Als Kind türkischer Einwanderer erlebte Serdar Somuncu das Weihnachtsfest bislang nur aus der Ferne. Das soll sich in diesem Jahr ändern, denn der Kabarettist möchte endlich lernen, was Weihnachten bedeutet. Im Quotenmeter-Interview verrät er, wie er früher Weihnachten verbracht hat und wie es sich anfühlt eine Tour abzusagen.
Herr Somuncu, das kommende Jahr ist ein sogenanntes Superwahljahr. Neben verschiedenen Landtagen wird auch der Bundestag gewählt. Wie geht es eigentlich Ihrer politischen Karriere?
Ich bin raus aus dem Business. Ist mir zu schmutzig. Ständig Leute anzulügen und ihnen das Blaue vom Himmel zu versprechen und dann auch noch Haue kassieren, ist nicht mein Ding. Sollen die anderen das mal machen. Ich war nie glaubwürdig und ernsthaft daran interessiert, Politiker zu sein. Gerade deswegen, war ich auch authentisch.
Und einmal ganz allgemein gefragt: Wie geht es Ihnen persönlich? Kommen Sie gut mit dem Lockdown klar?
Es geht mir beschissen, oder glauben Sie, ich bin einer von denen, die sich sagen „endlich mal Ruhe“. Ich könnte kotzen, dass ich meine Touren verschieben musste und ich kann auch keine Zoom-Konferenzen mehr ertragen. Aber immerhin habe ich den Kühlschrank voll und ‘ne warme Jacke für den Winter. Das tröstet mich ein wenig.
Ende Oktober mussten Sie Ihre Tour absagen. In der Mitteilung schwang eine ganze Menge Frust und auch Wut mit. Worüber sind Sie denn genau frustriert und wütend?
Es macht keinen Spaß 32.000 Leuten, die sich seit Monaten auf meinen Auftritt gefreut haben, zu sagen, dass man die Tour auf den Sanktnimmerleinstag verschieben muss. Und auch für das eigene Gefühl ist es nicht besonders schön, null Einnahmen bei 100% Ausgaben inklusive Steuern zu haben. Gottseidank war ich die letzten Jahre fleißig, um mich von meinen Reserven zu ernähren. Aber irgendwann ist auch damit Schluss. Und deshalb bin ich schon jetzt dazu übergegangen für meine Existenz zu betteln und habe auf meiner Website einen Moneypool eingerichtet, in den Leute, die an meine Arbeit glauben, einzahlen können. Um Würde geht es dabei schon lange nicht mehr. Das ist der nackte Überlebenskampf.
Nun stehen die Feiertage an, nach Weihnachten beruhigt sich die Zeit auch ohne Lockdown. Wie verbringen Sie die Tage?
Ich mache nichts. Ich bin laut Pass Moslem. Am 26.12. arbeite ich sogar im Internet. Ansonsten versuche zu rekonstruieren, wie ich mir das Weihnachtsfest vorstelle. Viele Angaben, außer, dass die meisten sagen, dass sie nächstes Jahr alles anders machen, habe ich dazu ja nicht.
Wie verbrachten Sie früher die Weihnachtstage?
In quälender Agonie.
Ihr Repertoire ist gewaltig und Sie können zahlreiche Facetten bespielen. So ganz weiß man also nie, was passiert, wenn Sie die Bühne betreten. Am 26.Dezember laden Sie zur Weihnachts-Live-Show «Allah Jahre wieder». Worauf kann sich der Zuschauer gefasst machen?
Ich weiß es selbst nicht. Aber ich habe Bock darauf. Zusammen mit vielen Gästen und meinem Redakteur Jürgen König werden wir versuchen, den Leuten ein wenig Abwechslung in der Tristesse der aufgezwungenen Besinnlichkeit zu bieten. Ich bin selbst gespannt.
Der Titel wirkt durchaus provokant. Was meinen Sie?
Was ist daran provokant? Jedes Versandhaus hat schlimmere Sprüche. Ich finde das sogar witzig.
Die Show wird live und interaktiv gestreamt werden. Was erhoffen Sie sich von ihrem Publikum?
Dass sie Spaß haben und sich darüber freuen, endlich wieder einen schönen Abend ohne Angst und Schrecken verbringen zu können.
Angekündigt wurde neben prominenten Gästen auch ein Auftritt von Knecht Ruprecht. Wird es eine Abrechnung mit dem zurückliegenden Jahr geben? Kommt der Hassprediger zu einem Comeback?
Wird man sehen. Ich halte mich neuerdings zurück, weil ich weiß, dass die Leute eine sehr geringe Toleranzspanne haben, wenn es darum geht eine Rolle als ernst und das Ernste als Rolle zu verkaufen.
«Allah Jahre wieder – Ein Muselmann feiert Weihnachten» wird am 26. Dezember ab 20 Uhr live und interaktiv gestreamt. Tickets gibt es hier..
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