«Resident Alien» – Kritik zur Pilotepisode der schwarzhumorigen Alienserie
Mit einer Mischung aus «E.T. – Der Außerirdische» und «Ausgerechnet Alaska» versuchen sich Serienschöper Chris Sheridan und Hauptdarsteller Alan Tudyk an einer etwas anderen Sci-Fi Serie.
Das Alien Hah Re (Alan Tudyk) wird mit dem Auftrag, die Erde samt ihrer rückständigen Bewohner zu vernichten, zur Erde geschickt. Bei deren Überflug wird sein Raumschiff von einem Blitz getroffen, das Objekt zur Vernichtung der Menschheit geht verloren und das Raumschiff stürzt nahe der amerikanischen Kleinstadt Patience im Bundesstaat Colorado ab. Gezwungenermaßen nimmt das Alien die Identität des zurückgezogen lebenden Arztes Dr. Harry Vanderspeigle an, erlernt die englische Sprache und macht sich mit dem menschlichen Wesen vertraut. Als der einzige Arzt der Stadt Patience ermordet wird, suchen die Stadtbewohner die Hilfe des zurückgezogen lebenden „Arztes“ auf, der so ungewollt in das beschauliche Kleinstadtleben hineingezogen wird und mit den Menschen, die er eigentlich allesamt vernichten sollte, zusammenleben muss.
Die Grundgeschichte von «Resident Alien» ist alles andere als innovativ. Der unfreiwillige Kleinstadtarzt, relativ abgeschnitten vom Rest der Menschheit mitsamt einer ganzen Reihe quirliger Stadtbewohner erinnert etwas zu sehr an die 1990er Jahre Serie «Ausgerechnet Alaska» («Northern Exposure»). Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Schöpfer der Comicvorlage Peter Hogan und Steve Parkhouse die Serie kennen und eine ganze Menge „Inspiration“ aus ihr entnommen haben. Gewürzt mit einer Prise «E.T.» ist daraus «Resident Alien» entstanden. Für Originalität mag die Serie daher nicht gerade Bonuspunkte einfahren. Sie schafft allerdings denselben Balanceakt wie die 90er Jahre Vorlage und kann daher erzählerisch weitestgehend überzeugen. Die Erzählung driftet nicht allzu sehr von ihrer äußerst schwarzhumorigen Grundthematik ins Lächerliche ab und der Balanceakt zwischen dem teils grotesken Verhalten der Stadtbewohner und deren Herzlichkeit gelingt.
Dass die Serie in ihrer Prämisse funktioniert, ist auch auf Alan Tudyks Darstellung des Aliens, dass versucht die Menschlichkeit zu erlernen, zurückzuführen. Die Mimik Tudyks, der vor dem Fernseher sitzend versucht, die menschlichen Gesichtszüge und später deren Aussprache zu kopieren, gehört zu den unterhaltsamsten Teilen dieser Pilotepisode. Da Tudyk praktisch in jeder Szene präsent ist, dürfte den Verantwortlichen aufgrund seiner überzeugenden Darstellung des inhumanen Aliens ein Stein vom Herzen gefallen sein. Bisher wirkt «Resident Alien» wie eine One-Man-Show, der Rest des Casts fungiert eher als unterstützendes Fundament.
Das relativ geringe Budget des amerikanischen Kabelsenders Syfy bemerkt der Zuschauer lediglich zu Beginn der Folge, als beim Absturz des Raumschiffs und der Transformation vom Alien zum Menschen Special Effects eingesetzt werden, die nicht wirklich auf der Höhe der Zeit sind. Da diese allerdings nur einen sehr kurzen Zeitraum einnehmen und sich die Serie nur auf die Schauplätze der Kleinstadt samt umliegendem Land konzentrieren muss, ist dies zu verschmerzen. Es ist davon auszugehen, dass der Science-Fiction Teil der Serie in den anstehenden Folgen sowieso noch weiter zurückgefahren wird und sich die Autoren mehr auf das Zusammenleben der Kleinstadtbewohner samt neugewonnenem Mitbewohner konzentrieren werden, wofür kein ausgedehntes Special Effects Budget vonnöten sein wird.
Würde «Resident Alien» nicht bei Syfy laufen, könnte durchaus für alle an der Grundthematik Interessierten eine Empfehlung ausgesprochen werden, denn die Serie ist lustig, herzlich und kurzweilig. Sie erfindet die Uhr zwar nicht neu, baut aber ein bewährtes, ziemlich solides Uhrwerk ein. Da sich Syfy in den letzten Jahren allerdings den Ruf hart erarbeitet hat, praktisch jede interessante neue Serie nach einer bis zwei Staffeln mit offenem Ende abzusetzen («Deadly Class», «Dark Matter», «Happy! », «The Expanse», «Krypton», um nur einige zu nennen) sei diese Empfehlung mit Vorsicht zu genießen.
31.01.2021 10:30 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/124491
Marc Schneider
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel