Auf die ablehnende Haltung des Bundeskartellamts im Übernahmeverfahren Springer / ProSiebenSat.1 hat die Bertelsmann AG mit harscher Kritik reagiert. Das berichtet der "Tagesspiegel" in seiner aktuellen Ausgabe. Der Eigentümer der RTL-Gruppe wirft der Bonner Behörde Marktunkenntnis sowie Verstöße gegen die Nachweis- und Ermittlungspflicht vor: "Das Bundeskartellamt ist mithin verpflichtet, sich Kenntnis von allen möglicherweise relevanten Marktdaten zu verschaffen und die dafür erforderlichen Erhebungen vorzunehmen", steht in dem Schreiben der Bertelsmann-Anwälte, das dem "Tagesspiegel" vorliegt. "Die im Grundsatz fortbestehende Pflicht zur Amtsermittlung schließt ein, sich nicht auf eine bloße - zumal in der Sache unzutreffende - Kritik des Tatsachenvortrags und der Argumente der anmeldenden Unternehmen zu beschränken", heißt es weiter.
Die Axel Springer AG muss in zwei parallelen Verfahren die medien- und kartellrechtliche Genehmigung einholen, um ProSiebenSat.1 übernehmen zu dürfen. Am Montag gewährte das Kartellamt eine Fristverlängerung bis zum 20. Januar 2006 (Quotenmeter.de berichtete). Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich will ihre Entscheidung am 10. Januar fällen. Ist die Übernahme nicht bis zum 23. Januar 2006 vollzogen, muss Springer an die Verkäufergruppe um Haim Saban zusätzlich zum Kaufpreis in Höhe von 2,4 Milliarden Euro pro Tag rund 823.000 Euro zahlen. Maximal könnte sich der Kaufpreis so um 50 Millionen Euro erhöhen.• Springer