Die Idee, die hinter der Sendung steckt, ist natürlich lobenswert. Jeweils acht prominente Frauen wie Männer ziehen sich - mehr oder weniger – im Fernsehen aus und sollen den Zuschauern so die Scheu davor nehmen, selbiges bei einer Krebsvorsorge zu tun. VOX bedient den Voyeurismus, klärt informativ über die schlimme Krankheit auf und mischt das Ganze zu einer Show.
«Showtime of my Life - Stars gegen Krebs» – das lockte am Montagabend durchschnittlich 1,80 Millionen Zuschauer vor den Fernseher. Das ist ordentlich, das darf man als Erfolg werten. Wenn nun ein paar davon den Mut haben, zu einer Krebsvorsorge zu gehen, dann hat VOX sein Ziel erreicht. Fernsehen kann manchmal so einfach sein.
Fast zwei Stunden Nettolaufzeit sind aber einfach viel zu lang. Dazu noch ständig Werbung. Das Ganze hätte kompakter mehr Spaß gemacht. Vielleicht gehen ja ein paar der Reklame-Einnahmen an eine Krebs-Stiftung. So geriet das Eintreffen der Damen bei Gastgeber Guido Maria Kretschmer zu aufgebläht – wie das Kennenlernen beim Bachelor oder bei Frauen suchenden Bauern. Kurz vor 23 Uhr bleibt so die Aufmerksamkeit vielleicht auf der Strecke.
„Trau Dich, Dich auszuziehen!" VOX mischt die Kandidatinnen, sie sind – unabhängig vom Alter – alle auf ihre Art ziemlich attraktiv. Und hatten in irgendeiner Form schon selbst oder im Umfeld mit Brust, Prostata- oder Hodenkrebs zu tun. Ex-Fußball-Torfrau Nadine Angerer mag zwar den Trikottausch kennen, vor dem Tanzen aber – und darum geht´s in erster Linie – hat sie wohl eher Schiss als vor einem Arzt. Für Moderatorin Ulla Kock am Brink kommt das Ganz-Nackt-Machen eh nicht in Frage. Die Models Elena Carrière und Mirja Du Mont schaut man sich so oder so gerne an. Auch Sängerin Stefanie Hertel. Schriftstellerin Nicole Staudinger, die Brustkrebs hatte, und Schauspielerin Mimi Fiedler unterhalten gut in dem Format, die letzte «Let's Dance»-Siegerin Lili Paul-Roncalli ist ohnehin bildhübsch. Unterm Strich ein perfektes Casting und ein klares „kann man mal machen" in Richtung VOX.
Zumal nur schöne Bilder entstehen: Beim Auftritt der Showgirls am Ende, bei den Fotoaufnahmen zuvor. „Ausziehen light" – und mit Niveau. Als fast alle Hüllen fallen, filmt die Kamera nur von hinten. Vorher beim Tanz sind im Hintergrund Erinnerungen an diejenige Angehörigen zu sehen, die den Krebs nicht überlebten. Nicht die ersten paar Tränen in fast drei Stunden Fernsehabend.
Aber mal anders gedacht: Manchmal erinnerte «Showtime of my Life» ein bisschen an das frühere VOX-Format «Ewige Helden». Da trafen sich stets acht Ex-Sportgrößen zu Wettkämpfen, es gab acht wöchentliche Folgen, in jeder stand einer der Kandidaten im Mittelpunkt und konnte so seine beziehungsweise ihre Lebensgeschichte ausführlich erzählen. So hätten die «Stars gegen Krebs» noch mehr Tiefe bekommen. Und mehr Zuschauer.
Dienstagabend um 20.15 Uhr und parallel als Stream im Internet auf TVNOW lässt VOX nun noch die Männer ran zum Ausziehen. Auch hier sind Betroffene dabei, die selbst oder im Umfeld bereits mit Krebs zu tun hatten. Sportler wie Marco Russ (Fußball), Philipp Boy (Turnen) oder Uli Roth (Handball) treffen auf Moderatoren und Schauspieler wie Jimi Blue Ochsenknecht, Thorsten Nindel oder Jochen Schropp. Macht Euch nackig!
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