Der Dokumentarfilm «Suzi Q» ging während der Pandemie unter. Quotenmeter sprach mit Suzi Quatro über den Film und das Leben.
Am 3. Juni 2020 feierte Suzi Quatro ihren 70. Geburtstag. Ihr zu Ehren kam mit «Suzi Q» ein aufschlussreicher Dokumentarfilm in die Kinos. Wegen Corona konnte sich das Werk aber nicht richtig durchsetzen, doch glücklicherweise ist es nun auch auf einigen Streaming-Plattformen (Amazon Prime, Google Play) abrufbar. Da erfährt man wie die Rock-Queen in den Siebzigern Konzertsäle mit Songs wie „Can the Can“, „48 Crash“ oder Devil Gate Drive“ zum Kochen brachte. Aber auch ein Einblick in das Privatleben der Amerikanerin wird gewährt.
Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihr Leben ausgewirkt?
Es ist eine verrückte Zeit und keiner weiß mehr, wie er sich dazu verhalten soll. Es ist ein komisches Gefühl. Man sollte aber nicht den Mut verlieren, und ich schon gar nicht. Denn ich habe mich immer als Kämpferin gesehen.
Kämpferin? Das müssen Sie erklären…
Ich glaube, das liegt mir im Blut. Meine Mutter hat immer gesagt, ich wäre ein süßes kleines Mädchen gewesen, gleichzeitig war ich aber auch bestimmend und wusste immer, was ich wollte. Was ich anpacke, führe ich auch zu Ende und keiner kann mich davon abhalten. Das gehört zu meinem Charakter. Warum ich mich so entwickelt habe? Ich weiß es nicht. Aber in meinem Business hat es sich ausgezahlt, eine Kämpferin zu sein.
Hat dabei auch geholfen, dass Sie mit Ihrem Vater schon als Kind auf der Bühne musizierten?
Ich habe die Sache aber erst mit 15 ernst genommen. Das ist 55 Jahre her, eine erschreckend lange Zeit, oder? Jetzt werde ich 70! Oh Gott, ich mag gar nicht darüber nachdenken.
Macht Ihnen das Älterwerden denn Angst?
Was auch immer, es ist mir egal. Ich mache kein Geheimnis daraus und schreie mein Alter auch auf der Bühne heraus. Tatsächlich bin ich sogar stolz. Sehen Sie mich an! Ich bin immer noch da. Das sollte man feiern (lacht). Eine andere Möglichkeit gibt es auch nicht. Kein Mensch wird jünger. Also bleibt nur, sich daran zu erfreuen, älter zu werden.
Das schönste Geschenk für Sie ist sicherlich die Dokumentation «Suzi Q»…
Die Idee entstand bereits vor 15 Jahren, aber damals wurde nichts daraus. Vor vier Jahren wurde ich dann von dem Regisseur Liam Firmager kontaktiert, der mir ein neues Angebot machte. Aber sein erster Satz zu mir war, dass er kein Fan von mir wäre. Ich fragte: ‚Warum willst du dann den Film über mich machen?‘ Und er: ‚Ich habe dich im Fernsehen sprechen gehört und war fasziniert.‘ Das allein reichte mir, zuzusagen, denn ich wusste, er würde sehr objektiv an die Sache herangehen.
Hat sich das bestätigt?
Mir wurde ein Mitspracherecht zugesprochen, was ich aber nicht angenommen habe. Denn ich mochte Liams Einstellung und sagte ihm: ‚Wenn es echt und ehrlich ist, was du machst, bleibt alles im Film, selbst wenn ich mich damit nicht wohlfühlen sollte.‘
Gibt es Momente im Film, bei denen Sie sich unwohl gefühlt haben?
Es ist ein ehrliches Porträt über mich, mit dem ich sehr zufrieden bin. Liam hat es geschafft, meine Lebensgeschichte nachzuerzählen mit allem, was gut und böse war. Am Ende des Films kennt man mich. Alle Seiten kommen zum Vorschein, meine Freude, meine Kämpfe, alles. Genauso wollte ich es haben.
