uns in dem Moment, dass es nicht passt. Das hat auch mit unserer Nase zu tun. Dazu habe ich eine Geruchsforscherin befragt, die mir erklärt hat, dass es entscheidend ist, dass man jemanden gut riechen kann. So checken wir, ob das Immunsystem der anderen Person zum eigenen passt, denn in unseren Genen steckt evolutionär der Wunsch, gesunde Kinder zu zeugen. Hört sich wirklich unromantisch an, aber wir können das nicht bewusst steuern, deswegen wird die Liebe immer auch ein Abenteuer bleiben.

War es schwierig die fünf Probanden-Paare für die Reportage zu finden?
Uns war wichtig, möglichst unterschiedliche Arten der Liebe zu zeigen, deswegen haben wir ein Paar dabei, das seit fast 40 Jahren verheiratet ist, eins, das polygam lebt und ein anderes, das sich trotz drei gemeinsamer Kinder dafür entschieden hat, auch andere Beziehungen neben der eignen zu führen und damit polyamor ist. Alle waren direkt überzeugt, hatten aber auch Respekt vor den Experimenten, weil vorher natürlich niemand abschätzen konnte, wie sie ausgehen.

Wie lange hat es gedauert, bis sich die Paare an die Kameras in deren Alltagsleben gewöhnt hatten?
Das ging relativ schnell, was auch damit zu tun hatte, dass die ganz privaten Momente zuhause, von den Paaren mit der Handkamera aufgenommen wurden. So ist ein aufrichtiger und intimer Blick auf den Alltag und die damit verbundenen Herausforderungen für die Paare entstanden.

Können Sie sagen, ob die Paare im Nachhinein noch einmal an dem Experiment teilnehmen würden? Gab es nach der Experten-Analyse auch Trennungen?
Das denke ich auf jeden Fall. Ich habe mit allen intensive Gespräche führen können und hatte das Gefühl, dass sich alle wohl fühlen, währenddessen, aber auch nach unserem Dreh. Trennungen gab es übrigens keine, weder vor noch hinter der Kamera, ganz im Gegenteil, es gab sogar richtig schöne Nachrichten, aber dafür muss man bis zum Schluss dranbleiben.

Gedreht wurde in Hamburg und Berlin. Warum gerade nur in Großstädten? Wäre ein Stadt-Land-Vergleich nicht auch interessant gewesen?
Wir haben mit dem Paar, dass sich für die Polyamorie entschieden hat, in ihrem Zuhause, in einem kleinen Ort in Bayern, gedreht. Ich verstehe aber ihren Punkt und könnte mir für eine mögliche Fortsetzung einen Stadt-Land-Vergleich durchaus vorstellen, glaube aber, dass es für unsere Beweggründe nicht zwingend notwendig war. Ich möchte erfahren, warum wir uns verlieben, ob das in unseren Genen steckt, wie man sich in den richtigen Menschen verliebt, ob wir das steuern können und ob man die Haltbarkeit einer Beziehung messen kann. Wir haben dazu viele spannende Erkenntnisse gewonnen.

Sie selbst sind geschieden, würden Sie jemals wieder heiraten? Welche Faktoren müssten diesmal anders laufen?
Im Moment stellt sich mir die Frage nicht, aber ich kann sagen, dass ich wirklich sehr viel durch unser Social-Factual gelernt habe, aber auch durch die Zeit, in der ich alleine bin. Ich musste mich zum ersten Mal sehr intensiv mit mir auseinandersetzen, was manchmal anstrengend war und nicht immer leicht, aber ich bin sehr daran gewachsen und das wünsche ich jedem, der durch so eine Phase im Leben geht.

Blicken wir mal in die Zukunft. Wenn Sie in 50 oder 100 Jahren noch einmal diese Dokumentation realisieren würden, was glauben Sie, hätte sich im Vergleich zu heute geändert?
Ich nehme an, dann gäbe es Roboter, die einem das Essen bringen und die Wäsche machen. Und Sexroboter. Gute Aussichten also für italienische Männer. Aber im Ernst, ich denke, und das sieht man auch durch die Situation, in der wir momentan leben, dass man echte Nähe niemals ersetzen kann. Wir alle sehnen uns mittlerweile nach Umarmungen, Berührungen und einem unbefangenen Miteinander. Liebe wird es immer geben, das ist und bleibt eine tiefe Sehnsucht.

Sie arbeiten sowohl im Öffentlich-Rechtlichen als auch bei den Privatsender. Was gefällt Ihnen eigentlich besser? Was hat wo seine Vorzüge?
Die Kombination ist für mich zurzeit unschlagbar. Von der 20:15 Uhr Unterhaltunsgsshow auf ProSieben bis hin zum Social-Factual auf ZDFneo und der Ensemble-Arbeit für das politische Satiremagazin «Extra3» in der ARD, ist alles dabei. Ich bin gelernte Journalistin, die aber auch viel übrig hat fürs Quatsch-Machen und dazu bin ich eine Frau. Wieso also nicht all das ausleben? Vielleicht werde ich ja irgendwann auch beruflich eine monogame Beziehung eingehen, wenn alles stimmt. Das wäre für mich durchaus denkbar.

Was ist nervenaufreibender: Auf ein erstes Date gehen oder in Südtirol auf einer selbstgebauten Schaukel singen?
Naja, ich fasse es mal so zusammen: trotz Todesangst, hatte ich bei «Duell um die Welt» in 140 Meter Höhe, auf einer selbstgebastelten Schaukel sitzend, mehr Spaß, als vor jedem ersten Date. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auch nur einen Menschen gibt, der daten wirklich toll findet. Für mich ist es das pure Grauen, ich bin davor so nervös, dass ich am liebsten kurz davor absagen würde. Ich war aber auch lange raus aus dem Game und bin wirklich unglaublich schlecht im Daten und Flirten. Ich glaube, ein Mann würde nicht mal merken, wenn ich mit ihm flirte.

Nun verraten Sie mal: Wie lange ist für immer?
Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich an das „Für immer“ glauben möchte und daran festhalte, auch wenn ich weiß, dass es mehrere „für immer“ geben kann, weil ich die Erinnerungen an Menschen für immer bei mir tragen werde.

Die beiden Folgen der Reportage «Wie lange ist für immer?» mit Janin Ullmann ist am Donnerstag, 11. Februar, ab 20:15 Uhr bei ZDFneo zu sehen. Bereits seit 10:00 Uhr steht beiden Ausgaben in der ZDFmediathek zur Verfügung.
11.02.2021 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/124741
Veit-Luca Roth

super
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Wie lange ist für immer? Extra3 Duell um die Welt

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