In einer neuen Folge von «Nord Nord Mord» kommt ein Physiklehrer zu Tode - und kein Fernsehkommissar nervt so sehr mit seiner Klugscheißerei wie Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk).
Stab
Darsteller: Peter Heinrich Brix, Julia Brendler, Oliver Wnuk, Christina Hecke, Klaus Pohl, Rosmarie Röse
Drehbuch: Thomas Oliver Walendy
Schnitt: Sebastian Thümler
Kamera: Tobias Schmidt
Musik: Maurus Ronner
Regie: Berno KürtenEine wichtige Lektion: Wenn Sie Physiklehrer auf Sylt sind, wäre es eine außerordentlich dumme Idee, sich an einen Flaschenzug zu hängen, um sich von der Abiturientenklasse außen an einem Leuchtturm hochziehen zu lassen. Das würde nämlich schier zwangsläufig mit einem zehn Meter langen Fall in die Tiefe und Ihrem sofortigen Tod enden.
Gründe, unbemerkt den Karabinerhaken aus Stahl durch einen labbrigen aus Aluminium zu ersetzen, hätten viele: Ihre MS-kranke Frau, die kürzlich ihr Cello an den Nagel hängen musste. Oder eine Ihrer Schülerinnen, der jedes Mittel recht zu sein scheint, um die verhasste Matheklausur zu verschieben. Oder der Celloschüler Ihrer Frau, der geheimnisvoll um Ihr Haus streunt, wenn die Kommissare aus «Nord Nord Mord» auftauchen.
Zumindest der angeberische Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) kann gleich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Der soll nämlich am örtlichen Eliteinternat, wo der Physiklehrer das Zeitliche gesegnet hat, einen Einführungskurs in Kriminologie geben, und rattert deshalb in jeder freien Minute die Eckdaten berühmter deutscher Serienmörder runter. Wussten Sie außerdem schon, wie der höchste Berg im amerikanischen Nationalpark Yosemite heißt, und kennen Sie den Namen eines berühmten italienischen Geigenbauers, der nur ein einziges Cello hergestellt hat? Keine Sorge, Hinnerk Feldmann wird Sie in der neuen Folge von «Nord Nord Mord» mit seiner nimmermüden Klugscheißerei über all diese sinnlose Trivia und zahlreiche weitere uninteressante Fakten aufklären, und damit nicht nur Sie, sondern auch seine Kollegen und Verdächtigen konsequent in den Wahnsinn treiben.
Und wenn man den nervtötenden Kommissar Feldmann nicht gerade wegen seiner unausstehlichen Faktenaufzählerei an einen Flaschenzug an einem ganz bestimmten Leuchtturm wünscht, gerät sein neuer Fall vor allem: sterbenslangweilig. Mühselig und ohne allzu großen Spannungsaufbau hangelt sich Sievers mit seinem Team von einem nichtssagenden Indiz zum nächsten, um am Schluss doch beim Offensichtlichsten rauszukommen: Eifersucht, Affäre, Rache, wir haben’s doch alle gewusst.
«Sievers und der goldene Fisch» versucht nicht einmal, seine Zuschauer emotional an seine Figuren und seinen Fall zu binden. Nur ganz beiläufig darf sich die Hauptfigur einen kleinen Goldfisch anschaffen, um an diesem Talisman zu lernen, sich selbst wieder zu spüren. Doch gerade die Episodenrollen um den abgestürzten Physiklehrer sind unangenehm kalt und steril und laden aufgrund ihrer einfachen Durchschaubarkeit und durchkonstruierten Drehbuchhörigkeit nicht gerade zur Identifikation oder zum Mitgefühl ein. Da hilft es auch nichts, wenn man dank Hinnerks lexikonartiger Monologe mit sinnlosem Wissen bepackt zumindest ein bisschen klüger aus dieser Folge hinausgeht.
Das ZDF zeigt «Nord Nord Mord – Sievers und der goldene Fisch» am Mittwoch, den 6. Januar um 20.15 Uhr.
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