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Buchclub: ‚Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran‘

Das Werk von Éric-Emmanuel Schmitt gehört schon zu den Klassikern. Es wurde erst im Jahr 2003 veröffentlicht.

"Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" von Éric-Emmanuel Schmitt ist keine leichte Lektüre. Auf nur 120 Seiten eröffnet sich dem Leser eine Welt der scheinbaren Sinnlosigkeit des Lebens, der Lebensbejahung und vor allem die Suche nach dem Glück, das scheinbar so einfach zu haben ist. Die Hauptprotagonisten der kurzweiligen Erzählung sind Monsieur Ibrahim und der Elfjährige Moses aus der Rue Bleue in Paris. Ausgedacht hat sich das der französische Dramatiker und Romanautor Éric-Emmanuel Schmitt. Damit ist ihm ein 'großer Wurf' gelungen, "wie ein frischer 'Tropfen in einem Ozean der Gleichgültigkeit" (L'Express). Es ist vor allem ein Plädoyer für die leisen Töne in einer lauten Welt, für Toleranz, Menschlichkeit, Weisheit und Güte.

Der Beginn einer zarten Freundschaft
Monsieur Ibrahim ist "der Araber an der Ecke", dabei ist er eigentlich ein Türke aus Ostanatolien. Das einzige Buch das er kennt, ist der Koran. Er wird zum Mentor und später zum Adoptivvater des 11jährigen Moses, den er liebevoll Momo nennt. Moses ist Jude und lebt alleine mit seinem mürrischen Vater, der ein erfolgloser Rechtsanwalt ist und es nicht verkraften kann, dass seine Eltern im KZ umgekommen sind. Er ist außerstande dazu, seinen Sohn zu lieben und ihm ein guter Vater zu sein.

Moses obliegt die gesamte Arbeit im Haushalt, nachdem die Mutter die Familie verlassen hat. Das Vater-Sohn-Verhältnis ist rätselhaft, der Vater vergleicht ihn ungerechterweise mit dem, wie sich später herausstellt, imaginären Bruder Popol, der angeblich bei der Mutter lebt. Moses wächst ohne Liebe und Orientierung auf und bringt sein abgezweigtes Haushaltsgeld sogar zu Prostituierten. Er stiehlt auch Konserven im Laden von Monsieur Ibrahim, und glaubt, der alte Mann merke davon nichts. Dieser hat ihn aber schon längst durchschaut und versucht, auf seine Weise dem Jungen zu helfen. Als in der Rue Bleue eine Filmepisode mit Brigitte Bardot gedreht wird, kommen der Junge und der Krämer sich näher.

Die Blumen des Koran
Monsieur Ibrahim strahlt eine stoische Ruhe aus, wie er so tagein, tagaus, Jahr für Jahr auf seinem Hocker im Laden sitzt. Dabei zitiert er Lebensweisheiten aus dem Koran. Er wirkt als Inbegriff von Güte und Weisheit und ist für viele der Mittelpunkt des Viertels. Als der Vater von Momo sich das Leben nimmt, wird Monsieur Ibrahim endgültig zum Vater des Jungen. Er adoptiert ihn. Gemeinsam durchstreifen Sie Paris.

Dabei bringt er ihm auf seine ganz eigene Weise die Schönheiten der Welt, alltägliche Lebensweisheiten und den Sinn des Lebens bei. Vor allem lehrt er ihn die Kunst des Lächelns und alles mit Humor zu nehmen. Aber die beiden begeben sich nicht nur auf eine innere Reise, sondern mit dem Wagen von Monsieur Ibrahim geht es zuerst in die Normandie und dann in die Türkei. Den 'Goldenen Halbmond' erreichen sie nach einer mehr als abenteuerlichen Autofahrt. Hier endet das irdische Leben von Monsieur Ibrahim, und Momo beerbt den alten Mann.

Ein Lächeln zum Schluss
Der Reigen schließt sich, als nach vielen Jahren die Mutter im Krämerladen von Momo auftaucht und ihre Enkel ihr unerkannt über die Knie klettern. Die kleine Erzählung wurde meisterhaft mit Omar Sharif in der Hauptrolle verfilmt, dessen verschmitztes Lächeln Monsieur Ibrahim wunderbar charakterisiert.

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29.12.2020 12:12 Uhr Kurz-URL: qmde.de/123744
Sebastian Schmitt

super
schade


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