Das würde bestimmt nicht jeder Künstler wollen…
Gewiss mögen es andere, geheimnisvoll zu bleiben. Aber ich bin Suzi Quatro – natürlich und offenherzig, selbst wenn ich auf der Bühne stehe. Ich gebe sehr viel von mir und will mich nicht verstecken.
Man könnte denken, Suzi Quatro ist Ihr Künstlername. Dem ist aber nicht so…
Ich wurde schon bei meinem ersten Vorsingen gefragt, wie mein richtiger Name laute würde (lacht). Ja, der Name ist so bühnentauglich, dass man denken könnte, er wäre ausgedacht. Tatsächlich heiße ich aber wirklich so. Mein Vater hat ihn mir gegeben.
Arthur Quatro – wie wichtig war er für Sie?
Meine erste Gitarre bekam ich von ihm. Er sagte zu mir: ‚Wenn du auf die Bühne gehst, hast du auch eine Verantwortung. Die Leute haben bezahlt, dich zu sehen, und dafür musst du ihnen auch etwas bieten.‘ Diese Worte sind in meinem Kopf fest verankert und daran halte ich mich.
Als Sie die Musikwelt eroberten, war eine harte Rocksängerin in Lederkluft völlig neu. War dieses Image von Ihnen gewollt?
Ich war schon immer ein wildes, lebhaftes Mädchen, eben ein Tomboy. Mein erstes Musikinstrument war ein Banjo. Ich hatte kurze Haare und trug Bluejeans – ein richtig toughes Mädchen!
Ihre großen Jahre waren die Siebziger. Vermissen Sie diese Zeit manchmal?
Gerade die Deutschen mochten mich sehr. Ich bekam bestimmt sechs oder sieben Bravo-Ottos und sogar einen eigenen Starschnitt. Das war eine schöne Zeit, aber viele Fans sind mir treu geblieben. Sie kommen noch immer zu meinen Shows. Es finden ‚Meet and Greet‘- Treffen statt und es ist ein gutes Gefühl, so treue Fans zu haben.
Stimmt es, dass Elvis Presley auf Sie aufmerksam wurde und Sie unbedingt treffen wollte?
Ja, das war 1974 und ich hatte gerade drei oder vier Hits vorzuweisen. Ich fühlte mich daher noch nicht bereit dazu, weil es kein Treffen auf Augenhöhe gewesen wäre. Ich wollte nicht wie das kleine Mädchen vor ihm stehen.
Sie sind in Detroit geboren, leben aber in England…
Trotzdem wird Detroit immer meine Heimatstadt bleiben. Ich lebe zwar nicht in Detroit, aber Detroit lebt in mir, auch wenn ich schon seit 1971 in England wohne. Ich habe noch immer die amerikanische Staatsangehörigkeit, und auch wenn meine beiden Kinder ziemlich britisch sind, weil dort großgeworden sind, würde ich mich selbst nie als Britin bezeichnen.
Wo fühlen Sie sich dann wirklich Zuhause?
Darauf weiß ich nie eine Antwort zu geben. Meine Wurzeln liegen in Detroit, in England habe ich mich häuslich eingerichtet, weil auch meine Kinder dort leben. Auf Mallorca haben mein Mann und ich auch noch eine Ferienwohnung, der neutrale Ort für uns. Das Haus in England gehört mir, das Haus in Hamburg ist seins und deshalb ist Mallorca der neutrale Boden.
Sie sind mit Rainer Haas, einem Deutschen, verheiratet. Heißt das, Sie beherrschen auch ein bisschen Deutsch?
Leider nein, aber ich habe es versucht. Als wir uns kennenlernten, war ich 43, und in dem Alter ist es schwer, noch eine weitere Sprache zu lernen. Ich verstehe aber ein bisschen, wenn andere sich unterhalten, ich selbst vermeide es aber lieber, Deutsch zu sprechen, weil ich bestimmt alles falsch aussprechen würde (lacht).
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
10.02.2021 17:03 Uhr 1
Danke für dieses Interview!! Wie 70 sieht Sie niemals aus.